1309 - Heiße Fracht für Terra
Schwebestraße in Augenschein nahm. „Ihr werdet gegenüber früher kaum einen Unterschied merken", hatte Merwik En-Nured gesagt. Er hatte recht Auch Aralon war Fazzy Slutch von früher her bekannt. Oh, er war weit herumgekommen in jenen Tagen, als er mit allem und jedem Handel trieb. In jenen Jahren, bevor ihn das große Sternenfieber packte, hatte er fast alle bedeutenden Welten der Milchstraße besucht. Die Aras in ihrer würdevollen, bedächtigen Art hatten ihn schon immer beeindruckt. Wie sie einherschritten, die hochgewachsenen, hageren Körper stocksteif aufgereckt, mit langsamen, wohlüberlegten Bewegungen - das erinnerte ihn ein wenig an die Störche seiner Heimat. Hin und wieder hatte er auch mit Aras Geschäfte getätigt. Sie schienen ihm stets weltentrückt, in höheren Gefilden zu schweben. Dementsprechend leicht hatten sie sich übers Ohr hauen lassen.
Verändert hatte sich so gut wie nichts. Gewiß, die Stadt war neu. Aber sie hätte ebenso gut eines der uralten Ballungszentren an der Nordküste des Äquatorialkontinents sein können. Die breiten Straßen, zu beiden Seiten mit Bäumen bepflanzt, wirkten gepflegt.
Die Abneigung der Aras gegen die Riesenkaufhäuser und Megasupermärkte anderer Zivilisationen war noch immer dieselbe. Hunderte von kleinen Läden reihten sich entlang der Einkaufswege. Es war ein warmer, sonnendurchfluteter Tag des Äquatorfrühlings. Es ging auf Mittag. In einer Stunde würden die Straßen sich zu leeren beginnen, wenn die Aras sich in ihre Behausungen zurückzogen, um der Siesta zu pflegen.
Aus der Höhe der Schwebestraße war schwer zu erkennen, wie viele der Gestalten, die sich unten zwischen den Gebäuden bewegten, Shants trugen, das uniformähnliche, mit Mikrotechnik gespickte Gewand der Upanishad-Schüler. Mit Sicherheit konnte er nur einen einzigen Shantträger ausmachen, und der schien, nach der geringen Körpergröße zu urteilen, kein Einheimischer zu sein. Etwas anderes fiel ihm hingegen auf. Über der Mitte der Stadt schwebte hoch im blauen Himmel ein in grellem Rot leuchtendes Gebilde, das einer Faust ähnelte. Es hatte in der Tat eine deutliche Ähnlichkeit mit dem kosmischen Leuchtfeuer, das Sotho Tyg Ian im Zentrum der Milchstraße errichtet hatte.
Unterhalb des Leuchtgebildes zuckte in phosphoreszierenden, grünen Lettern die Ankündigung: WIE EINE FAUST TRIFFT DICH DIE ENTHÜLLUNG DES WAHREN PROPHETEN.
Reklame einer Sekte? Propaganda für einen Prediger? Fazzy Slutch wußte es nicht.
Aber er sah das Symbol. Es war ein Sinnbild der Kraft; so wollte es der, der das Leuchtzeichen projizieren ließ, verstanden haben. Die Symbolik des Sothos hatte Eingang in die Begriffswelt der Aras gefunden.
Das war der Anfang.
Das Gewimmel der Innenstadt blieb zurück. Nach Norden hin schlossen sich Wohngebiete an. Der Flug wurde ereignislos. Später dehnte sich zur Rechten das felsige Geröll der Hochebene, links lag die weite, glatte Fläche des Raumhafens, von der sich dann und wann eine Fähre oder ein Schiff erhob und geräuschlos, von den Kraftströmen eines Feldtriebwerks getragen, in den blauen Himmel stieg.
Ewwi Din Dang war kaum mehr als eine Ansammlung von Handelskontoren. Der Nordsektor des Raumhafens war den großen Frachtern vorbehalten, die es vorzogen, unmittelbar auf Aralon zu landen, anstatt an einer der im hohen Orbit kreisenden Raumstationen anzulegen. Die Import-Export-Spezialisten hatten hier ihre Büros. Die Vironauten mieteten sich in einem kleinen Hotel ein, dessen Kundschaft üblicherweise aus Raumschiffsbesatzungen bestand, die die mehrtägigen Aufenthalte ihrer Schiffe nicht an Bord verbringen wollten. Die Unterbringung war dementsprechend anspruchslos.
Fazzy Slutch dachte mit Wehmut an das Yimüit Kärdieehl zurück.
Seine Unterkunft bestand aus zwei kleinen Zimmern. Er brachte sein Gepäck unter; viel war es nicht. Dann versuchte er, sich einen Plan zurechtzulegen. Sie hatten noch Zeit. Sie waren rascher nach Aralon gelangt, als ursprünglich zu erwarten gewesen war. Aber es drängte ihn, mit dem Importeur Kontakt aufzunehmen, den Merwik En-Nured ihm empfohlen hatte. Er zog das kleine Stück Folie aus der Tasche und las den Namen: Fjondar Eskorodul, Intergalaktische Importe. Eskorodul war Pariczaner, ein Springer aus der Rasse der Überschweren. Fazzy überlegte, ob er ihn anrufen solle.
„Vorsicht, du wirst beobachtet", hörte er da plötzlich.
Er schrak auf. Es war das erste Mal, daß der syntronische Monitor zu ihm
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