1302 - Schicksalspunkt Terraner-Tor
Offiziersuniform und einem Somer in Zivil.
„Das ist Vilgajed!" rief Eirene und deutete auf den Offizier.
„Und der Zivilist ist Bartod", ergänzte Gorgud.
Als sie im Haus verschwanden, übernahmen die darin versteckten Kameras die Übertragung.
Wir sahen, wie mehrere Pailliaren und die drei kommandierenden Somer dem Kodexberater Bericht erstatteten. Sie hatten das Haus natürlich leer vorgefunden, aber aus ihren Worten ging hervor, daß die Untergrundkämpfer erst unmittelbar vor der Erstürmung durch Geheimgänge entkommen seien. Sie wollten sogar noch einige Fliehende gesehen haben.
Gorgud und ich blickten uns vielsagend an.
Natürlich versuchten die Leute des Kommandos, ihr Tun als heldenhaft hinzustellen - und wenn sie ins Leere gestürmt waren, dann erfanden sie einfach ein paar Untergrundkämpfer, damit sie nicht wie Spaziergänger dastanden.
Vilgajed ging der Sache allerdings nicht auf den Grund. Wahrscheinlich hatte er früher ähnliche Praktiken geübt.
Der falsche Raffaid dagegen gab sich enttäuscht darüber, daß nicht ein einziger Untergrundkämpfer gefangengenommen worden war. Vilgajed tröstete ihn jedoch und versicherte ihm, daß er den Dienst, den er ihm geleistet hatte, dennoch zu schätzen wisse und sein Angebot, in Dokroeds Stab Dienst zu tun, aufrechterhielte.
In diesem Moment schüttelte ich Gorgud die Hand - und er erwiderte den Händedruck, weil er begriff, daß ich ihm zu dem gelungenen Coup gratulierte, durch den die Hajasi Amani endlich die schon lange angestrebte Direktverbindung zur Zentrale des Kodexwahrers bekommen hatte.
Nun mußte nur noch unser nächster Coup gelingen: Eirene und mich durch das Terraner-Tor nach Topelaz zu schmuggeln.
Aber das konnte eigentlich nicht schief gehen...
14.
Am 10. November war es endlich soweit.
Der Container aus Formenergie, in dem Eirene und ich untergebracht waren, befand sich auf dem Transport von der Sammelstelle, wo die aus insgesamt 70 Containern bestehende Warensendung für Topelaz zusammengestellt worden war, zum Terraner-Tor.
Es war ein wenig eng in unserem Versteck, denn der Container hatte schon allein wegen des Gewichts mit echter Fracht beladen werden müssen. Außerdem mußte mit stichprobenhafter Durchleuchtung gerechnet werden.
So hockten Eirene und ich in einer starkwandigen Hartplastikkapsel von anderthalb Metern Höhe und drei Metern Länge, mitten in der Ladung aus Plastikkisten voller Teile von Industrierobotern, die in einem Montagewerk auf Topelaz zusammengesetzt werden würden. Die Kultivierung des Kolonialplaneten hatte einen Stand erreicht, der die Robotisierung der dortigen Industrie notwendig machte.
Wir brauchten allerdings nicht zu befürchten, daß wir in einer Montagehalle „ausgepackt" werden würden. Unser Container war „versehentlich" an eine falsche Anschrift adressiert.
Er würde auf dem Hof eines Lagers abgesetzt werden, in dem schon lange niemand mehr arbeitete. Eirene und ich konnten das über das raffiniert installierte Spionsystem aus unserer Kapsel heraus beobachten und besaßen ein Schaltgerät, mit dem wir die Formenergie unseres Containers aufzulösen vermochten.
Anschließend mußten wir uns einen sicheren Unterschlupf suchen, und uns nach einer Möglichkeit umsehen, und eine kodierte Nachricht über einen Hypersender abzustrahlen.
Ich rechnete damit, daß wir - von heute angerechnet - in drei oder vier Tagen wieder auf Sabhal sein würden.
„Was war das?" flüsterte Eirene, als der Transporter, auf dem unser Container stand, mit einem Ruck anhielt.
„Wir werden am Tor sein", erwiderte ich und aktivierte das Spionsystem.
Es war, wie ich vermutet hatte.
Unser Transporter war beim Terraner-Tor angekommen. Allerdings stand er in einer langen Reihe anderer Transporter. Es würde noch etwas dauern, bis die Torhüter unseren Container in Empfang nahmen. Aber auf eine halbe Stunde mehr oder weniger kam es schließlich auch nicht mehr an.
Ich rückte mir mein Sitzkissen anders zurecht und musterte den Bildschirm, der das obere Viertel des Terraner-Tores zeigte. Dort befand sich zwischen den beiden achteckigen Heraldischen Siegeln der riesige Blick mit der Enerpsi-Anlage und dem Hauptkommandostand.
Es war schon ein seltsames Gefühl für mich, daß wir uns einer solchen Anlage anvertrauen sollten. Doch das kam nur von der Abneigung des Kriegerkults gegenüber und von der Tatsache, daß Heraldische Tore wie diese ursächlich für die von uns Netzgängern gefürchteten
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