1301 - Eirenes Spur
ertastete einen winzigen Pfeil und zog ihn heraus. Dann gaben seine Knie nach, und er sackte zu Boden.
Der Dreiäugige stieß die Arme triumphierend in die Höhe.
„Gut gemacht", lobte er den Schützen, der nun hinter einem Busch hervortrat. Rhodan sah, daß er ein langes Rohr in den Händen hielt, und er begriff. Er wollte sich wieder aufrichten, behauptete sich jedoch nicht gegen das Gift in seinen Adern. Er verlor das Bewußtsein.
Als er wieder zu sich kam, saß er in einem Korbsessel auf einer Terrasse am Fluß. Etwa zwanzig jugendliche Ussadi tollten um ihn herum. Ihm fiel auf, daß sie alle hinkten.
Die Ussadi hatten ihm seine Waffe abgenommen, aber das bekümmerte ihn nicht.
Schließlich hatte er noch seine Netzkombination mit ihren vielfältigen Möglichkeiten.
Er verhielt sich daher ruhig. Mehrere Ussadi kamen auf die Terrasse und näherten sich ihm. Einer von ihnen hinkte ebenfalls. Es war der Ussadi, der als einziger drei Augen hatte. Rhodan wußte, daß er hätte aufstehen können, doch er blieb sitzen. Mit keiner Geste gab er zu verstehen, daß er nicht mehr unter dem Einfluß des Giftes stand, das man ihm mit dem Pfeil injiziert hatte. Er war sicher, daß der Zellaktivator es neutralisiert hatte.
„Er hat die Augen offen", rief der dreiäugige Fiload. Er stellte Rhodan seine Begleiter vor. Einer von ihnen war der Schamane. Er tastete Rhodans Wange ab und suchte die Wunde, die der Pfeil hinterlassen hatte, und er tat so, als habe er sie gefunden. Hektisch gestikulierte er vor dem Gesicht des Terraners, wobei er behauptete, Reaktionstests durchzuführen und an den Augen Rhodans sehen zu können, daß dieser noch durch das Gift paralysiert sei.
„Ausgezeichnet", lobte der Anführer der Ussadi und stellte Agaquat als Ussadom-Meister, den Priester und schließlich Midaouk, den Meister der Falle, vor.
Rhodan tat, als sei er nicht daran interessiert, irgend etwas über diese Männer zu erfahren. Tatsächlich beobachtete er sie genau, und schon jetzt erfaßte er mit seinem analytischen Verstand, daß vor allem der Priester und Ussadom eigenwillige Persönlichkeiten waren, die sich nicht unbedingt im Gleichklang mit Fiload befanden.
„Ich begrüße dich", sagte Fiload. „Wie geht es dir?"
„Du hast von einer jungen Frau gesprochen, die hier war", erwiderte Rhodan. „Wo ist sie?"
„Später", winkte der Anführer der Ussadi ab. „Davon später."
Rhodan ließ sich seine Erregung nicht anmerken. Endlich hatte er eine konkrete Spur von Eirene gefunden. Seit vielen Tagen suchte er sie, ohne irgendwo einen Hinweis auf sie gefunden zu haben. Nun sah er sich jemandem gegenüber, der sie gesehen hatte. Er wußte jedoch, daß es sinnlos war, allzu sehr darauf zu dringen, daß Fiload etwas über Eirene und ihren Verbleib sagte. Offensichtlich wollte der Anführer der Ussadi sich noch nicht äußern. Er wollte ihn seine Macht spüren lassen.
Mit hoch erhobenem Kopf stolzierte Fiload vor dem Netzgänger auf und ab, wobei er den Kopf mal zur einen, mal zur anderen Seite neigte und dabei sein drittes Auge über den Schnabel hinwegkippen ließ. Hin und wieder blieb er stehen, wenn das dritte Auge auf Rhodan gerichtet war.
Der Terraner blieb kühl und beherrscht. Er beobachtete Fiload genau, und er kam bald zu dem Schluß, daß das dritte Auge blind war. Er erkannte, daß der Anführer der Ussadi es als Besonderheit ausspielte, und bald darauf erklärte Fiload auch, daß ihm dieses Auge von der guten Gottheit Wema als äußerliches Zeichen seiner Überlegenheit über alle anderen Ussadi verliehen worden sei.
Er redete auf Rhodan ein, schilderte seinen Werdegang und seine Position als Anführer von Kijito, und er strich immer wieder heraus, wie wichtig er war, und welche Verdienste er um sein Volk erworben hatte. Er verhielt sich wie jemand, der wohl etwas geleistet hat, dem man jedoch die entsprechende Anerkennung dafür verweigert, und der nach einem Kompliment hungert.
Der Priester, der Schamane, der Meister der Falle und der Ussadom-Meister standen an der Brüstung der Terrasse und blickten ins Leere. Sie schienen die Worte Filoads nicht zu hören.
Rhodan hatte sich mittlerweile recht eingehend mit den Somern befaßt, und die Welt Som-Ussad war ihm nicht unbekannt. Für ihn als humanoides Wesen war es schwer, die Körpersprache der Som-Ussadi zu verstehen. Es gab jedoch eine Reihe von Gesten, die ihm als geschulten Beobachter nicht entgingen. So merkte er schon bald, daß das Gerede Filoads den
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