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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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zerdeppertes Teegeschirr.
    Ein alter Mann stürzte in das Zimmer. »Der Arzt! Er muss ihnen beistehen!«, schrie er hysterisch.
    »Was geht hier vor?«, fragte Martens den Alten, der ihn mit leeren Augen ansah. Er zitterte am ganzen Körper. Das Aufheulen des Martinshorns ließ ihn aufschrecken.
    »Unvorstellbar! Der Doktor«, sagte der Alte wie verwirrt.
    »Bitte, beruhigen Sie sich. Er kann denen da nicht mehr helfen«, sagte Behnen beschwichtigend, ohne sich einen Reim auf das zu machen, was sich hier abgespielt hatte.
    »Papa!«, rief die junge Dame, erhob sich und stürzte dem Alten in die Arme.
    »Kind«, schluchzte er, weinte und drückte die junge Frau an sich.
    Wachtmeister Martens eilte nach draußen. Er traf auf den Arzt und seine Begleiter.
    »Kommen Sie«, sagte er und führte sie durch den Korridor in das Wohnzimmer.
    Dr. Fischbeck vom Norder Krankenhaus blickte sich kurz um, stellte die Medizinertasche ab, kniete sich vor dem Opfer auf den Boden, öffnete den mit einem Pelzfutter versehenen Trenchcoat, entfernte die Krawatte, schob die Seiten des Jacketts auseinander, öffnete seine Arzttasche, zog Gummihandschuhe über, griff zum Stethoskop, setzte es auf die Brust des Opfers und horchte.Das alles geschah in einer unvorstellbaren Geschwindigkeit. Er nahm eine kleine Stablampe in die Hand, schob mit Daumen und Zeigefinger die Augenlider des Opfers hoch und winkte ab. Er nahm die Tasche auf und hastete zum zweiten Opfer.
    Durch einen Pullover quoll das Blut. Er öffnete die Knöpfe der blutbefleckten Jeans, entnahm der Tasche Wattebäusche und betrachtete die zertrümmerte Stirn des Opfers, tupfte sie frei, schob die durchtränkten Wattebäusche in eine Plastiktüte, hob den Kopf des Toten an und fuhr mit der Hand über den Hinterkopf des Opfers.
    »Aussichtslos«, stellte er sachlich fest. »Kein Durchschuss«, fügte er hinzu, verließ das Opfer und widmete sich wieder dem Mann im blauen Trenchcoat. Die gleiche Prozedur. Er reinigte die Einschusswunde, tastete den Hinterkopf des Mannes ab und blickte auf.
    »Ein glatter Durchschuss. Suchen Sie nach dem Projektil«, sagte er. Er erhob sich und winkte den Zivis zu, die mit der Trage in der Nähe der Zimmertür auf seine Anweisungen warteten.
    »Ich komme zum Wagen«, sagte er.
     
    Kommissar Ihben erreichte das Müllerstück, als die Sanitäter das Haus verließen und die leere Trage zurück in den Wagen schoben. Er bemerkte die aufgeregten Nachbarn, die es nicht wagten, Wachtmeister Odens Fragen zu stellen, der im Passat auf seine Ankunft gewartet hatte.
    Auch die Sanitäter hüllten sich in Schweigen, setzten sich in das Führerhaus und blickten schweigend vor sich hin.
    Ihben begleitete Odens ins Haus und nahm vom Wachtmeister den Spurensicherungskoffer entgegen. Er nickte Behnen und Martens zu. Erschrocken blickte er sich um. Er wandte sich an Dr. Fischbeck, der einen weißen Blouson mit der Aufschrift »Rettungsdienst« trug und gerade seinen Arztkoffer verschloss.
    »Beide tot?«, fragte er.
    Der Arzt nickte.
    »Weiß der liebe Gott, was hier vor sich gegangen ist. An Treffsicherheit hat es hier nicht gemangelt«, sagte der Arzt und blickte auf Greta van Thun, die ihm bekannt vorkam.
    »Der liebe Gott macht zurzeit Urlaub«, antwortete Ihben sarkastisch.
    »Vermutlich eine Wildwestszene«, fügte er hinzu.
    »Und Ihre Beiträge?«, fragte Ihben mit knallharter Stimme und blickte die junge verheulte Frau und den alten Mann herausfordernd an.
    Der Alte hatte eine Stirnglatze. Er trug einen Troyer und beige Jeans. Seine blauen Augen im blassen Gesicht waren starr auf das Opfer gerichtet, in dessen Nähe die Pistole lag. Der Alte ließ für Sekunden sein Gebiss im offenen Mund hörbar klappern. Er löste die Arme von seiner Tochter, die wie abwesend vor sich hin flennte.
    »Hajo Roolfs, Baltrum, meine Tochter Greta«, sagte er und wies mit zitternder Hand, an der ein breiter Ehering saß, auf das Opfer im blauen Trenchcoat. »Claas van Thun, mein Schwiegersohn«, sagte er mit blassen Lippen.
    »Und der da drüben?«, fragte der Kommissar.
    Greta von Thun heulte auf.
    »Ein Bekannter meiner Tochter. Ihr Trainer vom Sport. Er besuchte sie wegen der Belegungstermine derTurnhalle für die Rückrunde der Spiele«, stotterte der Greis.
    Sie fuhren zusammen, als eine Alte mit bösem Blick, breiten Lippen und fleischiger Nase im welken Gesicht herausfordernd das Zimmer betrat. Sie trug unpassend einen Morgenmantel.
    »Vati, was ist?«, fragte sie verwirrt,

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