130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen
Krater löste sich etwas ... Ein Mensch! Es war der Eingeborene mit dem Zyklopenauge mitten auf der Stirn.
»Auch ein Wesen aus der Welt, in der >er< zu Hause ist. Materie gewordener Schrecken. Das Dreiergestirn .. . die magische Zahl... Wir manifestieren uns ... Und nun schafft ihn hierher! Stoßt ihn in den Krater !«
Die Worte waren noch nicht richtig verklungen, da erhielt er auch schon einen Stoß in den Rücken.
Der dritte mit den Monsteraugen, der Friedhofsverwalter, hatte ihm den Schubs versetzt, und um den Worten des Seltsamen Nachdruck zu verleihen, reagierten auch Vanessa Merlin und Larry Brent. Wie auf ein stilles Kommando hin lösten sie ihre Waffen aus. Nur um Haaresbreite von Kunaritschews Fußspitzen entfernt blitze das helle, tödliche Licht auf.
Der Sand wurde glasig, einige Körnchen spritzten auf und wirbelten durch die Luft.
Instinktiv machte Iwan einen Schritt rückwärts, noch einen und noch einen, weil sie immer wieder die Waffen auslösten.
»Du meinst’s also wirklich ernst, Towarischtsch ?« preßte der Russe hervor und faßte seinen Freund fest ins Auge.
Aber diesem furchtbaren, unmenschlichen Blick konnte er nicht widerstehen. So senkte er die Lider.
»Ich mein’s ernst, Brüderchen !« Frisch und natürlich klang die Stimme von Larry Brent alias X-RAY-3, und es hörte sich an, als würde er mit Kunaritschews scherzen.
Aber es war kein Scherz, sondern tödlicher Ernst. Nur - Larry wußte nicht, was er sagte und tat. Er war voll in das unheimliche Spiel integriert.
»Erkennst du mich, Towarischtsch? Weißt du, weshalb wir nach Australien geflogen sind ?«
»Aber ja doch, Brüderchen. Da ist ein seltsamer Mord im Haus einer gewissen Familie Mail passiert. Und in Louth kam ein Mann ums Leben, weil er in ein Augenpaar blickte, das ihm sofort den Tod brachte. Wie du siehst, bin ich bestens informiert .«
Kunaritschews Lippen waren zu einem harten, dunklen Strich geworden zwischen dem feuerroten Haar seines Bartes.
Die Tarnung des Bösen, das aus dem Mund des Freundes sprach, war in der Tat perfekt.
Kunaritschew war klar, daß er keine Chance mehr hatte. Dieser »Freund« würde ihn kaltblütig erschießen, wenn er eine falsche Bewegung machte.
Das also war das Ende!
»Ich hatte es mir eigentlich anders vorgestellt, Towarischtsch«, sagte, X-RAY-7 leise. »Nicht jedenfalls durch deine Hand ...«
»Es gibt eben Enttäuschungen im Leben, Brüderchen. Damit muß man fertig werden .«
Für sich selbst konnte Iwan nichts mehr tun. Hilfe von außen konnte er nicht erwarten.
Wie Abschied nehmend ging sein Blick noch mal in die Runde. Vor ihm standen Vanessa und Larry mit gezückten Lasers . Die Monsteraugen in den Gesichtern der Freunde bannten und verwirrten ihn, aber sie veränderten ihn nicht, weil er dafür nicht auserkoren war. Links neben ihm stand der dritte mit den Monsteraugen.
Und rechts - nur drei Schritte von ihm entfernt - das »Dreiergestirn des Grauens« ... Der Mann mit Namen »John«, Bollongalla, das Monstermädchen und der Schwarze mit dem Zyklopenauge. Ein gerade gewachsener, stark behaarter Mann mit wuscheligem Haupthaar, einem muskulösen Brustkorb, schlanken, beweglichen Gliedern und einem groben, urwelthaft anmutenden Gesicht.
Hinter Vanessa und Larry war der Zugang in das rätselhafte »Tal«. Dort hockten die Eingeborenen selbstvergessen und meditierend vor ihren Feuern. Noch mehr Aborigines waren gekommen.
Aber keiner blickte herüber, obwohl viele nur wenige Schritte vom Eingang des Tales entfernt waren. Sie nahmen das Geschehen einfach nicht wahr und blieben in »ihrem« Traum, in den »John« sie geschickt hatte.
Eines konnte Kunaritschew noch tun. Wenn er es schon nicht geschafft hatte, das Unheil abzuwehren, es wenigstens auszumerzen. Dies sollte mit geringem Einsatz geschehen, und dazu war Information wichtig.
Er betätigte den winzigen Kontaktknopf an der Innenseite seines Ringes.
»Dann lebt wohl, ihr beiden ...« sagte er mit dröhnender Stimme. »Vielleicht sehen wir uns mal wieder ... Wer weiß, welche Überraschungen Onkel >John< für euch alle bereithält. Euch haben die Augen erwischt... auf mich wartet ein anderes Schicksal, aber im Endeffekt sind wir doch alle gleich .«
Er wußte, daß die Worte in dieser Sekunde in der New Yorker Zentrale eintrafen. Ihm selbst konnten sie keine Hilfe mehr bringen. Dazu war die PSA zu weit weg. Seine Botschaft konnte nur Bedeutung für andere haben, die hier vielleicht tätig werden
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