13 kleine Friesenmorde
bringen konnte, denn Dr. Kirkenö, die ermordete Iris Melchior, die Zahlmeisterin und die Schiffsleitung, sie alle hatten in dieser Kabine ihre Fingerabdrücke hinterlassen.
Dienst ist Dienst, und der wird gründlich absolviert!, dachte Torfner. Man kann nie wissen!
Er schritt an das ungemachte Bett von Dr. Kirkenö. Vorsichtig nahm er die zerknüllte Steppdecke hoch, die in einem weißen Laken eingeschlagen war. Ein Betttuch bedeckte die Matratze. Das Kopfkissen war ohne Spuren, nur ein langes schwarzes Haar lag seitlich, fast zu einem Fragezeichen gekrümmt.
Torfner nahm die Pinzette. Er hielt das Haar hoch und schätzte seine Länge ab. Seine Freundin trug das Haar ebenfalls lang. Der Kommissar stellte fest, dass seine Uschi etwa fünf Zentimeter mehr brachte. Er ließ das Haar in eine Plastiktüte gleiten. Als er den Spurensicherungskoffer abschloss, hatte er mit Sicherheit nichts übersehen.
Jetzt einen Kaffee!, dachte er, als seine Hand die Zigarettenpackung berührte.
In diesem Moment klopfte jemand an die Kabinentür. Er öffnete und blickte auf den philippinischen Steward, der höflich sagte: »Mein Herr, Sie möchten zum Kapitän kommen.«
»Danke«, sagte der Kommissar. Er verschloss die Kabinentür und folgte dem kleinen Mann.
Kapitän Petersen saß hinter seinem Schreibtisch. Die helle Tischlampe verlieh dem Raum Gemütlichkeit.
»Nehmen Sie Platz, Herr Torfner. Was darf ich Ihnen anbieten?«, fragte Petersen höflich.
Der Kommissar wünschte Kaffee. Der Steward verschwand.
»Haben Sie irgendwelche aufregenden Ergebnisse entdeckt?«, fragte der Kapitän.
Torfner lachte. »Wissen Sie, wenn wir an Bord überhaupt eine Spur ausmachen, dann halte ich das für einWunder. Aber man muss in solchen Fällen auch die geringste Möglichkeit ausloten.«
»Ich bin kein Kriminalist, aber als meine Leute die Tote zur Station brachten, habe ich die Mordstelle abgesucht. Während der Aufregung in Emsham habe ich vergessen, die lächerlichen Dinge Kommissar Knutsen mitzugeben.«
Der Kapitän öffnete eine Schublade und legte feuchte Zigarettenkippen samt Plastikunterlage auf den Schreibtisch. Er bückte sich und setzte eine mit einem Taschentuch verhüllte leere Cola-Dose auf den Tisch.
Torfner nickte. »Sie haben großartig mitgedacht! Vielleicht zeigen Sie mir nachher die Stelle, an der Sie die Dose gefunden haben. Ich wollte mir sowieso den Tatort noch anschauen.«
Kommissar Knutsen fuhr seinen Wagen auf den Parkplatz. Der Regen hatte nachgelassen, aber noch immer trieb der Nordwest schwere Wolkenbänke über das Festland. Zu ihm drang die Schiffssirene eines Erzfrachters.
Knutsen schaute sich um. Das Auto von Kaldenkirchen stand bereits auf dem reservierten Parkplatz.
Als er den langen Flur hinter sich ließ, um sein Dienstzimmer aufzusuchen, vernahm er die klappernden Schritte von Pferdchen. Sie näherte sich mit wippendem Busen. »Herr Knutsen, der Chef wartet bereits. Ist Nordmann noch nicht da?«
»Pferdchen, nicht so hektisch. Wir waren bis nach Mitternacht dienstlich unterwegs, und wenn ich meiner Uhr vertrauen darf, dann bin ich genau eine Viertelstunde zu früh erschienen!«, sagte Knutsen böse.
»Ich auch!«, sagte sie patzig.
Nordmann schoss um die Ecke des Flurs.
»Hallo Pferdchen, so früh schon auf Trab? Wenn das kein Glück bringt!«, rief er.
Pferdchen warf den Kopf hoch und würdigte ihn keines Blickes.
»Noch so ein Frühaufsteher«, murrte Nordmann und eilte Knutsen entgegen, der die mit Protokollen und Listen prall gefüllte Ledertasche in der Hand hielt. Sie betraten das Dienstzimmer. Knutsen setzte die Tasche ab.
»Bevor wir überhaupt zu einem ersten Gedanken kommen, ist er schon hinter uns her«, knurrte Knutsen.
»Macht nichts, Gerrit«, sagte Nordmann. »Dein Horoskop steht günstig. Gehen wir.«
Kaldenkirchen saß hinter seinem Schreibtisch. Das »Moin« von Nordmann hallte durch den Raum.
Kaldenkirchen grüßte nicht zurück. »Nehmen Sie Platz«, sagte er nur.
Die beiden Männer, noch in Mantel und Parka, setzten sich in die Sessel. Kaldenkirchens Blick fiel auf die Prinz-Heinrich-Mütze, die steif auf Nordmanns Kopf saß.
»Meine Herren, ich warte auf Ihre Berichterstattung«, sagte er mit starrem Blick auf seinen Schreibtisch.
Knutsen antwortete: »Herr Kaldenkirchen, unsere Höflichkeit hielt uns davon ab, Sie um Mitternacht aus dem Schlaf zu holen, als wir mit den Kollegen des Grenzschutzes im Hafen die Passagierkontrolle beendet hatten.«
»Das
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