1297 - Zweikampf der Sothos
dann..." Ich brauchte den Satz nicht zu beenden. Stalker wußte auch so, daß er dann ausgelöscht werden würde.
Doch er reagierte anders darauf, als ich es erwartet hatte.
„Im Raum hätte ich keine Chance", erklärte er völlig ruhig, als hätte er soeben einen Entschluß getroffen, der so unumstößlich war, daß es für ihn kein Zaudern und keine Furcht zu geben brauchte. Er lachte unnatürlich schrill, dann deutete er schräg auf den Boden, ins kristallerfüllte Tal der Läuterung hinein. „Darum wird die Entscheidung hier fallen. Ich werde Tyg Ian dazu zwingen, sich mir in diesem Tal ganz allein zu stellen."
„Wie willst du ihn dazu zwingen?" fragte ich respektlos, denn meine Zweifel an der Unfehlbarkeit Stalkers hatten überhand genommen. „Er wird niemals auf seine Vorteile verzichten."
„Ihr kennt mich alle noch nicht richtig", entgegnete Stalker mit ätzendem Spott. „Ich bin ein Meister der Intrige, aber anstatt von mir zu lernen, habt ihr euch jedes Malnur schamhaft von mir abgewandt, wenn ich euch ein neues Intrigen-Lehrstück vorführte.
Keiner von euch hat begriffen, daß ich euch beibringen wollte, wie ihr auch dann im Permanenten Konflikt überlebt, wenn der Feind euch hundert- oder tausendfach überlegen ist."
Er stampfte mit dem Fuß auf.
„Ihr werdet es erleben: Tyg Ian kommt allein hierher, weil ich es so will. Natürlich wird sein Animateur bei ihm sein, aber ein Animateur ist kein großer Kämpfer, sondern nur ein Anheizer und Aufstachler."
Abermals deutete er in das von schmerzhaft blendender und dennoch unermeßlicher Schönheit erfüllte Tal der Kristalle hinein, deren dunkle Turmballungen aus dem „Rasen" der Myriaden anderer Kristalle herausragten. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich etwas Ähnliches schon einmal in einem Traum erlebt.
„Sobald er dort ist und im Zentrum der Impulse der Terzolos steht und darum ringen muß, seinen Verstand nicht zu verlieren, werde ich über ihn herfallen und ihn zerreißen!"
verkündete Stalker siegesgewiß.
Jetzt begriff ich, was er vorhatte.
Es war genial - und es konnte funktionieren. Allerdings, wenn es nicht funktionierte, dann würde ich nicht in Stalkers Haut stecken mögen.
Ich winkte Monzos zu mir, der in der Nähe stand.
„Für den Fall aller Fälle müssen wir beide uns bereithalten, Stalker zum Knochenfriedhof und von dort in die subplanetarischen Anlagen zu führen und in Sicherheit zu bringen", raunte ich ihm zu.
„Du hältst also weiterhin zu ihm, obwohl du gar nicht weißt, wie die Shana Tifflor und Selegris inzwischen zu ihm stehen?" erkundigte sich der Kosmoarchäologe, mit dem ich längst über alles ausführlich gesprochen hatte.
„Solange ich nichts anderes weiß, muß ich davon ausgehen, daß sie noch zu ihm stehen", erwiderte ich. „Ich wüßte nicht, wie ich Shan Tifflor je wieder gegenübertreten könnte, wenn ich jetzt zweifelte und seinen Sotho im Stich ließe."
„Was soll ich tun?" fragte Susan Evillar und erinnerte mich dadurch daran, daß wir immer noch in Funkverbindung standen.
„Veranlasse, daß die Korvetten und Moskito-Jets der RIBALD CORELLO sich bis dicht an die Atmosphäre Terzrocks zurückziehen!" riet ich ihr. „Von Stalker darfst du zur Zeit keine Befehle erwarten. Aber laß in den Raum horchen - und falls du feststellst, daß Shan Tifflor sich dem Terz-Tos-System nähert, dann gib mir sofort Bescheid!"
„In Ordnung", sagte Shan Evillar erleichtert, dann umwölkten sich ihre Augen. „Shan Sokratos, mein Freund Uclar Wesen ist auf dem Weg zum Tal der Läuterung. Bist du so lieb und nimmst dich seiner an, wenn er dort ankommt?"
Ich war gerührt.
Vielleicht versäumten wir zweigeschlechtlichen Haluter sehr viel, da wir niemals die innigen Beziehungen kennen lernten, die zwischen eingeschlechtlichen Wesen wie den Menschen gang und gäbe waren. Ich dachte dabei gar nicht so sehr an die physischen Vorgänge, die mit der Reproduktion solcher Wesen verbunden waren, sondern an das, was sie Liebe nannten und was sich offenbar auf einer höheren Ebene abspielte als auf der sexuellen."
„Ich werde dafür sorgen, daß ihm nichts zustößt, Shan Evillaros", versicherte ich.
Falls Uclar Wesen überhaupt bis hierher kommt! fügte ich in Gedanken hinzu. Denn auf dem Weg muß er unweigerlich auf die zehn STAR WARRIORS treffen, die von den zweitausend Halutern meines Trosses einfach überrannt und beinahe in den Boden gestampft worden waren - wenn auch nicht aus bösem Willen, sondern weil
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