13 - Der Gott der Finsternis
erinnere mich. Jedenfalls steht der Richter jetzt nicht mehr auf der Jäger-Hitliste.« Cordelia unterbrach sich mit verwirrter Miene. »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
»Auf gar nichts. Es ist nur, dass. ich kann nicht ins Einkaufszentrum gehen, ohne darüber nachzudenken. ob wir alle Stücke gefunden haben.« Willow erschauderte. »Es ist, als würde ich jederzeit damit rechnen, ein Stück von ihm in einem Erdbeer-Milchshake zu finden oder so.«
»Oh, das Aroma der Woche: Dämonentrunk.« Verärgert verschränkte Cordelia die Arme vor der Brust. »Danke Willow. Von nun an werde ich im Einkaufszentrum nie wieder einen Milchshake trinken können.« »Sorry.« Leicht geknickt, war Willow dankbar für die Unterbrechung, als Giles aus seinem Büro kam. Sie mochte es, wenn er Pullover trug. Das lässige Kleidungsstück milderte ein wenig die britische Strenge, die sich permanent in sein Gesicht eingegraben hatte.
Giles reichte ihr eine hingekritzelte Notiz. »Würdest du das bitte abtippen und ausdrucken? Ich brauche vier oder fünf Kopien, um sie in der Schule auszuhängen.«
»Sicher.« Willow überflog die Mitteilung über die Absage des Wochenendausfluges. »Werden die anderen Schüler aus dem Geschichtsclub nicht sauer sein? Ich meine, wenn sie herausfinden, dass wir hingehen und sie nicht.«
»Diesen Punkt habe ich nicht in Betracht gezogen.« Giles stützte sich auf den Tisch und rieb sich die müden Augen. »Da meine Tezcatlipoca-Theorie nicht nachgewiesen werden konnte, mag es sein, dass ich überreagiere. Solange aber zwei Personen vermisst werden und ein Jaguar Sunnydale als Jagdgebiet missbraucht.« Plötzlich richtete er sich auf, als die Tür zur Bibliothek geöffnet wurde.
»Störe ich?« Lucy Frank betrat den Raum.
Willow konnte sich nicht entscheiden, wer von den beiden faszinierender war. Giles, weil er gaffte wie ein sprachloser Schuljunge - oder Lucy, die Jeans und Stiefel gegen ein hautenges blaues Kleid ausgetauscht hatte. Der Jaguar war nicht der einzige, der in Sunnydale auf Pirsch ging, aber zumindest verfolgte Lucy keine tödlichen Absichten.
»Haben Sie zu tun?« Lucy blickte Giles direkt ins Gesicht.
»Oh, nein. Nein, ich habe Zeit. Bitte, kommen Sie herein.«
»Danke.« Lucy quittierte die neugierigen Blicke von Willow und Cordelia mit einem Nicken, ging auf den Bibliothekar zu und brachte ihn mit einer einzigen Frage aus dem Gleichgewicht. »Wollen Sie heute Abend mit mir essen gehen?«
»Äh. Essen. gehen?« Giles glotzte und stammelte, als wäre der Gedanke, auswärts zu dinieren, ihm ebenso fremd wie Schriftverkehr per E-Mail.
Cordelia verdrehte die Augen. »Er will.«
»Genau.« Willow nickte und ließ sich von Giles’ tadelndem Blick nicht beeindrucken. »Und Sie wissen doch, wie es heißt, Giles: Du bist, was du isst. Und, na ja, Sie haben in letzter Zeit vor allem von Marmeladendoughnuts gelebt.«
»Ich liebe Marmeladendoughnuts.« Lucy grinste. »Aber heute steht mir der Sinn mehr nach italienischer Küche.«
»Italienisch ist gut«, sagte Cordelia. »Die Pesto-Pasta bei Mario hat im Restauranttest der letzten Sonntagszeitung fünf Sterne kassiert.«
»Tja, nun, ich bin überzeugt, Marios Küche ist exzellent, aber.« Giles zögerte, was Lucy als drohende Ablehnung wertete.
»Zugegebenermaßen habe ich Hintergedanken, Giles.«
»Haben Sie?« Willow zuckte zusammen, kaum dass sie die Frage ausgesprochen hatte.
Lucy lachte und neigte den Kopf mädchenhaft zur Seite. »Ja, aber der Preis dafür, dass ich sie offenbare, ist eine charmante Gesellschaft bei einer richtigen Mahlzeit. Lageressen und Dosenfutter ist auf die Dauer doch recht langweilig.«
»Weshalb ich gerade das Naples Terrace vorschlagen wollte«, sagte Giles.
»Gut.« Lucy lächelte erfreut. »Ich bin bereit, wenn Sie es sind.«
»Ich brauche nur einen Augenblick, um. Ich muss noch etwas aus meinem Büro holen.« Als er sich umwandte, sah Giles Willow an. »Komm mit, Willow. Ich habe noch Literaturverzeichnisse für deine Aufgabe!«
Beinahe hätte Willow gefragt, was für eine Aufgabe er denn meinte, aber dann wurde ihr klar, was immer er ihr zu sagen hatte, es sollte nicht vor Lucy stattfinden. Vielleicht würde er sie zusammenstauchen, weil sie sich in sein Leben eingemischt hatte. Sie kicherte nervös, als er Börse und Schlüssel aus seiner Manteltasche zog, und entspannte sich erst, als er ihr ein Blatt Papier reichte.
»Wenn wir eine Computerrecherche zu diesen Stichworten durchführen,
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