1303 - Blut für das Disco-Trio
überlebt?«
»Ja, das hat er.«
Bill runzelte die Stirn. »Du sagst das so komisch.«
»Nun ja, er liegt noch im Krankenhaus. Ohne Blessuren hat er es leider nicht geschafft.«
Sheila mischte sich ein. Sie legte mir ihre Hand auf den Arm.
»Aber was ist mit Johnny gewesen?«
»Du brauchst dich nicht zu sorgen. Er, Robin Dünn und ich haben uns nur hier getroffen.« Ich breitete die Arme aus. »Ansonsten ist Johnny aus dem Spiel geblieben.«
»Okay, dann kann man wohl aufatmen.«
»Kannst du, Sheila.«
»Trotzdem ärgert es mich, dass er uns nichts gesagt hat. Das ist sonst nicht seine Art.«
»Nimm es locker, Sheila. Johnny ist kein kleines Kind mehr. Auch wenn es einer Mutter oft schwer fällt, dies zu glauben. Daran musst du dich eben gewöhnen.«
»Haha, das sagt mir ein kinderloser Junggeselle.«
Bill grinste. »Weiß man’s?«
»Genau.«
»Hört auf zu strunzen. Geht schon mal vor ins Wohnzimmer. Ich räume hier den Tisch ab.«
Es war ein guter Vorschlag. Die Weingläser hatten wir geleert, und in der Flasche befand sich nur noch ein Rest. Wir ließen sie auf dem Tisch zurück.
Allerdings nahmen wir das flüssige Obst mit. Die entsprechenden Gläser befanden sich im Wohnzimmer, in dem es nicht zu überheizt war, obwohl Bill das Feuer im Kamin angezündet hatte.
Es war eine neue Errungenschaft der Conollys, und es war nur auf den ersten Blick ein normaler Kamin. Als ich näher an ihn heranging, sah ich einen wunderschönen alten Kachelofen, dessen blanke Fliesen beigefarben schimmerten. Das Sichtfenster sah aus wie ein viereckiges rotes Auge, und der ganze Kamin strahlte wirklich eine natürliche Wärme ab.
»Neu?«, fragte ich und musste ihn einfach bewundern. Ich sah auch den schmalen Sims in halber Höhe und über dem roten Auge.
Dort hatte Bill bereits die kleinen Gläser für unsere Obstkur bereitgestellt. Er nahm sie noch nicht weg. Neben mir blieb er stehen.
»Es ist ein alter Kachelofen. Wir haben ihn aus Norddeutschland kommen lassen. Er wurde dort in seine Einzelteile zerlegt und hier wieder originalgetreu aufgebaut.«
Ich schlug ihm auf die Schulter. »Habt ihr wirklich gut gekauft. Kompliment.«
»Sheila wollte ihn unbedingt haben. Und Platz genug gibt es ja hier im Haus.«
»Das kannst du laut sagen.«
Bill stieß mich an. »Da sieht man mal wieder, wie lange du nicht bei uns gewesen bist.«
»Stimmt sogar.«
»Du hast alles allein durchgezogen.«
»Das freut Sheila.«
Bill verdrehte die Augen. »Leider. Aber das wird sich ändern, verlass dich darauf.«
»Was wird sich ändern?«
Wir hatten die Frage hinter uns gehört und drehten uns gemeinsam um. Johnny war gekommen. Abmarschbereit stand er im Zimmer und grinste von Ohr zu Ohr. Er sah stark aus. Das Haar war vorn über der Stirn kurz geschnitten und in die Höhe gekämmt worden. Natürlich war es gegelt, damit die Frisur auch hielt. Hose, T-Shirt, ein Pullover mit Aufdruck und eine Jacke, die er locker über den rechten Arm gelegt hatte.
»Da hast du dir ja was vorgenommen«, sagte ich.
»Klar. Wir werden die Nacht durchtanzen.« Er kam auf mich zu und gab mir die Hand. Dann erkundigte er sich nach Robin Dünn und erfuhr von mir, dass Dünn überlebt hatte.
»Toll. War aber hart, nicht?«
»Ja, das ist es gewesen. Verdammt hart, sogar.«
»Und du hast mir nichts gesagt«, beschwerte sich Bill.
»Das hätte ich schon getan, Dad, keine Sorge.«
»Okay, ich glaube dir.« Er kam wieder auf die Disco zu sprechen.
»Wo treibt es dich denn heute Nacht hin?«
»In die Halle.«
»Und was ist das?«
»Eine Disco. Ein ziemlich großes Ding. Noch recht neu.«
Bill nickte. »Was ist da Besonderes dran?«
Da war Johnny zunächst überfragt. Er hob die Schultern und suchte nach einer Antwort. »Eigentlich nur die Band. Ich habe sie noch nie gehört. Sie hat sich in London in der letzten Zeit einen Namen gemacht. Eine typische City-Band. Allerdings gut und echt hammerhart.«
»Wie heißt sie denn?«
»Die kennst du doch nicht, Dad.«
»Ich würde den Namen trotzdem gerne wissen.«
Johnny grinste etwas verlegen vor sich hin. »Es sind drei Frauen. Keine Girlies mehr, obwohl sie sich so sehen. Die Gruppe nett sich Hot Spots und hat in der letzten Zeit wirklich richtig Karriere gemacht. Das ist…«
Bill winkte ab. »Sorry, die kenne ich nicht. Jedenfalls wünsche ich dir viel Spaß mit deinen Hot Spots. Aber gibt Acht, dass es nicht zu heiß wird, mein Freund.«
»Keine Sorge, aber es ist schon toll, sie live zu
Weitere Kostenlose Bücher