1302 - Die Geisterfalle
Sie!«
»Warum?«
»Verlassen Sie den Laden!«
Sarah konnte sehr stur sein, und das bewies sie in diesem Moment. »Warum sollen wir hier verschwinden? Passt Ihnen mein Name nicht?«
»So ist es.«
»Wie heißen Sie denn?«
»Betty Norman.« Die Frau zischte einen leisen Fluch. »Verdammt, was geht Sie das an, wie ich heiße?«
»Ich habe Ihnen meinen Namen doch auch gesagt.«
»Ja, und das hat gereicht.«
»Sie mögen Goldwyn nicht hören – oder?«
»So ist es.«
»Warum nicht? Muss man vor dem Namen Angst haben? Schauen Sie mich an. Müssen Sie vor mir Angst haben? Ich denke nicht und…«
»Er hat hier keinen guten Klang. Er ist nicht wohl gelitten hier bei uns.«
»Das muss doch einen Grund haben«, sagte Jane. »Was haben die Goldwyns denn angestellt?«
»Es gibt sie hier nicht mehr.«
»Dann brauchen Sie sich doch nicht aufzuregen.«
»Das tue ich auch nicht«, schnaubte Betty Norman, »aber keiner von uns will an die Goldwyns erinnert werden. Das ist vorbei, und das soll auch so bleiben.«
Jane nickte Betty Norman zu. »Dann gibt es also keinen Menschen mehr, hier im Ort, der so heißt?«
»Das stimmt.«
»Sind alle tot?«
»Ich weiß es nicht.«
»Was ist mit Arthur Goldwyn?«
»Den kenne ich nur vom Namen her. Er zog irgendwann mal weg. Das ist alles.«
»Er ist tot«, sagte Sarah, »und ich bin seine Witwe. Jetzt können Sie unser Interesse an dem Namen Goldwyn verstehen.«
Mrs. Norman sagte zunächst nichts. Scharf schaute sie ihre beiden Besucherinnen an. Die dünne Haut an ihrem Hals bewegte sich, als sie schluckte.
»Sie… Sie haben einen Goldwyn geheiratet?«
»Ja. Arthur.«
»Ich bin zu jung, um mich an ihn zu erinnern. Aber er hat hier gelebt und ist aus dem Ort gegangen. Das liegt lange zurück. Er ist nur noch Legende.«
»Aber keine gute – oder?«
»Egal, Mrs. Goldwyn. Ob gut oder schlecht, wir alle hier wollen mit ihm nichts mehr zu tun haben.«
Jane hielt mit ihrer Frage nicht zurück. »Haben Sie ihn nie wieder gesehen? Es könnte ja sein, dass er zurückgekehrt ist, um noch etwas zu erledigen.«
Betty Norman schwieg. Sie senkte den Blick. Sie konnte ihnen nicht mehr ins Gesicht schauen, was Jane und Sarah natürlich misstrauisch machte.
»Irgendetwas muss doch mit ihm sein, nicht wahr?«
Mrs. Norman schaute Jane wieder an. »Sie haben doch gesagt, dass er tot ist.«
»Klar, seit vielen Jahren bereits.«
»Dann ist es gut!«
»Nein!«, erklärte Lady Sarah mit scharfer Stimme. »Es ist nicht gut, Mrs. Norman. Nichts ist gut, gar nichts. Hier stimmt einiges nicht, und ich als seine Witwe habe ein Recht darauf, es zu erfahren. Warum reagieren Sie so ungewöhnlich, wenn der Name Arthur Goldwyn fällt? Was hat er hier getan? Welche Spuren hat er hinterlassen? Das möchten wir gern wissen. Wir kommen aus London, und Sie können sich vorstellen, dass wir den Weg nicht grundlos auf uns genommen haben.«
»Dann fahren Sie wieder zurück. Es ist besser für Sie. Glauben Sie mir das.«
»Und warum?«
Betty Norman schüttelte den Kopf.
»Hören Sie, wir lassen uns nicht so leicht abspeisen. Wir sind gekommen, um etwas aufzuklären.«
»Nicht bei mir. Hier finden Sie keine Spuren.«
»Das glaube ich Ihnen nicht.«
»Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Schade.«
»Ja«, sagte Betty Norman, der ein leichter Schweißfilm auf der Stirn lag. »Ich kann daran nichts ändern und möchte es auch nicht. Keiner hier will etwas mit dieser Person zu tun haben. Wir sind froh, dass es keinen Goldwyn mehr gibt.«
»Ach, gibt es ihn wirklich nicht mehr?«
Lady Sarah hatte mit dieser schlichten Frage wieder einen wunden Punkt getroffen, denn Betty Norman zuckte leicht zusammen.
»Es gibt noch etwas von ihm – oder?«
»Es kann nichts mehr geben, wenn Sie sagen, dass er tot ist, Mrs. Goldwyn. Nehmen Sie das zur Kenntnis und…«
»Pssst…« Sarah lief jetzt zur Hochform auf. »Nicht immer ist das alles tot, von dem man glaubt, dass es auch tot ist. Da gibt es schon Unterschiede.«
Betty Norman drückte sich gegen die Kühltruhe. »Moment mal, Sie haben gesagt, dass Sie Witwe sind. Haben Sie gelogen?«
»Nein, das habe ich nicht. Ich war mit ihm verheiratet und bin Witwe.«
»Dann könnten Sie ja zufrieden sein.«
»Könnte ich, aber es gibt einen Hinweis, dass er trotzdem noch existent ist.«
»Was? Er lebt?«
»Das habe ich nicht gesagt. Er ist existent. Da braucht er nicht unbedingt so zu leben, wie wir es uns vorstellen. Das ist eben ein Unterschied.«
»Ich
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