1303 - Blut für das Disco-Trio
nicht. Der schmale Weg war nicht vollständig von den letzten Schneeresten befreit worden, und so gab es noch zahlreiche Eisinseln, die zu einer Gefahr für die Reifen werden konnten.
Das Eis leuchtete im Licht, und Anastasia fuhr entsprechend langsam auf das offene Tor zu.
Erst als die beiden Aufpasser im Licht erschienen, hielt sie an.
Einer der Männer trat an die rechte Fahrerseite des Vans heran.
Hinter ihrem Rücken hörte die Vampirin das scharfe Zischen ihrer Artgenossinnen.
»Reißt euch zusammen. Nicht schon jetzt. Unsere Zeit wird kommen, das verspreche ich.«
»Gut!«, flüsterte Sheena, »aber nicht zulange.«
»Seid jetzt ruhig.«
Der Aufpasser war an den Wagen herangetreten. Um seinen kahlen Kopf vor der Kälte zu schützen, hatte er sich eine Schirmmütze aufgesetzt. Sein Gesicht war rund, und die Schultern wirkten so, als wären sie durch die Einnahme von Anabolika aufgepumpt worden.
Er war bestimmt Stammgast in einer Muskelbude.
Sie kannten sich.
»Auch schon da, Ana?«
»Warum nicht?«
»Die Leute sind schon heiß. Einige schreien bereits nach euch. Wird ein wilder Tanz.«
Anastasia lächelte schmallippig. »Das glaube ich auch. So heiß ist die Nacht noch nie gewesen.«
»Dann lasse ich mich überraschen.« Er winkte auch den beiden anderen zu und sprach davon, dass er das Tor schließen würde, sobald sie auf dem Gelände parkten.
»Geht ihr dann nach vorn?«
»Ja.«
»Hat es schon Probleme gegeben?«
Der Typ schüttelte den Kopf. »Bis jetzt nicht. Wir hoffen auch, dass es ruhig bleibt.«
»Okay, dann lass uns fahren.«
Der Typ trat zur Seite. Sofort danach rollte der Wagen auf das Grundstück. Ana stoppte vor der Rückseite der Halle und stieg noch nicht aus, auch wenn sich die Freundinnen darüber beschwerten.
»Wartet, bis die Idioten verschwunden sind.«
Das dauerte nicht lange. Sie schlossen eine Tür auf und warfen sie wieder schnell hinter sich zu.
»So jetzt können wir!«
Der Rest war ein Kinderspiel. Schon von draußen her hörten sie die dröhnende Musik, die von CDs stammte. Sie heizte die Besucher der Halle auf. Harter Rock, auch Heavy Metal, Punk und Disco-Rock. Da war für jeden etwas dabei.
Der schmale Gang war kahl und nur schlecht beleuchtet. Instrumente brauchten die Drei nicht mitzuschleppen. Wenn sie sangen, lief die Musik vom Band ab. Den Zuhörern kam es nur auf ihre Stimmen und die wilden Tänze an.
Anastasia ging voraus. Michelle und Sheena folgten ihr. Beide hielten sich an den Händen fest, als würden sie in den Kindergarten gehen. Eine Steintreppe an der Wandseite endete vor einer schmalen Tür, die eine Nische begrenzte.
Anastasia stieß sie auf. Dass die Musik hier lauter zu hören war, ignorierte sie. Ändern konnte sie es nicht.
Wieder nahm sie ein Gang auf. Hier gab es zwei Toilettenräume, aber auch Türen, hinter denen die Garderoben lagen. Dort konnten sich die Mitglieder der Gruppe für den Auftritt stylen.
Ihre Kostüme steckten in Reisetaschen, die sie mitschleppten. Obwohl Anastasia sich hier noch nicht aufgehalten hatte, fand sie sich gut zurecht. Nur die Tür der Garderobe öffnete Michelle. Ana war froh, dass sie der Türsteher nicht auf die Zeit im Knast angesprochen oder gefragt hatte, wo sie so lange geblieben war, denn sie kannten sich von anderen Auftritten her.
In der Garderobe war es kalt. Es roch nach Schminke und nach dem Rauch kalter Zigaretten.
Hocker gab es. Spiegel auch. Auf dem Bord davor lagen noch einige alte Schminkpinsel. In der Ecke stand ein Papierkorb, der fast überquoll. Einige Tücher und Lappen waren auch daneben gefallen.
Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie aufzuheben.
Die Musik war natürlich auch hier zu hören. Darum kümmerte sich keine der Wiedergängerinnen. Sie hatten ihre Taschen zu Boden gestellt und zerrten die Klettverschlüsse auf. Es waren die einzigen Geräusche, die sie abgaben.
Dann holten sie ihre Klamotten oder Kostüme hervor. Farblich unterschiedliche Outfits. Michelle trug ein blaues Teil, Sheena ein gelbes und Ana ein rotes.
Man konnte sie als knappe Bikinis bezeichnen. Es war wirklich viel Haut zu sehen, aber die Stoffe saßen sehr eng an den Körpern und würden sich auch bei wilden Tanzbewegungen kaum verschieben.
Sie zupften sie zurecht und holten danach die Schminkutensilien hervor. Man war von ihnen gewohnt, dass sie ihre Körper bemalten. Das taten sie auch jetzt. Die dunklen Farben hinterließen auf der Haut irgendwelche Symbole, die sie sich mal aus
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