1302 - Schicksalspunkt Terraner-Tor
ihm die Information zuspielen?" fragte ich verwundert.
Gorgud lächelte und drückte auf einen Knopf.
Sekunden später betrat Bartod das Zimmer. Er wirkte auf mich irgendwie verändert - und ich brauchte eine Sekunde, um den Grund herauszufinden.
Bartod trug genau die Kleidung, die Raffaid getragen hatte, als wir ihn aufsuchten - und die Ähnlichkeit war noch stärker.
Mir ging ein Licht auf.
„Du willst Raffaid aus dem Verkehr ziehen und Bartod an seine Stelle setzen!" rief ich bewundernd. „Das ist eine großartige Idee. Wenn Bartod alias Raffaid in den Mitarbeiterstab Dokroeds aufgenommen wird, dann hat die Hajasi Amani künftig einen direkten Draht zur Zentrale des Kodexwahrers."
„Richtig", bestätigte Gorgud. „Auf eine solche Gelegenheit haben wir schon lange gewartet. Allerdings werden wir unser Hauptquartier opfern müssen, damit ‚Raffaid’ sich in Vilgajeds Augen bewährt. Aber wir sind längst auf eine Evakuierung vorbereitet und haben Ausweich-Nebenstellen eingerichtet, über das ganze Stadtgebiet verstreut. Dich und deine Tochter bringen wir heute noch im Haus eines Freundes in der südlichen Vorstadt unter."
„Aber wie ist es mit den Freunden und Bekannten Raffaids?" warf Eirene ein. „Gavvron, Pailliaren und wir Menschen können zwar einen Somer nur schwer vom anderen unterscheiden, aber andere Somer werden merken, daß Raffaids Platz von einem anderen Somer eingenommen wurde."
„Er kennt keinen anderen Somer so gut, daß dieser Fall eintreten würde", versicherte Gorgud. „Meine Leute haben sich in Raffaids Umfeld umgehört. In dem Haus, in dem er wohnt, leben nur Pailliaren, für die ein Somer wie der andere aussieht. Auch ansonsten hatte er nur mit Pailliaren zu tun. Er handelte illegal mit High-Tech-Produkten, wahrscheinlich nebenbei auch mit Diebesgut. Daher auch sein Wohlstand. Doch das genügte ihm anscheinend nicht. Er hätte gern öffentliche Anerkennung eingeheimst.
Darum wohl sein Verrat."
Ich nickte. Gleichzeitig überlegte ich, wie eine solche Panne hatte passieren können, daß ein unzuverlässiger Kandidat wie Raffaid als Kontaktmann unserer Netzgänger-Organisation ausgewählt worden war. Ich würde der Sache auf Sabhal nachgehen. So etwas durfte uns nicht noch einmal passieren, wenn uns die Ewigen Krieger nicht auf die Schliche kommen sollten.
Und Raffaid mußte umgehend aus dem Verkehr gezogen werden!
Als ich diesen Gedanken äußerte, lächelte Gorgud düster und erwiderte: „Das ist schon geschehen, Perry. Ich habe gleich nach Abhörung der Aufzeichnung ein Kommando zu ihm geschickt. Es wäre zu gefährlich gewesen, ihn noch länger frei herumlaufen zu lassen."
„Was ist mit ihm geschehen?" fragte ich ahnungsvoll.
„Er starb, als er einen Nadler zog", antwortete der Gavvron. „Ich weiß, was du denkst, Perry, aber es ist falsch. Ich wollte ihn lebend hierher bringen lassen. Wir hätten eine Jury gebildet, die ihn nach unseren Gesetzen abgeurteilt hätte. Meine Leute handelten in Notwehr."
„Ich glaube dir", sagte ich.
„Danke!" erwiderte Gorgud, erhob sich und trat zu Bartod. „Du weißt Bescheid, ‚Raffaid’.
Ziehe heute noch in die Wohnung ein und setze dich morgen von dort aus mit Vilgajed in Verbindung! Das Hauptquartier wird dann schon geräumt sein. Wir lassen aber genug Unterlagen zurück, aus denen eindeutig hervorgeht, daß hier das Hauptquartier einer Untergrundorganisation war, deren Ziel die Bekämpfung des Kriegerkults ist. Viel Glück!
Wir erreichen dich in deiner Wohnung oder bei dem Antiquitätenhändler Markuf im Nordbezirk."
„In Ordnung", erwiderte Bartod und verabschiedete sich.
Ich sah ihm nach, als er ging. Er würde es nicht leicht haben. Wer den Kriegerkult haßte wie er und sich dennoch freiwillig dazu hergab, ihm in Dokroeds Stab zu dienen, verdiente größten Respekt, denn wenn er ihm auch nur zum Schein diente, er würde notgedrungen mit den Wölfen heulen müssen.
13.
Vor einer Stunde hatte sich Bartod alias Raffaid über Visiphon wieder bei Vilgajed gemeldet, ihm seine „wahre" Identität preisgegeben und ihm erklärt, daß er jetzt über die nötigen Informationen verfügte.
Der Kodexberater hatte ihn sofort zu sich in die Zentrale Dokroeds bestellt.
Das hatten wir noch mit Hilfe der Audiosonde mitverfolgt, die Gorgud in Raff aids Wohnung hinterlegt hatte - und zwar von Sarradins Haus in der südlichen Vorstadt aus, in dem Eirene und ich einquartiert worden waren. Gorgud war irgendwo anders
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