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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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wäre angesichts der Zahl der verbliebenen Haare vermessen gewesen — war er ein ideales Reittier für die Kletten. Alle fünf Minuten wechselten sie einander ab, begierig zwar, doch ohne Drängeln. Ferdi schaute auf die Uhr. Onkel war nicht unwillig. Er setzte Huf vor Huf, wenn auch langsam.
    Keiner hatte es eilig. Ferdi, der am Morgen beim Umgraben des Rosenbeetes geholfen hatte, war müde von der Arbeit und stolperte zufrieden dahin. Bernd und Bubi preßten beim Reiten die Beine eng. an Onkels Leib, hielten sich mit beiden Händen am Haarbüschel fest, spannten alle Muskeln an, bis das Sitzen auf dem harten Eselsrückgrat fast unerträglich wurde, und waren von brustzersprengender stummer Seligkeit erfüllt. Don Chaussee drängte nicht. Er hatte das Rosenbeet fertig und zwei weitere Beete aus dem Rasen ausgestochen, und nun bekam er auch noch das Holz. Für eine Tagesleistung reichte es. Wäre Förster Kösters nicht zu Hause gewesen, hätte es sowieso länger gedauert. Weshalb also rasen? Er mochte keine blinde Hast. Er zog mit den Schultern die Hosenträger höher, spuckte ein wenig Tabaksaft aus und zog die Waldluft * ein. Das Moos hielt den Tau fest, und wenn, wie heute, die Sonne so warm durch die Buchen schien, dampfte es am Boden, und jeder Schritt riß die Decke wabernder Gerüche auf, wirbelte sie hoch bis an die Nasen. Es roch nach Moos und faulem Laub, nach dem Farn, der den Eichenaufschlag in üppigen, gelbgrün gefiederten Fächern flankierte, nach Bucheckern und raschelnden Blättern, »nach Kiefern und Nüssen; es roch süß und herb und herbstlich. Don Chaussee war glücklich.

7. Kapitel

    Das Schuppenschloß war gut repariert; der Schlüssel rutschte fast von selbst hinein und drehte sich lautlos. Don Chaussee zog kurz die Brauen hoch: Er wußte, wie schwierig die alten Dinger zu handhaben waren. Das war genau einmal zu gut gemacht für einen Jungen von noch nicht vierzehn Jahren. — Leos Alter sitzt. Einbruch... Er erinnerte sich an die Worte seiner Frau. Hm. Seine Taschenlampe glitt über die Geräte an der Wand und auf den kleinen Halbboden. Das mußte mal aufgeräumt und so gestellt werden, daß die zueinandergehörigen Geräte jeweils mit einem Griff gepackt werden konnten. Unter einem unordentlichen Haufen Reisig stieß der Lichtstrahl auf einen Karton. Er angelte ihn zu sich heran. Ein paar Groschenhefte lagen darin, ein abgeblätterter Kinderkreisel, zwei Zeitungsausschnitte mit rotumrandeten Polizeiberichten vom Einbruch einer Kinderbande in ein Schuhgeschäft, ein buntes Seidentaschentuch, eine Trillerpfeife, ein rostiger leerer Revolver und die Fotografie einer blassen, kränklichen jungen Frau, deren Ähnlichkeit mit Hubert in die Augen sprang. — »... leichtsinnig und versoffen...« Sie sah nicht danach aus. Wahrscheinlich Tb. Und der harte Hubert versteckte sie hier. Don Chaussee schob den Karton, wie bei einem Unrecht ertappt, hastig zurück. Verschließbare Schubladen müßten sie haben, dachte er fast ärgerlich und beschloß, sie zu zimmern. Er nahm einen Spaten, fuhr prüfend mit dem Daumen über die Schneide, nickte befriedigt, schulterte ihn. Im Hinausgehen fiel ihm seine Pfeife ein. Die Finger gruben in der Tasche, ein Streichholz flammte auf, beleuchtete die langen Falten seines Gesichts und die Lippen, die sich genießerisch um das Mundstück schlossen. Ein, zwei vorsichtige Züge, das Streichholz segelte in einem rotglimmenden Bogen durch die Dunkelheit, verlosch im Tau. Der Schlüssel drehte sich wieder im Schloß.
    Don Chaussee trottete zum Garten hinüber. Er hatte ihn sich angesehen und wußte auch im Düstern, was zu tun war. Außerdem wurde es im Osten schon grau. Das ging jetzt schnell — viel zu schnell für seinen Geschmack. Er war ein Frühaufsteher und arbeitete gern in der krispen, steifen Kühle der ersten Dämmerung. Schuddernd stand man auf, unwillig, noch nicht wieder ganz diesseitig, und arbeitete sich dann mit dem wachsenden Licht in den Tag hinein, und allem Lebendigen rundum erging es ebenso. Wo jetzt Bodennebel wie zäher Brei zwischen den Büschen hing, würde
    in zwei Stunden die Herbstsonne in den Fäden des Altweibersommers funkeln.
    Er bückte sich und begann erbarmungslos alles auszurupfen, was im Garten stand. Bald häuften sich Laub und frunzelige Kohlköpfe auf dem Mittelweg. Die Scherben der Flaschen sammelte er gesondert; es kostete Mühe, sie wirklich restlos aus dem Boden zu entfernen. Und währenddessen dachte er ruhig: Könnte man

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