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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Seitlich hingen eine Regenjacke und ein Bademantel an der Garderobe. Eine Tür führte zur Toilette mit Wanne und Duschbad.
    »Hallo!«, rief Ocken. Er bekam keine Antwort.
    Raß öffnete die Tür, fand den Lichtschalter.
    Sie betraten das hübsch eingerichtete Wohnzimmer und schauten sich um. Die Küchenzeile wirkte aufgeräumt. Der Kühlschrank enthielt Butter, Aufschnitt und eine Tüte Milch. Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Lederetui. Es enthielt vier Tabakpfeifen, eine Dose »Rum and Maple«, Filter und Pfeifenreiniger. Vor dem Fensterelement stand ein kleiner Holztisch mit einer Couch und zwei Sesseln.
    In der Ecke stand ein halbhoher Regaltisch mit demFernseher. An den Wänden hingen Ölgemälde einer ostfriesischen Künstlerin.
    Raß öffnete die seitliche Tür und drückte den Lichtschalter.
    »Das Schlafzimmer«, sagte er.
    Das breite Doppelbett war unbenutzt und lieblos hergerichtet. Ein Eckschrank enthielt die Wäsche und Garderobe des Vermissten. Auf dem Schrank lagen zwei Koffer.
    »Das reicht«, sagte Wachtmeister Ocken.
    »Da bleibt noch der Balkon«, sagte der Hausmeister, trat an das Fensterelement, öffnete die Tür und betrat mit den Beamten den Balkon. Sie näherten sich der Brüstung und blickten in die Dunkelheit. Am wolkenlosen Himmel blinkten Sterne. Sie sahen die Positionslichter der Kutter und am Horizont das Licht eines vorbeigleitenden Schiffes. Über Norddeich lag ein heller Schein.
    »Willi Offermann hat die Wohnung verlassen und ist nicht zurückgekehrt«, sagte Raß.
    Ocken schaute auf seine Armbanduhr. »Und wenn er versumpft ist?«, fragte er nachdenklich.
    »Unwahrscheinlich, dann hätte er seinen Tabakkram mitgenommen«, antwortete der Hausmeister.
    »Eine Suchaktion um diese Zeit einzuleiten ist zwecklos. Wir werden einen Bericht abfassen«, sagte Dirks.
    Sie verließen das Apartment. Der Hausmeister löschte die Lichter. Die Beamten folgten ihm zum Aufzug.
    »Rätselhaft«, sagte Raß und verabschiedete sich von den Beamten.
     
     
    Renke Ostdorp blickte die Kollegen fragend an.
    »Der Seelord ist nicht in das Apartment zurückgekehrt«, sagte Wachtmeister Ocken. »Sein Kühlschrank ist gefüllt. Der Hausmeister schließt aus, dass er sich irgendwo in einer Kneipe oder sonst wo zum Vergnügen aufhält, weil sein Pfeifen- und Tabakbeutel auf den Tisch lag.«
    »Wir fertigen den Bericht an«, sagte Kollege Dirks. Die Beamten verließen die Wachstube.
    »All up Stee«, sagte Ostdorp, nahm den Hörer ab, blickte auf den Notizblock und wählte die Nummer der Frau des vermissten Feriengastes.
    Den Nachtdienst versah Kommissarin Wibke Meesters vom Revier Norden. Sie wohnte während ihres dreimonatigen Einsatzes auf der Insel in der landeseigenen Wohnung im Gebäude der Stadtsparkasse. Sie war verheiratet mit einem Bauingenieur. Ihre Tochter befand sich mit guten Aussichten im Abitur.
    Wibke Meesters schaltete um 23 Uhr den Fernseher ab und rief, wie an jeden Abend um diese Zeit, ihren Mann an. Sie tauschten ihre Gedanken aus. Ihre Ehe verlief harmonisch. Tochter Tomma bereitete ihnen in keiner Weise Sorgen. Das Gespräch mit ihrem Mann endete wie immer mit einem in den Hörer gehauchten »Gute-Nacht-Kuss«.
    Wibke liebte den Inseldienst. Zechprellereien, Diebstahl, Einbrüche und Vandalismus brachten zwar stets einen Wust an Verwaltungsarbeit mit sich, doch es blieb ihr hin und wieder Zeit zu ausgedehnten Spaziergängen am Nordstrand entlang zur Weißen Düne, zur Oase und zum Leuchtturm.
    Wibke Meesters war eine tatkräftige Frau. Sie war 45 Jahre alt, schlank und sportlich. Sie hatte ein spitzesGesicht mit lebhaften Augen und aufgeworfenen Lippen und wirkte sympathisch.
    Wibke lag im Bett des einfach ausgestatteten Apartments und döste sich in den Schlaf, als das Telefon läutete.
    Sie erhob sich, hastete an den kleinen Schreibtisch, nahm den Hörer auf und meldete sich.
    »Ostdorp, Wibke. Eine Suchmeldung. Ein ehemaliger Marineoffizier mit Namen Offermann wird von seiner Frau vermisst. Die Kollegen Ocken und Dirks haben sich mit dem Hausmeister in seiner Ferienwohnung umgesehen. Ich bin der Meinung, dass ihm etwas zugestoßen ist.«
    Wibke atmete tief durch. »Du besitzt nähere Angaben über ihn?«, fragte sie.
    »Der Mann ist sechsundfünfzig Jahre alt. Nach den Aussagen seiner Frau groß und stattlich«, antwortete Ostdorp.
    »Ruf die Feuerwehr an. Sie soll morgen früh eine Suchaktion starten, falls er nicht während der Nacht noch aufkreuzt«, ordnete Wibke an.
    »All up Stee!

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