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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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doch auch aus den Kinderseelen das Unkraut so herausrupfen und sammeln und verbrennen. Unkraut? Was wußte er denn überhaupt davon? Ein Kreisel, ein Revolver und eine Fotografie, ein störrischer Prahlhans, der ihm schweigend lauschte, tückische Blicke und ein verlorenes Jungengesicht im Schlaf. Was wußte er mehr? Wie eine Befreiung vom hilflosen Grübeln war der erste Spatenstich. «. Von nun an arbeitete er gleichmäßig weiter, alles Denken von sich schiebend. Die letzte Morgenstarre wich aus seinen Muskeln; sein sehniger Körper in den schlotternden, zu weiten Hosen war entspannt und zugleich wieder ein wenig gespannt, angenehme Wärme breitete sich von den Schultern her über Arme und Rücken aus. Bald flog die Jacke auf die Hecke, rutschten die Hemdsärmel höher.
    Als vom Haus her der Duft frischer Buchweizenpfannkuchen herüberzog, sah er zufrieden auf die langen, akkuraten Reihen feuchtglänzender brauner Schollen hin, schulterte den Spaten, klopfte die Pfeife aus und begab sich wieder zum Schuppen. In der Jacke trug er ein kugeliges dunkles Etwas mit sich.

    Frau Martha sah immer aus, als gehe sie gar nicht zu Bett. Sie verließ ihr Schlafzimmer genauso, wie sie es abends betreten hatte: pricksauber, beherrscht und gleich mitten in der Arbeit. Langsames Auftauchen oder Verschlafensein war ihr ein Greuel. Die Läden an der Küche flogen auf, das Feuer schien sich fast von selber zu entzünden, und schon kochte das Kaffeewasser, und die Pfannkuchen brutzelten. Schwester Monika nörgelte derweilen mit den Kleinen und sehnte sich allmorgendlich danach, mit einem Mann verheiratet zu sein, der erst um neun Uhr im Büro sein mußte.
    Don Chaussee bewunderte das reibungslose Abwickeln des Frühstücks immer aufs neue , wenngleich ihn die Schweigsamkeit morgens besonders schockte. Sowie die einzelnen Kinder hereinkamen, flogen die Pfannkuchen auf die Teller, jedes bekam einen Löffel Kraut daraufgestrichen, Milchkaffee eingegossen, eine Scheibe Schwarzbrot danebengelegt. Vor den Gedecken lagen die Schulbrote schon verpackt. Punkt halb acht stellten sie sich nebeneinander auf, zeigten Ohren und Hände vor und marschierten zur Schule. In so was war Martha unübertrefflich.
    Die wohlige Wärme von der frühen Gartenarbeit hielt an. Und die Pfannkuchen am Morgen waren Heimat; das gab’s nur hier. Er trug eine ordentliche Portion davon ins Krankenzimmer. Der liebe Kranke fraß weiterhin und ließ sich dabei berichten, wie auch sein Partner draußen, der bissige große Esel, fraß und täglich stärker wurde. Hubert tat zwar, als interessiere es ihn nicht die Bohne, doch ließ er es seit dem ersten Abend im Krankenzimmer nur bei verächtlichem Grunzen bewenden.
    Während er den vierten Pfannkuchen in sich hineinstopfte, stieß Don Chaussee das Fenster auf. »So ‘n Mief!«
    Hubert knurrte augenblicklich, froh über die Gelegenheit, sich wieder bockig erweisen zu können: »Zumachen. Mir ist kalt .«
    Don Chaussee achtete nicht darauf. Er beugte sich hinaus, langte auf die Bank unterm Fenster und holte einen Pappkarton herein. Er setzte ihn geöffnet auf das Bett. »Da hast du Gesellschaft«, sagte er.
    Drinnen war ein junger Igel. Huberts verdrossenes Gesicht wandelte sich; er vergaß, daß er die ganze Erwachsenenblase nicht ausstehen konnte. Der Igel war zur Kugel zusammengerollt, zwischen den drohend wegstarrenden Stacheln klebten noch feuchte Sandklumpen.
    »Warte«, sagte Don Chaussee und verschwand. Als er wiederkam, sah er Blutstropfen auf Huberts gesunder Hand. Natürlich mußte der Bengel versuchen, seinen Dickschädel durchzusetzen und den Igel mit Gewalt zu öffnen. Er konnte sich nicht enthalten zu bemerken: »Das kommt davon .«
    »Warum zeigt er seinen Kopf denn nicht ?« fragte Hubert, es überhörend.
    »Gib mal die Untertasse her .« Don Chaussee goß etwas Schnaps darauf, rührte ein bißchen Zucker hinein und stellte es vor die Stachelkugel hin. Sofort kam sie in Bewegung. Das Fell zuckte, leise schoben sich der vordere und der hintere Teil des Panzers auseinander, er streckte sich, behutsam schob sich das Schnäuzchen vor. Die Stirn schien zornig gefaltet, doch der süße Duft glättete die Falten alle.
    »Du kriegst die Motten — der säuft Schnaps«, sagte Hubert überwältigt.
    »Und ob! Behalt ihn hier, aber rühr ihn im Anfang nicht zuviel an. Du kannst ihm nach und nach den Rest Schnaps hier geben. Sieh ®al zu, was er macht .«
    Hubert starrte fasziniert in den Karton.
    »Verehrte

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