13 kleine Friesenmorde
blickte auf den Toten und stand einer Ohnmacht nahe.
Wachtmeister Behnen griff nach ihrem Arm.
»Auch wir steigen noch nicht durch«, sagte er und bot ihr Halt.
»Und nun Klartext für das Protokoll«, forderte Ihben den Alten und die Tochter auf.
»Die Dirn ist unschuldig!«, schrie die Mama ohne Durchblick mit schriller Stimme, vom Mutterinstinkt inspiriert.
»Mutti, bitte«, äußerte sich Hajo Roolfs nervös, bemüht, Rede und Antwort zu stehen.
Die Alte schwieg. Sie blickte unentwegt auf die Leiche des verhassten Schwiegersohnes.
»Meine Frau und ich bewohnen oben ein Apartment. Wir sind am Nachmittag angereist, weil . . . «
Die Alte unterbrach ihn. »Das jahrelange Schuften! Ich habe es im Kreuz. Morgen habe ich einen Termin beim Orthopäden! Und nun das!«, geiferte sie unpassend dazwischen mit irrem Blick.
»Herr Roolfs, weiter!«, forderte Ihben ihn kalt auf.
»Minna, meine Frau, hatte sich bereits schlafen gelegt. Ich sah den Tatort ?Mord hinterm Deich? und hörte Schüsse, die nicht in den Film passten. Ich bin nach unten. Claas, unser Schwiegersohn, muss durchgedreht sein. Er hatte ohne Ankündigung das Wohnzimmer betreten, in dem Greta mit ihrem Trainer am Kamin Teetrank. Claas hatte mehrere Schüsse auf den Trainer abgefeuert. Als ich das Zimmer betrat, bot sich mir ein schreckliches Bild. Ich schrie entsetzt auf und stürzte ihm entgegen. Claas hatte die Pistole auf Greta gerichtet, blickte mich mit stieren Augen an, hielt die Waffe an seine Stirn und drückte ab«, trug der Alte vor.
»Er hat sich selbst gerichtet«, warf die Alte ein, legte die Hand um die Schulter ihres Mannes und vergoss Tränen. Dann wandte sie sich an ihre Tochter. »Kind, er wollte dich umbringen«, sagte sie empört, trat an die Seite ihrer Tochter und nahm sie in den Arm.
»Eine Tragödie«, sagte Odens ernst.
»Herr Behnen, benachrichtigen Sie das Bestattungshaus Strupp! Zwei Särge!«, ordnete er an. Er setzte Markierungsnummern und zeichnete mit Kreide die Umrisse der Opfer.
Wachtmeister Behnen verließ das Zimmer. Der Kurierfotograf Manstroh betrat das Zimmer und schaute sich verwirrt um.
»Harter Tobak! Keine Bilder für das Familienalbum!«, sagte Ihben sarkastisch. Er wandte sich an die Alte, die in der Familie die Hosen anhatte.
»Herrschaften, gestatten – oder wollen Sie mit auf die Fotos?«
»Grobian«, zischte die Alte.
»Bei dem Job«, konterte der Kommissar.
Manstroh entnahm der Fototasche die Kamera, stellte sie ein und verknipste einen ganzen Film.
»Herr Ihben, ich stehe nur im Weg. Ich sehe mir die Opfer im Krankenhaus noch genauer an«, sagte Dr. Fischbeck. Er wandte sich an den alten Herrn. »Benötigen Sie oder Ihre Tochter meine Hilfe?«, fragte er höflich.
Der Alte winkte ab.
Der Arzt ging grußlos davon.
Greta blickte weinend hinter ihm her.
»Frau van Thun, schildern
Sie der Reihe nach, was hier vorgefallen ist«, forderte der Kommissar die junge Frau auf.
Die weinende Witwe fuhr zusammen, nahm vom Papa ein
Taschentuch entgegen, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte den Kommissar leidend an.
»Kuno Swyters . . . «, begann sie mit
zaghafter Stimme, wobei sie den Blick auf den Toten mied, ». . . unser Trainer, besuchte mich – wegen der Turnhallenbelegung für die Saison. Wir
tranken Tee – plötzlich wurde die Tür aufgerissen . . . « Sie schluchzte wieder. »Claas stürzte herein. Er hielt eine Pistole in der Hand. Ich
erschrak zu Tode – Kuno sprang erschrocken auf – warf den Tisch um – mein Mann schoss auf ihn – Claas war wie von Sinnen . . . « Sie weinte,
schnäuzte in das Taschentuch, gab sich einen Ruck. »Ich schrie auf! Sein Gesichtsausdruck war kalt und eisig – er zielte auf mich – da betrat Papa
das Zimmer. Er rief etwas – ging ihm ein paar Schritte entgegen – mit erhobenen Händen. Claas wandte sich ab – zielte auf Papa. ?Nicht!?, habe ich
geschrien. Claas richtete die Pistole an seine Schläfe – entsetzlich – der Schuss und das Blut . . . «
Greta van Thun war am Ende ihrer
Kräfte. Der Alte nahm sie in den Arm. Er weinte. Seine Hände zitterten. Sein Gesicht war aschfahl. Schweißperlen bedeckten seine breite Stirn.
»Das war so«, sagte er. »Dürfen wir unsere Tochter nach oben begleiten?«, fragte er.
»Eine Frage noch«, antwortete der Kommissar. »BotenSie Ihrem Mann Anlass zur Eifersucht?«, fragte Ihben.
Greta van Thun klinkte sich in die Arme der Mama und des Papa und setzte
vorsichtig
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