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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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hatten Schwierigkeiten, ihn durch die Kabinentür zu bugsieren.
    Nordmann rief den Beamten zu: »Lasst ihn im Gang stehen!«
    Dr. Mann und der traurig ausschauende Sanitätsoffizier Malzer trugen die tote Iris Melchior, die unter der weißen Decke lag, zum Korridor und ließen sie in den Sarg gleiten. Für Sekunden hing das schwarze Haar wie ein Vorhang über den Rand der Zinkschale.
    »Ihr kommt dann zurück und holt ihre Sachen ab!«, rief Knutsen den Polizisten zu, die schweigend ihren hässlichen Dienst versahen.
    Nordmann blickte überrascht auf den sich ihnen zugesellenden Mann, der mit kurzen Haarstoppeln jung wirkte und ihn mit breitem Grinsen ansah. Er trug den Spurensicherungskoffer wie ein Passagier, der die erste Klasse gebucht hatte.
    »Ich bin der Neue. Kaldenkirchen hat mir eine Freikarte geschenkt, weil ich seeerfahren bin. Ich werde heute an Bord bleiben.«
    Knutsen hatte zugehört. »Moin!«, grüßte er und war überrascht, als der Neue ungeniert Kapitän Petersen, der zu ihnen gefunden hatte, fragte: »Herr Kapitän, haben Sie etwas dagegen, wenn ich die Kabine 382 E bewohne, die das tote Fräulein gebucht hatte? Das erleichtert mir die Arbeit.«
    »Einverstanden«, sagte Petersen, der darauf wartete, das Zeichen zum »Roll On!« geben zu können.
    Dr. Mann führte die Beamten zur Kabine 382 E im tief liegenden E-Deck.
    »Da oben hat Frau Dr. Kirkenö geschlafen. Sie hat nach ihren Aussagen das Mädchen an Bord kennen gelernt und vor Angst beim Anblick des leeren Unterbettes, als uns das Islandtief in den Klauen hielt, ihren Geisterlauf gestartet und die Suchaktion ausgelöst«, sagte der Kapitän.
    Dr. Mann warf ein: »Wir haben sie noch behandelnmüssen, da sie einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte.«
    »Ich habe sie am Morgen in eine Suite umquartiert. Die Zahlmeisterin ist ständig bei ihr geblieben. Die junge Frau hatte irgendwelche Vortragspflichten an der Uni Hamburg.«
    Knutsens Blicke fanden den schockfarbenen Rucksack, der an dem Bett angelehnt stand.
    »Ist das ihr Hab und Gut?«, fragte er.
    »Nehmen Sie alles mit«, forderte Petersen die Beamten auf. »Die Adresse von Dr. Kirkenö finden Sie auf der Passagierliste.«
    »Wenn es notwendig wird, werden wir uns an sie wenden«, sagte Knutsen.
    Der Neue, klein von Wuchs, aber agil, schlich näher. »Die Melchior hat dieses Bett nicht benutzt. Ich möchte deshalb, dass die Kabine nicht gereinigt wird. Sie soll so bleiben, wie die Tote sie verlassen hat. Das regt meine Träume an!«
    Spötter!, dachte Knutsen, und jetzt fiel ihm schlagartig ein, dass er diesen Neuen kannte. Es war Torfner. Er hatte ihn auf einer Versammlung der Polizeigewerkschaft erlebt, als er sie mit seinen Witzen zum Lachen gebracht hatte.
    Sie verließen die Kabine 382 E. Kapitän Petersen schloss ab und legte Torfner den Schlüssel in die Hand.
    »Sie können bleiben. Ich werde Sie irgendwann vor Mitternacht noch zu einem Bier einladen«, sagte Petersen.
    Der Kapitän führte sie in sein Büro. »Haben Sie alle Unterlagen?« fragte er zur Sicherheit.
    »All up Stee!«, antwortete Kommissar Nordmann.
    Die Kriminalbeamten verließen das Schiff über das Autodeck, um dem Gedrängel vor den Kontrollständen der Grenzschutzbeamten zu entgehen.
     
    Die »Polar-Road Star« stampfte den in Böen wechselnden Winden entgegen, die aus Nordwest mit Stärken zwischen 5 bis 6 bliesen. Kapitän Petersen ließ die Maschinen mit ihren 18000 PS auf Höchsttouren laufen, um das Schiff in Fahrplanzeiten zu bringen. Sie waren zu 90 Prozent belegt. Die Stimmung an Bord war großartig. Die Cafeteria machte Umsatz, im Salon »Holmenkollen« war das skandinavische Büfett fast ausgebucht. In der Disko gab es keinen unbesetzten Platz mehr. Die verspätete Abfahrt in Emsham hatte die Passagiere zu einer Ausgabefreudigkeit verleitet, und gerade die skandinavischen Reisenden langten tüchtig zu, zahlten sie doch für alkoholische Getränke zu Hause einen viel höheren Preis.
    Kommissar Torfner begann die fensterlose Kabine 382 E in Augenschein zu nehmen.
    Mit einem Handscheinwerfer leuchtete er den Boden der Kabine aus, schob mit einer kleinen Bürste Staub zu kleinen Häufchen zusammen und ließ sie hinter Plastik verschwinden. Selbst Wollfussel, die sein Atem hochtrieb, fing er ein, um sie jeweils separat einzutüten.
    Danach stäubte er das Waschbecken und die Schranktüren ein. Auch auf die Lichtschalter blies er sein Puder. Dabei war ihm klar, dass er kaum unbekannte Abdrücke zutage

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