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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Tempotuch die Fingerabdrücke, allerdings nicht exakt genug«, sagte Ihben. »Am Lauf der Waffe und seitlich des Griffs hinterließen Sie oder Ihre Tochter Spuren. Ein langes Haar belastet Sie, Frau van Thun, zusätzlich. Es befand sich am Pistolengriff.« Er schob das Stempelkissen in ihre Nähe.
    »Bitte«, sagte er. »Der Rest ist Routine.«
    Greta van Thun erlag einem Tränensturz. Der Alte fuhr mit der rechten Hand über seine Glatze. Noch gab er sich nicht geschlagen. Er grinste hinterlistig, als gäbe es da noch etwas, was ihn von den Vorwürfen befreien könnte.
    »Frau van Thun, Ihr Haar am Pistolengriff, die Fingerspuren, da war noch ihr Haarring. Ich fand ihn in der Nähe des kleinen Kaminsockels, auf dem Sie saßen und uns Ihre Unbeteiligtheit am Geschehen als Opfer glaubwürdig werden ließen«, sagte der Kommissar. »Geben Sie auf. Sie warfen sich Ihrem Mann entgegen, nachdem er Ihren Geliebten erschossen hatte. Ihr herbeigeeilter Vater nahm die Waffe auf, die Sie in seine Reichweite gerückt hatten. Er erschoss den ungeliebten Schwiegersohn.«
    Greta van Thun heulte auf und schnäuzte in ihr Taschentuch.
    »Papa!«, rief sie entsetzt.
    Der Alte griff nach einer Zigarette, steckte sie mit zitternden Händen zwischen seine Lippen, zündete sie an, machte ein paar hastige Züge, und so als schmecke sie ihm nicht, drückte er sie in den Aschenbecher.
    »Das war so«, gab er von sich, schob die Hände über seine Jeans, als wolle er sie von irgendetwas befreien.
    Der Staatsanwalt schaute ihn ernst an. »Bitte, jetzt im Klartext«, sagte er.
    »Ich nahm die Pistole vom Boden, während Greta mit meinem Schwiegersohn rang. Ich gehöre zur Kriegsgeneration! Ich kenne mich aus mit Waffen. Ich schoss auf das Ungeheuer«, sagte er trotzig.
    Greta von Thun schrie hysterisch auf.
    »Frau van Thun, bitte, reißen Sie sich zusammen, wir erwarten Ihren Beitrag zum Protokoll!«, sagte Ihben.
    Greta erhob sich aus dem Sessel, ging zum Papa und legte ihre Arme um seine Schulter. Sie lachte wie irr auf, strich dem Alten liebevoll über die Glatze.
    »Claas hatte Kuno niedergeschossen. Danach hielt er die Pistole auf mich gerichtet«, gab Greta van Thun stockend und schluchzend von sich. »Nie in meinem Leben werde ich seinen hasserfüllten Blick vergessen. Ich stürzte mich verzweifelt auf ihn. Das hatte er nicht erwartet. Ich zwang ihn zu Boden, trat gegen seine Beine. Er würgte mich, ich rang nach Luft, fand zum Griff der Pistole und drückte den Abzug. Papa betrat entsetzt das Zimmer. Er wischte mit einem Tempotuch meine Fingerabdrücke ab und schob die Pistole in die Hand meines toten Mannes.«
    Der Alte nickte.
    Greta van Thun ging zum Sessel und ließ sich geschafft nieder.
    Ihben reichte dem Staatsanwalt das Stempelkissen.
    »Wir werden Ihre Aussagen zu Protokoll nehmen«, sagte der Amtsrichter.
    Der Alte nickte. »Greta handelte aus Notwehr«, sagte er müde.
    »Und Sie aus Sorge um Ihre Tochter. Das letzte Wort hat der Amtsrichter«, sagte Ihben.
    Die Alte betrat das Zimmer und schaute sich verwirrt um.
    »Was ist, Hajo?«, fragte sie und verzog ihr Gesicht. Sie blickte die Beamten mit Abscheu an, als wolle sie ihnen Schuldvorwürfe machen.
    »Mama, ich habe gestanden. Ich habe Claas in Notwehr erschossen«, sagte die Tochter mit verheulter Stimme.
    »Claas hat uns nur Unheil gebracht«, stellte sie fest. »Kind, er hätte dich und Papa getötet, wenn du dich nicht zur Wehr gesetzt hättest.« Sie blickte den Staatsanwalt böse an. »Reicht Ihnen das?«, zischte sie.
    Die Beamten erhoben sich.
    »Frau van Thun, vertrauen Sie sich einem Strafverteidiger an«, sagte der Staatsanwalt.
    Der Alte verließ den Sessel.
    »Ich fühle mich unschuldig schuldig«, sagte er und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Ich stehe zu dem, was ich angerichtet habe«, sagte er mit gequälter Stimme. Wie um Jahre gealtert ging er zur Tür und öffnete sie.
    »Danke«, sagte der Kommissar.
    »Claas war ein Sadist, und unser Kind ist keine Mörderin! Schreiben Sie das in Ihr Protokoll!«, rief die Alte empört.
    Die Beamten folgten dem Alten durch den Flur zurDiele. Sie zogen Mantel und Anorak über, setzten ihre Mützen auf und nahmen ihre Taschen vom Boden.
    »Die Roolfs wohnen seit Generationen auf Baltrum. Claas van Thun wollen wir so schnell wie möglich vergessen«, sagte der Alte.
    »Sie und Ihre Tochter sind mit dem Leben davongekommen. Die Frau des Lehrers steht mit zwei Kindern vor größeren Problemen«,

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