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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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wer. Vor ihm hatten selbst die hart gesottensten Knastbrüder Respekt!
    Lehrer Karski verließ der Raum mit ernstem Gesicht. Er sagte laut zu seinen Begleitern: »Der Junge hat begriffen! Aber wir nicht!«
    Der Professor blickte sich fragend um. »Wie meinen Sie das?«, fragte er.
    »Fredo war immer nur eine Null«, sagte Karski. »Ein Nichts! Keiner kümmerte sich um seine Nöte. Jetzt ist er wer! Ein Mörder, dem man Beachtung schenkt. Den man fragt, wie es ist, wenn man sich einsam fühlt!«
    »Der Junge bekommt einen zweiten Termin«, sagte der Staatsanwalt ernst.
     
    Knutsen und Nordmann betraten in Stavanger über die zugige, halb fertige Terminalbrücke die »Polar-Road Star«.
    Vor der Rezeption herrschte das übliche Gedrängel.
    Knutsen stellte sich in die Warteschlange. Er hatte Zeit.
    Nach der Abfertigung hielt er wie ein Tennisspieler nach einem siegreichen Match mit theatralischem Getue den Schlüssel in der Hand.
    Nordmann las die Kabinennummer: »382 E.« Vor Überraschung ließ er seine Tasche fallen.
    »Komm, Lars!«, forderte Knutsen ihn auf und eilte davon.
    Knutsen kannte sich aus. Er hatte den Schiffsplan studiert. Er ließ Nordmann den Vortritt in die Kabine.
    »Satan!«, stöhnte Nordmann.
    Knutsen warf seine Tasche auf das obere Bett. »Lars, du nimmst das der Melchior«, sagte er.
    »Ja«, sagte Nordmann. »Gestatte die Frage. Ist das ein Zufall?«
    »Nein«, antwortete Knutsen, »ich habe es so gewollt.«
    Er ordnete seine Sachen ein.
    Nordmann war empört. »Aber, du hast doch behauptet, dass du in einer fensterlosen Kabine nicht reisen könntest!«, sagte er.
    Knutsen drehte sich um. »Mein Freund, ich reise ja auch nicht. Ich tue Dienst auf einem deutschen Schiff. Ich habe einen Mord aufzuklären!«
    »Tickst du nicht richtig?«, fragte Nordmann wütend, dem das Theater auf die Nerven ging. »Hast du etwa schon auf der Hinreise die Kabine bestellt?«
    »Genauso ist es«, sagte Knutsen.
    »Und warum?«, fragte Nordmann, der keinen Durchblick fand.
    »Ich war davon ausgegangen, dass wir von Frau Dr. Kirkenö ein Interview bekommen würden. Da dachte ich mir, dass wir an Bord ihren verzweifelten Sturmlauf rekonstruieren könnten. Aber das Interview hat nicht stattgefunden.«
    »Ach so«, sagte Nordmann, der jetzt nur noch den einen Gedanken kannte, die Reise halbwegs ohneStress behaglich hinter sich zu bringen. Er lehnte sich an die Kabinenwand und reckte sich. »Herrlich!«, sagte er.
    Knutsen setzte sich an den kleinen Tisch vor der fensterlosen Wand. Er holte Schiffsprospekte hervor und vertiefte sich in Fahrpläne.
    Nordmann döste vor sich hin. Die Kabine war beheizt und nicht ohne Romantik. Das Schummerlicht, das Vibrieren der Wände, als die18000 PS loslegten, und das Bewusstsein, jetzt vom Meer umgeben dem fernen deutschen Emsham entgegenzuschippern, wirkte auf Nordmann beruhigend. Er schaltete ab.
    Als er sein Dösen unterbrach und einen Blick auf Knutsen warf, der mit glimmender Zigarette nervös seine Finger über Prospektseiten gleiten ließ, fragte er: »Gerrit, planst du deinen Urlaub?«, denn er las den Fettdruck »Oslo-Linie«.
    »Keineswegs, ich interessiere mich für die Konkurrenz der ?Polar-Road Star?«, antwortete Knutsen.
     
    Der Kapitän saß an seinem Schreibtisch. Der Tischstrahler warf gelbes Licht auf Unterlagen. Die schwere Hand des Kapitäns glitt über die Tasten eines Rechners, denn die monatliche Statistik, Bestandteil seiner Leitungsfunktion auf der »Polar-Road Star«, musste in verständliche Prozentsätze umgerechnet werden.
    Er schaute überrascht hoch, als Knutsen die Kabine betrat, und schob die Unterlagen zur Seite.
    »Hallo!«, sagte er zur Begrüßung.
    Knutsen reichte ihm die Hand und nahm Platz.
    »Wie war die Reise?«, fragte der Kapitän.
    »Wie das so üblich ist«, antwortete der Kommissar.
    »Wo haben Sie Nordmann gelassen?«, fragte Petersen.
    Knutsen lachte verschmitzt. »Er macht ein Nickerchen, denn wir haben etliche Kilometer zurückgelegt. Wir waren auch in Ålesund, um uns ein Aussageprotokoll von Frau Dr. Kirkenö zu verschaffen. Schließlich war sie mächtig verwickelt in die grässlichen Ereignisse hier an Bord, und sie für eine Unterschrift nach Deutschland einzuladen schien uns läppisch. Allein der Gedanke an die Kosten, bei unseren Staatsschulden, ließ das nicht zu. Leider trafen wir Frau Doktor nicht an, und nun haben Nordmann und ich für Ausgaben gesorgt, die uns vielleicht Vorwürfe einbringen werden. Bei ihr zu Hause

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