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1311 - Die Teufelszunge

1311 - Die Teufelszunge

Titel: 1311 - Die Teufelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Glenda.
    Er grinste. »Wir sitzen ziemlich weit vorn.«
    »Hört sich gut an.«
    »Das ist auch gut«, behauptete Bill.
    Am Ende der Treppe gingen wir nach links über einen glatten Boden hinweg, der sich bis zum Ende der Halle hinzog. Sie war nicht völlig mit Tischen und Stühlen gefüllt, denn es gab noch vor der Rückseite ein kleines Podium, auf dem der Künstler seinen Platz fand. Dort standen ein Notenpult und ein einsamer Sessel, der mit knallrotem Stoff bezogen war.
    An der Rückseite sahen wir ebenfalls eine Treppe. Sie war allerdings breiter. Danach begann die Querwand, von der man die Hebel, Schalter und Messuhren ebenfalls nicht entfernt hatte.
    Bill führte uns zum Tisch.
    Er war rund. Vier Besucher hätten daran Platz finden können.
    Wir waren nur zu dritt, so blieb ein Platz frei. Glenda setzte sich zwischen Bill und mich, nickte und rieb ihre Hände.
    »Gut gefällt es mir hier.«
    Bill deutete auf den Tisch. »Und für Getränke ist ebenfalls gesorgt worden.«
    Kleine Weinflaschen standen dort zwischen den Flaschen mit Wasser. Die Gläser standen ebenfalls bereit, und Glenda Perkins spielte Gastgeberin, indem sie Wein und Wasser in den entsprechenden Gläsern verteilte. Bill trank einen Roten, ich nahm einen Weißen. Glenda wollte zunächst mal beim Wasser bleiben.
    Die großen Fenster waren ebenfalls noch erhalten geblieben. Sie reichten von der Decke fast bis zum Boden herab, waren aber nicht durchsichtig, sodass wir nicht erkannten, was sich draußen abspielte. Es dunkelte nur allmählich ein, das sahen wir schon.
    Bill hob sein Glas an. »Na, dann wollen wir mal auf einen schönen Abend trinken.«
    Dagegen hatte keiner was. Nur als ich mein Glas abstellte, fragte ich: »Wie lange dauert das Konzert ungefähr?«
    »Ich glaube, anderthalb Stunden. Zwischendurch ist noch eine kleine Pause.«
    »Sehr gut.«
    »Keine Angst, John. Es wird nicht nur klassisch. Das sind die ersten drei Stücke. Dann kommen Melodien, die du kennst. Schlager aus Opern und bekannten Musicals, aber natürlich auch Il Silencio. Das darf zum Abschied nicht fehlen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hältst du mich eigentlich für einen Kulturbanausen?«
    »Nein, das nicht…«
    »Jetzt sag nicht aber.«
    »Nicht jeder kann eben alles wissen. Vor allen Dingen in der Musik nicht.«
    »Den Triumphmarsch aus der Oper Aida kenne ich zumindest.«
    »Darauf kannst du dich auch freuen.«
    »Und was hat dich in das Konzert getrieben?«
    »Frage lieber, wer.«
    »Also Sheila.«
    »Klar doch.«
    »Ich wusste es.«
    »Hört doch auf«, sagte Glenda und blickte auf die Uhr. »Es geht gleich los.«
    Eine Minute hatten wir noch Zeit. Ich nutzte die Spanne, um mich umzuschauen und konnte ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen. Von meiner Position aus gesehen, war jeder Tisch besetzt. Ob voll oder ob noch Stühle frei waren, ließ sich nicht erkennen, doch dieser Walter Shols konnte sich auf sein Publikum verlassen.
    Genau 20 Uhr. Jetzt musste es eigentlich losgehen. Jeder Gast hatte wohl die Zeit verglichen, und die halblauten oder geflüsterten Gespräche verstummten, doch wer nicht kam, war der Künstler.
    Hinter mir hörte ich einen Kommentar. »Wenn er eingeschlafen ist, sollte man ihn vielleicht mit einem Trompetenstoß wecken.«
    Eine Frau begann zu kichern, und ich konnte mir ein Grinsen auch nicht verkneifen.
    Geweckt zu werden brauchte er nicht, denn wenig später hatte er seinen Auftritt. Er erschien vor uns und damit an der Rückseite der Halle, wo es auch die breitere Treppe gab. Bevor er die Stufen hinabkam, blieb er für einen Moment stehen, bis ihn das Licht eines Scheinwerfers erfassen konnte. Zugleich wurde die Beleuchtung im Saal ein wenig heruntergefahren.
    Walter Shols hob seinen linken Arm mit der Trompete an und grüßte so ins Publikum.
    Der erste Beifall brandete auf. Dessen Echo begleitete den Mann im schwarzen Outfit und weißem Hemd bis zu seinem Platz. Das Podium war groß genug, um den Notenständer zur Seite stellen zu können.
    Einer wie Walter Shols brauchte keine Noten. Er war perfekt. Er war stark genug, um die Melodien und konzertanten Stücke aus dem Gedächtnis spielen zu können.
    Er stand im Licht. Der Scheinwerfer war nur auf ihn gerichtet.
    Sein Gesicht hatte er uns, dem Publikum, zugedreht. Da wir ziemlich nahe saßen, sahen wir ihn recht gut.
    Ich wollte nicht eben von einer Irritation sprechen, aber mir fiel schon auf, dass er sehr angespannt aussah. Ein wenig wunderte ich mich über die

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