131 - Der Mörder aus dem Totenreich
Schultern. »Zum Beispiel Rebecca Janssen. Sie könnte die Taten ihres Bruder fortsetzen.«
»Nur, um sagen zu können, daß sie recht behielt?«
»Es wäre möglich«, sagte ich.
»Das glaube ich nicht.«
»Rebecca Janssen ist nicht normal, das mußt du berücksichtigen.«
»Vielleicht konnte sie ihrem Bruder mit einem Trick die Rückkehr ermöglichen«, sagte Vicky.
»Ehrlich gesagt, für so klug halte ich sie nicht.«
»Sie könnte irgend jemandes Anweisungen befolgt haben«, bemerkte Vicky. »Warum wehrst du dich so hartnäckig dagegen, zu glauben, daß es Buzz Janssen geschafft hat, aus dem Reich der Toten zurückzukommen? Du zweifelst doch sonst nie an solchen Dingen.«
»Ich habe mit Mr. Silver darüber gesprochen. Er teilt meine Ansicht, daß Buzz Janssen für die Wiederauferstehung seinen Körper braucht, und den gibt es nicht mehr. Meiner Meinung nach zieht da jemand eine ganz verdammt miese Show ab.«
Das Telefon läutete wieder.
»Bitte geh du ran«, sagte Vicky. »Wenn es für mich ist… Ich bin nicht zu Hause, und du weißt nicht, wo man mich erreichen kann. Ich bin jetzt nicht in der Lage, mit jemandem zu reden.« Der Anruf war sowieso nicht für Vicky, sondern für mich. Tucker Peckinpah teilte mir mit, daß Lilian McFane ermordet worden war. Es versetzte mich immer wieder in Erstaunen, wie rasch man ihn informierte.
»Der Mörder schrieb die Buchstaben B.J. neben der Leiche auf den Boden«, sagte der Industrielle. »B.J. - Buzz Janssen.«
»Der war es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht«, sagte ich.
»Er schrieb die Buchstaben mit schwarzer Tinte… das nahm man jedenfalls zunächst an«, sagte Tucker Peckinpah. »Als man diese ›Tinte‹ dann aber im Polizeilabor analysieren wollte, kam man zu keinem Ergebnis. Ich möchte Ihnen eine Probe von dem Zeug bringen, Tony.«
»Ich bin kein Chemiker.«
»Vielleicht können Sie es mit Ihrem Freund Lance Selby unter die Lupe nehmen.«
»Wie kommen Sie an die Probe, Partner?«
»Ich lasse die richtigen Beziehungen spielen«, antwortete der Industrielle.
Zwanzig Minuten später traf er mit Cruv ein. Ich hatte kurz bei meinem Freund und Nachbarn Lance Selby angeklingelt, doch er hatte nicht abgehoben.
Seitdem stand der Nessel-Vampir Boram am Fenster und beobachtete Lances Haus. Sobald der Parapsychologe heimkam, würde mir Boram Bescheid geben.
Peckinpah übergab mir ein kleines Plastiktütchen, in dem sich Partikel der geheimnisvollen schwarzen Tinte befanden. Ich hielt das Tütchen hoch. Sonnenlicht fiel darauf.
»Würde es nicht pechschwarz sein, wäre es Blut, meint man im Polizeilabor«, bemerkte Tucker Peckinpah.
Ich bat Boram zu mir. Der weiße Vampir verließ seinen Beobachtungsposten.
»Sieh dir das einmal an«, sagte ich zu der Dampfgestalt. »Wofür würdest du das halten?«
»Das ist eingetrocknetes Blut, Herr«, sagte Boram mit seiner hohlen rasselnden Stimme. »Eingetrocknetes schwarzes Blut!«
Boram mußte es wissen. Er ernährte sich schließlich davon.
***
»Dann ist Buzz Janssen jetzt also ein Schwarzblütler!« sagte Tucker Peckinpah, »Ist ja hochinteressant.«
Mir kam es vor, als würden mir meine Felle wegschwimmen. »Was sagst du nun?« fragte mich. Vicky. »Damit fällt deine Theorie, daß Lilian von Rebecca Janssen umgebracht wurde, ja wohl flach.«
»Hat er das tatsächlich angenommen?« fragte Tucker Peckinpah überrascht.
»Man muß alle Möglichkeiten ins Kalkül ziehen«, verteidigte ich mich.
Boram kehrte ans Fenster zurück.
»Buzz Janssen tötet die Schauspielerin und schreibt mit schwarzem Blut seine Initialen neben die Leiche, damit alle Welt weiß, daß er den Mord verübt hat«, sagte Tucker Peckinpah. »Die Worte seiner Schwester haben sich erfüllt. Buzz Janssen ist wieder da, und er setzte fort und führte zu Ende, woran Sie ihn kürzlich mit einer Kugel gehindert hatten, Tony.«
»Ich würde das sofort glauben, wenn er nicht verbrannt worden wäre. Er kann bestenfalls als Geist in Erscheinung treten, nachdem die Flammen seinen Körper zerstört haben«, sagte ich.
»Was werden Sie tun?« wollte der Industrielle wissen.
»Ich werde mich mal ausführlich mit Mr. Silver unterhalten.«
***
Der junge Silberdämon Metal öffnete die Tür. »Ist dein Vater zu Hause?« fragte ich.
Metal nickte und gab die Tür frei. Ich trat ein. Früher hatte uns Metal so manches Mal das Leben verdammt schwer gemacht. Heute war er »handzahm«.
Ich hatte nichts von ihm zu befürchten.
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