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1300 - Die Templerin

1300 - Die Templerin

Titel: 1300 - Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich besser bewegen können, aber das geht nicht wegen der Fesseln. Ich möchte dich deshalb bitten, sie mir abzunehmen.«
    »Nein!«
    Sie lachte ihn an, was ihn ärgerte.
    »Du fürchtest dich vor mir? Was kann ich denn gegen eine Übermacht schon unternehmen? Nichts. Ihr seid mir immer voraus. Ihr könnt mich an das Becken heranführen, und ich werde freiwillig in die glühenden Kohlen steigen. Das ist ein Versprechen, Lorenzo.«
    »Ich würde dir gern glauben«, flüsterte er scharf. »Aber ich kann es leider nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Du bist anders, verdammt. Ja, du bist anders. Verdammt. Du hättest eigentlich tot sein müssen. Oder schwer verletzt. Ich habe auf dich eingeschlagen wie nie zuvor. Warum hat die Peitsche keine Wirkung erzielt? Warum bist du nicht zusammengebrochen, du… du …«
    »Weil ich besser bin als die meisten. Und ich bin stärker, verstehst du?«
    »Nein, ich will es nicht verstehen.«
    »Der Teufel, mein Freund!«, flüsterte Konstanza, »der Teufel hat viele Gesichter. Und eines davon hat er mir zugewandt. Auch wenn ich das jetzt gesagt habe, kannst du mir trotzdem die Fesseln abnehmen. Ihr seid ja in der Übermacht!«
    »Nein, ich…«
    Konstanza drehte den Kopf, damit sie Lorenzo anschauen konnte. »Wirklich nicht?«, flüsterte sie. »Habe ich das richtig verstanden?«
    »Ja, du hast es… es …«, er konnte nicht mehr sprechen. Da lag plötzlich etwas in den Augen der Frau, das Lorenzo noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Ein Ausdruck, der ihn schon nach kurzer Zeit in seinen Bann zog. Er wollte etwas tun, aber es klappte nicht.
    Plötzlich stand er allein. Es gab keinen eigenen Willen mehr, der ihn vorantrieb. Er hatte zudem das Gefühl, über dem Boden zu schweben.
    »Willst du sie mir noch immer nicht abnehmen, Lorenzo?«
    Der Folterknecht nickte, obwohl er es nicht wollte. Er schaute auf seine Hände, die zitterten. Er holte den Stift aus einer Tasche und steckte ihn zuerst in das Schloss mit den Fußfesseln. Danach waren die Hände an der Reihe.
    Und alle schauten zu, was er tat. Nicht alle jedoch waren damit einverstanden.
    »Was tust du, Lorenzo?«, schrie eine Nonne. »Willst du sie wieder frei lassen?«
    »Nein, ich erfülle ihr nur einen letzten Wunsch. Sie… sie will freiwillig in das Becken gehen.«
    »Und das glaubst du?«
    »Das ist wieder ein Trick!«
    Mit einer heftigen Bewegung winkte Lorenzo sechs seiner besten Soldaten zu sich heran. Sie gehorchten ihm aufs Wort, und er sorgte dafür, dass sie die Ketzerin einrahmten.
    »Bringt sie zum Becken!«, befahl er. »Sie will freiwillig hineinsteigen. Wenn sie es nicht tut, dann schleudert sie in die Kohlenglut. Sie soll und wird ihre Strafe bekommen!«
    ***
    Und wieder wurde es still. Die Zuschauer hielten den Atem an. Sie wussten genau, dass in den folgenden Minuten das Schwert des Schicksals alles entscheiden würde, und jeder wartete voller Spannung darauf, dass es auch passierte.
    Es war bei den sechs Soldaten geblieben, die Konstanza bewachten. Sie hatten die Frau in ihre Mitte genommen und blieben immer dicht bei ihr. Keiner wich ihr von der Seite, und auch Konstanza traf keine Anstalten, etwas in dieser Richtung zu unternehmen. Sie hätte es zwar gekonnt, denn sie fühlte sich innerlich stark und so gut wie unbesiegbar, aber sie wollte es nicht auf die Spitze treiben und den Männern eine gewisse Überraschung bieten.
    Von Lorenzo sah sie nichts mehr. Er hatte sich der Gruppe angeschlossen und ging zwei Schritte hinter ihr. Sein Gesicht zeigte einen selten gesehenen Ausdruck. Es war von Zweifeln übersät, und er schüttelte des öfteren den Kopf, denn er musste immer wieder daran denken, was passiert war, als er die Frau gepeitscht hatte.
    Nichts, gar nichts…
    Genau diese Tatsache ließ eine Gänsehaut über seinen Rücken streichen. Ihm war unheimlich zu Mute.
    Hoch aufgerichtet und mit gemessenen Schritten bewegte sich die nackte Ketzerin zwischen ihren Wächtern. So ging man nicht in den Tod. Die vielen anderen Verurteilten hatten geschrien, getobt, gefleht und gebettelt. Manche hatten zum Henkersplatz getragen werden müssen, weil sie mit ihren seelischen und körperlichen Kräften einfach am Ende gewesen waren.
    Aber Konstanza? Sie schritt wie eine Königin zur Hinrichtung.
    Als hätte sie nichts zu befürchten. Als hätte der Tod für sie seinen Schrecken verloren, und wenn Lorenzo daran dachte, erschauerte er.
    Die Gaffer dagegen ahnten nichts. Oder wollten nichts ahnen.
    Die frommen Frauen

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