13 kleine Friesenmorde
LKA.
»Interessant«, meinte Nordmann.
»Die Fingerabdrücke stammen von der Toten und weiteren Personen . . . «, sagte Knutsen.
»Das werden Dr. Mann, Kapitän Petersen, die Zahlmeisterin, vielleicht auch wir und Torfner und die Kabinengefährtin der Melchior gewesen sein«, murmelte Nordmann.
»Hier geht es weiter. Das Haar stammt vom Opfer – Fundort das Bett der anderen Passagierin. Auch das ist verständlich bei der Enge der Kabine. Die Zigarettenkippen sind von verschiedenen Herstellern. Die Marken können nur annäherungsweise nach Konzentraten eingeordnet werden.« Knutsen las weiter: »Die Cola-Dose weist Fingerabdrücke des Opfers und auch anderer Personen auf. Staubproben enthalten Wollreste der Kleidung, die von der Toten stammen und von einer anderen Person. Medikamente der Herstellerfirma Sasanol tragen die Registrierung der Bordapotheke, Fingerabdrücke des Opfers und weiterer Personen.« Knutsen brach erstaunt ab. »Wieso hat die Tote Medikamente aus der Schiffsapotheke erhalten? Davon hat Dr. Mann nichts erwähnt.«
»Wir werden ihn fragen«, sagte Nordmann.
Das Telefon klingelte. Knutsen nahm den Hörer ab.
»Kripo Emsham«, meldete er sich und drückte die Lautsprechertaste.
»Reederei Polar-Road-Linie, Jansen«, sagte eine männliche Stimme. »Frau Dr. Kirkenö fuhr einen PKW der Marke Citroen, der im Volksmund ?Ente? genannt wird. Das Kennzeichen liegt uns vor.«
»Danke, Herr Jansen«, sagte Knutsen. »Wir kommen, falls nötig, darauf zurück.« Er legte auf. »Das Fräulein Dr. Kirkenö hat die Universität Hamburg mit einer Ente angesteuert.«
»Na und?«, fragte Nordmann. »Sollte sie etwa zu Fuß gehen, oder hätte sie das Fahrrad für die Fahrt nach Hamburg nehmen sollen?«
»Das nicht«, sagte Knutsen und griff in den Postkorb. »Hör zu! Das kommt aus Aachen!«
Er las laut: »Das Übliche! Wir fanden nichts Besonderes.Keine Spuren, die auf Rauschgift hindeuten. Einige Fotos, die auf Skandinavien schließen lassen, zeigen nur die Tote. Korrespondenz mit den Eltern, Belege normaler Einkäufe. Ein Brief aus Norwegen, ohne Datum und Umschlag, ist vielleicht für Sie von Interesse. Eine Ablichtung liegt bei. Mit kollegialen Grüßen!«
Knutsen griff zur Tasse und nahm einen tüchtigen Schluck.
»Das ist hochinteressant!«, sagte er.
Nordmann hüstelte. »Gerrit, sei nicht sauer, aber bei dir ist heute alles hochinteressant. Vielleicht klärst du mich auf.«
»Einen Moment, Lars, hör zu!«, antwortete Knutsen und las: »Liebe Iris, ich kann die Zeit kaum abwarten! Auf unsern Hängen schmilzt der Schnee. Auf Vigra war ich, aber dort ist alles tot. Ich habe die Bilder vor dem Schrumpfen gerettet und durchgeheizt. Bald ist dort ohne Heizung Wärme. Aus Ålesund viele Grüße, dein T.«
»Lies noch einmal!«, sagte Nordmann.
Knutsen wiederholte den Text.
»Kann das eine verschlüsselte Nachricht eines Rauschgifthändlers sein?«, fragte Nordmann.
»Zumindest führt der Brief dahin, wo Iris Melchior herkam, nach Norwegen. Aber Unterschrift ?T?. Warum nicht ?P?, dann bekäme der Brief einen Sinn!«, sagte Knutsen.
Er lehnte sich zurück, um nachzudenken.
Nordmann ließ nicht von seiner Vorstellung ab, die verschwundenen Koffer, das Bargeld und den Brief mit einem Rauschgifthandel zu verbinden.
»Das könnte vieles erklären. Aber verdammt nochmal, wo liegt dieses Ålesund überhaupt?«, fragte Knutsen.
Nordmann holte die Karte. Er entfaltete sie. Sie suchten Stavanger und fuhren mit den Fingern die Fjorde ab. Dann entdeckten sie die kleine Hafenstadt. Über einer vorgelagerten Insel lasen sie den Namen Vigra. Ein Flugzeug wies als Symbol für Landebahnen mit normalen Linienflügen hin. »Ein Grund mehr, auf Rauschgift zu setzen«, sagte Nordmann.
Knutsen holte das Lexikon. Er las: »Ålesund liegt vor vier mit Fährschiffen erreichbaren Inseln. Die größte ist Vigra mit dem Flughafen Ålesund. Die Stadt ist Norwegens bedeutendste Fischereistadt. Sie hat 47500 Einwohner, von denen die meisten von der Fischindustrie leben. Ihr Naturhafen, der felsig weit in den Atlantik hinausgreift, ist Anfahrstation der Hurtig-Linie.« Er klappte das Lexikon zu.
»Eine Stadt wie Emsham«, sagte Nordmann.
»So ist es«, bestätigte Knutsen.
Das Klingeln des Telefons riss den Lehrer Martin Karski aus seiner Arbeit. Er nahm den Hörer ab und vernahm überrascht, dass am anderen Ende der Leitung ein Staatsanwalt von ihm Auskünfte wünschte.
»Fredo Wattnor ein Mörder? Das kann ich
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