131 - Der Mörder aus dem Totenreich
ausnützen wollten.
Da die Angebote jedoch nicht Lilians Gefallen gefunden hatten, wollte sie auf ein besseres warten. Sie brauchte nichts zu überstürzen. Sie hatte kein Interesse daran, um jeden Preis eine Schallplatte zu machen. Wenn sie sieh dazu entschloß, mußte sie von vornherein davon überzeugt sein, daß es eine gute Sache war.
Nachdem sie Licht gemacht hatte, setzte sie sich vor den mit Glühbirnen eingerahmten Schminkspiegel, klatschte sich eine fettige Creme ins Gesicht und wischte die Theaterschminke, die wegen des grellen Scheinwerferlichtes ziemlich dick aufgetragen werden mußte, ab.
Daß ihr dabei jemand zusah, wußte sie nicht.
Buzz Janssen hatte sieh hinter einem fahrbaren Chromständer verborgen. Kostüme, die Lilian im Verlaufe der Aufführung getragen hatte, hingen vor ihm.
Lilian wischte ihr Gesicht mit einem Handtuch ab und trug nun ein dezentes Make-up auf, Dann stand sie auf und entkleidete sich.
Ein grausamer Glanz trat in Buzz Janssens Augen. Lilian hatte den Frotteemantel über die Lehne eines Stuhls geworfen und den Rock abgestreift. Nun öffnete sie die Knöpfe ihrer pinkfarbenen Bluse. Die Unterwäsche war im gleichen Farbton gehalten.
Der Anblick des nahezu nackten, makellosen Mädchenkörpers erregte den heimlichen Beobachter so sehr, daß er nicht länger versteckt bleiben konnte.
Er richtete sich auf, und Lilian gewahrte die Bewegung. Zuerst war sie empört. Bei aller Liebe und Verständnis für die Fans ging das doch etwas zu weit.
Doch Lilians Empörung währte nur einen Sekundenbruchteil Danach glaubte sie, ein Monster zu sehen, und ein lähmender Schock ergriff von ihr Besitz.
Buzz Janssen stieß den Chromständer zur Seite und trat näher. Lilian starrte ihm fassungslos in die bösen, dunklen Augen. »W-wer sind Sie?« krächzte sie. »Was wollen Sie?«
Die Maske verzerrte sich zu einem widerlichen Grinsen. »Du mußt sterben, Mädchen!« knurrte der Killer, und im selben Moment packte er gedankenschnell zu.
***
»Oh, Tony, war sie nicht großartig?« sagte Vicky überschwenglich. »Ich hätte nicht geglaubt, daß sie so gut ist Lilian hat eine steile Karriere vor sich. Ich gönne ihr diesen Erfolg. Erstens, weil sie ihn verdient, und zweitens, weil sie ein unheimlich nettes Mädchen ist.«
»Ich teile deine Begeisterung - wenn du nichts dagegen hast«, sagte ich.
»Was sollte ich dagegen haben?«
»Lilian ist ein überaus hübsches Mädchen. Ich möchte nicht, daß du in ihr eine Rivalin siehst.«
»Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Könnte sie eine Gefahr für unsere Beziehung werden? Dann holen wir sie lieber nicht ab und gehen allein essen.«
»Du weißt, was ich für dich empfinde«, sagte ich.
Vicky wippte auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuß. »Ich liebe dich«, flüsterte sie, und ihre veilchenblauen Augen strahlten mich glücklich an. »Weißt du, daß du in diesem Smoking prachtvoll aussiehst? Man könnte dich glatt für James Bond halten.« Lilian McFane hatte bereits vor der Vorstellung Order gegeben, Vicky und mich durchzulassen. Niemand hinderte uns daran, den Weg zu ihrer Garderobe zu gehen. Man beschrieb ihn uns sogar, damit wir uns in dem Ganglabyrinth unter dem Theater nicht verliefen.
Ziemlich desillusionierend sah es hieraus. Kulissenteile lehnten an der weiß gestrichenen Ziegelwand. Mir kam es vor, als würden wir durch ein Ersatzteillager der Phantasie schreiten.
Wir bogen in den Gang ein, der zu Lilians Garderobe führte, und plötzlich gellte uns ein schriller Mädchenschrei entgegen.
»Lilian!« stieß Vicky bestürzt hervor. Ich stürmte vorwärts. Mit langen Sätzen näherte ich mich der Tür, an der der Name der Schauspielerin stand. Ich warf mich in vollem Lauf dagegen, drückte die Klinke nach unten und rammte die Tür mit der Schulter auf.
Bewaffnet war ich nicht. Der Colt Diamondback hätte meinen teuren Smoking zu sehr ausgebeult. Ich ließ die Klinke los, und die Tür knallte gegen die Wand, Was ich im selben Moment zu sehen bekam, ließ meine Haare zur Berge stehen, Lilian kämpfte verzweifelt mit einem grauenerregenden Monster!
Der Kerl hatte ein seltsam teigiges Gesicht, das abzutropfen schien wie erhitztes Wachs. Seine Hände lagen um Lilians Hals. Er drückte zu. Das hübsche Gesicht des Mädchens war schrecklich verzerrt. Ich mußte ihr schnellstens beistehen, sonst war sie verloren. Kein Laut kam mehr über ihre zuckenden Lippen.
Ich schaute mich gehetzt um, riß den Hocker hoch, der vor
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