131 - Fluch der Dämonen
schützen willst, dann ergibst du dich."
Coco zögerte, aber als der Gnom die Spitze des Stiletts Martin an die Kehle setzte, damit fast seine glatte, helle Haut ritzte, da ließ Coco den Kommandostab fallen.
Sie schloß ergeben die Augen und ließ sich erschöpft gegen die Wand sinken.
„Was wird von mir erwartet?" fragte sie.
„Es gibt zwei Möglichkeiten", sagte der Gnom. „Du oder dein Sohn. Wenn du Martin retten willst, dann mußt du in die Schwarze Familie zurückkehren."
„Und wie soll das vor sich gehen?"
„Du wirst schon sehen."
„Welche Garantie habe ich, daß Martin freigelassen wird."
„Keine. Mein Wort muß dir genügen."
Coco öffnete die Augen und starrte den Zwerg an. Er bedrohte Martin immer noch mit dem Messer. Mit der anderen Hand, die derb und fett war, strich er Martin geradezu zärtlich durchs Haar.
Coco fröstelte. Sie hatte keine andere Wahl. Sie glaubte dem Gnom, daß er es ernst meinte. Ihre einzige Chance war, auf die Bedingungen einzugehen.
„Ich akzeptiere alles", sagte sie niedergeschlagen.
„Sehr klug!"
Coco sah ihn durchdringend an und fragte: „Bist du es wirklich? Bist du…?"
„Ja, ich bin Baphomet", sagte der Gnom und kicherte hämisch. Er brach ab und fügte mit fester Stimme hinzu: „Baphomet - die neue Macht auf Erden. Uralt und wiederauferstanden!"
Dorian hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als er erwachte. Aber er fühlte sich so müde, als hätte er eine Woche lang kein Auge zugemacht.
Irgend etwas saugt mir die Lebenskraft aus!
durchzuckte es ihn entsetzt.
Er riß die Augen auf, sah aber alles nur verschwommen.
Immerhin erkannte er, daß er sich noch im Blockhaus befand. Da war der Bauerntisch, dort die Hängeschränke der Kochnische. Er sah das. alles aus der Richtung des offenen Kamins, als schwebe er über dem Kaminaufsatz und würde alles aus der Vogelperspektive betrachten.
Ein Traum?
„Na, aufgewacht, Dämonenkiller?"
Die Stimme war Dorian fremd. Er konnte den Sprecher nicht sehen. Er drehte mühsam den Kopf.
Da erkannte er eine verschwommene Gestalt in der Tür des einen Schlafzimmers.
„Wer…?" Dorian versagte es die Stimme. Seine Mundhöhle war trocken und aufgequollen. Was war mit ihm passiert?
„Das hat dir deine Hexe eingebrockt", sagte die fremde Stimme aus Richtung der Schlafzimmertür. „Als ich hierherkam, da lagst du mit magischen Fesseln im Bett. Ich habe dich dann umquartiert und in diese günstigere Lage gebracht. Jetzt hast du wenigstens einen größeren Blickwinkel."
„Warum…?" brachte Dorian hervor. Er konnte nicht verstehen, warum Coco ihn gefesselt haben sollte.
„Wer weiß schon, was im Kopf einer abtrünnigen Hexe vor sich geht", sagte der Fremde. „Aber ich reime mir da einiges zusammen. Sie muß herausgefunden haben, was mit ihrem Sohn passiert ist und hat sich aufgemacht, ihn im Alleingang zu retten. So sehe ich es zumindest. Stimmst du mir zu?"
Dorian nickte schwach. So könnte es gewesen sein, Coco war eine solche Handlungsweise ohne weiteres zuzutrauen.
Allmählich klärte sich sein Blick. Und dann festigten sich die Konturen der schwarzen Gestalt. Dorian zwinkerte, weil er nicht glauben konnte, was er sah. Aber die Erscheinung blieb.
Er sah eine Frau in Ordenstracht, wie sie die Kinderschwestern des Sacre Coeur trugen. Aber das konnte nur ein Trugbild sein, denn die Frau sprach mit männlicher Stimme, mit tiefem Baß.
Das Trugbild kam näher, baute sich unter Dorian auf, blickte spöttisch zu ihm empor. Jetzt erst merkte Dorian, daß er an das Gebälk unter der Decke des Blockhauses gebunden war.
„Du hast richtig erkannt, daß ich nicht wirklich Ordensschwester bin", sagte das Trugbild. „In dieser Maske habe ich mich nur ins Sacre Coeur eingeschlichen, als Chakra mir vor seinem Tod die Nachricht schickte, daß dort dein Sohn untergebracht ist."
„Januskopf!" entfuhr es Dorian. „Du bist ein Januskopf!"
„Richtig", stimmte das Trugbild zu. „Ich bin Asan."
In seinem Scheingesicht mit weiblichen Zügen zuckte es. Plötzlich drehte sich sein Kopf um 180 Grad - und er zeigte Dorian sein wahres, sein Knochengesicht.
„Was ist mit meinem Sohn?" wollte Dorian wissen. Er hatte inzwischen auch seine Stimme zurückgefunden, aber er fühlte sich noch immer unsagbar müde. Die Fesseln zerrten an seinen Lebenskräften.
Asan setzte sich an den Bauerntisch. Er starrte Dorian aus den tief in den Höhlen liegenden Augen seines Knochengesichts an. Ein dunkles Feuer, wie aus
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