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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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der Decke baumelnden Eierpfanne erwischt, wäre sie hinterrücks gestürzt. Und das alles, weil sie im Finstern mit der Hand etwas Weiches, Haariges, Klebriges gestreift hatte.
    Im gleichen Moment entschwand der formlose Gegenstand aus dem Türspalt. Tritte stuckerten auf den Fliesen.
    Schwer atmend, ein wenig taumelig von dem doppelten Schrecken, stand sie ihm einen Augenblick später in der Küche gegenüber. Ein Esel, der nur aus Kanten und Vorsprüngen bestand, ein x-beiniges Klappergestell voll brauner Jodflecken, verdrückte sich mit dem Hinterteil zwischen Tisch und Herd. Wie ein Astknorpel aus abgetretenen Dielenbohlen, so stach sein Brustbein zwischen den Schultern hervor: spitz vom lebenslangen Hungern, glattgescheuert von den Riemen allzu schwerer Lasten. Der massige Kopf mit den breiten Kinnbacken pendelte an dürrem Hals; ein Auge war geschlossen, das andere starrte ängstlich und zugleich abgestumpft zu ihr empor. Das Maul war rot und feucht.
    Es war das Maul, das sie kreischend wütend machte, ganz unmittelbar, ohne ihren Willen. Mit zwei Sätzen war sie an der Wohnzimmertür, riß sie auf, schrie: »Bringt das Vieh ‘raus !«
    Der jähe Ausbruch verschlug den Malenden den Atem, ehe sie auffuhren und den Esel nach draußen zerrten. Uwe unter den Arm gepreßt, gleichermaßen aufgestört und neugierig, fegte Schwester Monika in die Küche, den Mund fragend geöffnet.
    »Rhm — wieder der Esel«, sagte Frau Martha. Sie rang um Selbstbeherrschung. Ihre Kiefer mahlten. Wie hatte sie nur so kreischen können? Es war ihr noch nie passiert.
    »Bloß gut, daß Sie noch rechtzeitig gekommen sind«, seufzte Schwester Monika und setzte Uwe auf den Tisch, »sonst hätte er wieder was kaputt gemacht .«
    »Nein«, sagte Frau Martha schneidend und fand in der gewohnten Verachtung für die Dummheit ihrer Umgebung das Gleichgewicht wieder, »kaputt gemacht hat er diesmal nichts. Wenn Sie Ihre Augen aufmachten, würden Sie freilich bemerken, daß er die ganze unabgefüllte Marmelade aufgeleckt hat. Wir können also mit der nächsten Partie anfangen, womit zugleich die Frage beantwortet ist, was wir mit dem restlichen Nachmittag beginnen sollen. Und draußen hat er den Kartoffeleimer umgeworfen .«
    Noch ehe die ob dieses Angriffs restlos Verwirrte hinausstürzen konnte, um den Schaden zu beheben, sahen Ännes boshaft funkelnde Augen um die Tür. »Sie brauchen sich nicht zu beeilen«, sagte sie katzenhaft, »die Kartoffeln hat er auch aufgefressen .«
    Doch diesmal brachte die Schadenfreude ihr keinen Gewinn. Frau Krapp drehte sich um: »So! Dann hol einen neuen Eimer voll und schäl sie !« Änne schnitt hinter ihr eine Fratze.
    Andreas und Leo schleppten auf dem Rückweg Malwine herbei, die unter einem Busch gesessen und auf die Esel gestarrt hatte. Vermutlich hatte sie auch das Wiesentor offengelassen.
    »Habt ihr gezählt, ob alle Esel auf der Weide sind? Der eine reicht mir für heute .«
    »Hm .« Andreas nickte gleichgültig.
    »Was heißt >hmhm< sagen, sondern eine vernünftige Antwort geben .«
    »Alle neun«, sagte Andreas widerwillig. Er ließ sich immer jedes Wort aus dem Mund ziehen.
    Frau Martha sah ihn irritiert an. »Neun? Dann fehlen ja doch zwei. Sucht sie und bringt sie auf die Weide .«
    Leo gab eine völlig blöde Antwort. »Onkel Otto is ja weg«, sagte er, als sei damit alles geklärt.
    Sie sah ihn an, als sei er nicht bei Trost. »Ich habe dich zwar nie für ein Kirchenlicht gehalten«, spottete sie eisig, »doch diese Esel scheinen dich den letzten Rest an Grips zu kosten. Was soll das Ganze heißen ?«
    Das war heute das zweite Kompliment für seine Intelligenz, und wenn Leo über das erste am frühen Morgen schon entrüstet gewesen war, so hatte er immerhin eine gewisse Berechtigung zu Andreas’ Bemerkung nicht leugnen können; um so wütender machte es ihn nun, wo er ganz schuldlos verhöhnt wurde. Beide Hände in den Hosentaschen zu Fäusten geballt, die niedrige Stirn gerunzelt, rollte er einen Schritt auf sie zu, schob den fetten Nacken vor und knurrte: »Sie! Das lass’ ich mir nicht gefallen! Kann ich was dafür, wenn Ihr Oller Onkel Otto mitgenommen hat und die Kletten und den feinen Pinsel von Ferdi? Spazierengehn, wenn wir blöde Sprüche schreiben...«
    Weiter kam er nicht. Eine Ohrfeige klatschte, eine zweite. »Untersteh dich, mir noch mal mit einer Silbe zu erzählen, was du dir gefallen läßt oder nicht! Und den >blöden

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