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1308 - Tödliche Schwingen

1308 - Tödliche Schwingen

Titel: 1308 - Tödliche Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass sie einen braunen Briefumschlag in der rechten Hand hielt. Sie starrte ihn an, und das Zittern der Hand war einfach nicht zu übersehen.
    »Was ist passiert?«
    »Da, John, da!«
    Sie reichte mir den Umschlag. Schon beim ersten Fassen wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Unter meinem Daumen befand sich nicht nur das Papier des Umschlags, sondern noch etwas anderes, das nicht dazugehörte und ziemlich glatt war.
    Ich hielt den Umschlag gegen das Licht der Deckenlampe. Jetzt konnte ich besser sehen.
    Jemand hatte auf den Umschlag eine blonde Haarsträhne geklebt.
    Carlotta sprach aus, was auch ich dachte. »Die Strähne gehört Maxine…«
    ***
    Die Worte waren leise gesprochen worden, aber sie schwebten als Echos nach wie schwere Hammerschläge. Ich spürte es kalt meinen Rücken hinabrinnen und schloss für einen Moment die Augen.
    »Sag doch was!«, flüsterte das Vogelmädchen mit Zitterstimme.
    »Es ist okay. Warte ab.«
    »Nein, John, das ist nicht okay. Das ist ihr Haar.« Sie protestierte heftig.
    »Ja, meine Liebe, ich weiß es. Du brauchst mir nichts zu sagen. Aber wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren.« Ich drehte den Umschlag herum und warf einen Blick auf die zugeklebte Seite.
    Dass er nicht leer war, spürte ich. Unter dem dünnen Papier befand sich noch ein anderes. Ich ging davon aus, dass es sich um eine Nachricht handelte. Sekunden später hatte ich den Umschlag geöffnet und holte mit spitzen Fingern einen Fetzen Papier hervor.
    Carlotta trat dicht an mich heran und wir lasen den Text gemeinsam. Er war in krakeliger Schrift geschrieben worden, als wäre es die Handschrift eines Kindes.
    »Ich will das Kind. Wenn ich es nicht bekomme, werde ich Maxine töten. Ich will es noch in dieser Nacht. Es soll zum Stall gehen und auf mich warten. Kommt Carlotta nicht, ist Maxine noch vor dem Sonnenaufgang tot…«
    ***
    Carlotta wich einen Schritt zurück. Sie hielt die Hände vors Gesicht gedrückt, und nur die großen Augen waren zu sehen. Ansonsten blieb sie stumm. Ich schloss die Tür wieder zu, weil ich mich nicht beobachtet fühlen wollte. Kaum waren wir allein, als das Vogelmädchen seine Hände nach unten sinken ließ und aufschluchzte.
    »Ich… ich … hatte es mir gedacht, John. Ich wusste, dass es so kommen würde. Der Entführer wollte nicht nur Maxine. In Wirklichkeit will er mich. Das ist doch so – oder?«
    »Es deutet einiges darauf hin.«
    »Und jetzt?«
    Ich gab ihr keine akustische Antwort. Es lag auf der Hand, dass Carlotta Trost brauchte, und ich versuchte, ihn ihr zu geben. Ich drückte sie an mich und streichelte über das feine Haar, den Rücken und vergaß auch die beiden Flügel nicht, die mit daunenweichen Federn bestückt waren. Carlotta weinte, und ich versuchte, sie aufzurichten.
    »Erst einmal müssen wir es positiv sehen.«
    »Wie das denn?«, jammerte sie.
    »Ich bin davon überzeugt, dass Maxine lebt. Sonst hätte man uns die Nachricht nicht zu schicken brauchen.«
    »Und jetzt soll ich ausgetauscht werden?«
    »Das hat der Unbekannte so vor.«
    »Aber was können wir tun?«
    »Was hast du vor? Es liegt in deiner Hand.«
    Carlotta blieb für einige Sekunden still. Dann entfernte sie sich von mir. Sie wischte über ihre Augen und schluckte. »Ich frage, was Maxine an meiner Stelle getan hätte.«
    »Ich denke, dass du dir die Antwort selbst geben kannst.«
    »Genau, John, genau. Maxine wäre gegangen.«
    »Und du?«
    Carlotta richtete sich auf die Zehenspitzen. »Ich, John, ich werde auch gehen. Ich kann Maxine nicht im Stich lassen. Ich werde am Treffpunkt erscheinen und möchte dich bitten, dass du dort nicht hingehst. Das muss ich allein durchziehen.«
    »Du bist dir aber bewusst, was es bedeutet?«
    »Ja, das bin ich!«, erklärte sie mit fester Stimme. »Ich lasse mich auch von dir nicht hindern und…«
    »Moment«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt, Carlotta. Ich an deiner Stelle hätte nicht anders gehandelt, das weißt du.«
    »Ja.«
    »Du wirst gehen.«
    Sie blickte mich überrascht an. »Das sagst du einfach so, John?«
    »Ja, warum nicht?«
    »Das kann ich nicht so richtig begreifen. Da hast du noch etwas in der Hinterhand. Wenn du dich selbst einbringen willst, kann alles verkehrt sein und für Maxine tödlich enden.«
    »Das weiß ich, und deshalb werde ich dich auch nicht begleiten.«
    Carlotta war sprachlos, denn so etwas hätte sie nicht von mir erwartet. Sie suchte nach Worten, hatte sie schließlich gefunden und

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