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1311 - Die Teufelszunge

1311 - Die Teufelszunge

Titel: 1311 - Die Teufelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jetzt spielt hier die Musik!«, flüsterte ich der nackten Marisa zu…
    ***
    Sie hatte voll auf Sieg gesetzt. Umso überraschter war sie, als sie sah, dass sich das Blatt gewendet hatte, denn nun hielt ich die Trümpfe in meiner rechten Hand.
    Es war mir sogar gelungen, auf die Beine zu kommen. Mit der freien Hand hatte ich mich am Sessel abgestützt und besaß in der neuen Position einen guten Überblick.
    Mich interessierte ausschließlich Marisa, der Engel aus Aibon, der in Wirklichkeit kein Engel war, sondern ein grausames Monster mit einem perfekten Körper. Es musste auch nicht sein, dass sie immer so ausgesehen hatte. Es war durchaus möglich, dass sie sich in ihrem Aussehen den Vorstellungen der Menschen angepasst hatte, um nicht aufzufallen. Das kannte ich von den Kreaturen der Finsternis, die ebenfalls uralt waren und die langen Zeiten überlebt hatten.
    »Aibon wird nicht gewinnen!«, flüsterte ich ihr zu. »Aibon hat es schon oft versucht, aber ich bin immer stärker als Guywano gewesen. Das wird heute auch so sein.«
    »Guywano?«
    »Ja, du hast dich nicht verhört.«
    »Du kennst ihn?«
    »Vielleicht besser als du.«
    »Wer bist du dann?«
    »John Sinclair.«
    Der Name sagte ihr nichts. So bekannt war ich wohl auch nicht, was mir nichts ausmachte.
    »Er soll bleiben, wo er ist. Ich will auch nicht, dass er seine Boten schickt. Diese Welt gehört den Menschen. Jeder, der das ändern will, muss mit Gegenwehr rechnen. Ich weiß, dass etwas auf uns zukommt. Das Alte hat sich erneuert. Im Reich der Dämonen beginnt schon jetzt die große Unruhe. Es kann zu Umwälzungen kommen, was mir auch egal ist. Ich will nicht, dass Menschen gefährdet werden. Und ich will auch nicht, dass du sie auf deine Seite ziehst.«
    »Du kannst es nicht verhindern.«
    »O doch, das werde ich. Mit deiner sirenenhaften Schönheit wirst du nicht jeden becircen können. Ich kenne es. Sie ist oft nur Schein und Tünche. Oder hast du schon immer so ausgesehen wie heute? Schon damals, als es zur großen Auseinandersetzung kam und du dich zu den Engeln gezählt hast. Bist du ein Engel?«
    »Ich bin alles. Rächer, Engel und…«
    »Wie siehst du wirklich aus?«
    Sie lachte. Sie legte dabei ihren Kopf zurück und öffnete den Mund, aus dem etwas hervorzüngelte. Es war tatsächlich die Spitze einer langen fast feuerroten Zunge. In diesem Moment musste ich daran denken, dass Walter Shols die Teufelszunge genannt wurde, aber die echte, die wahre Teufelszunge steckte im Maul einer anderen Person, die ihre äußere Schönheit noch behalten hatte, bis auf die Veränderung am Kopf.
    Es war nicht mehr diese weiche und sanfte Haut, die ich sah. Jetzt hatte sie einen grünlichen Schimmer bekommen und zeigte winzige Schuppen. Sie glänzten im Licht des Scheinwerfers.
    Es gab auch nicht mehr die dunklen Augen. Stattdessen steckten grünlich schimmernde Kugeln in den Höhlen und hatten sich recht weit nach vorn gedrückt.
    Glotzaugen – nein, das stimmte nicht ganz. Ich musste mich korrigieren. Es waren die Augen eines Reptils, und das passte schon besser zu dem Paradies der Druiden.
    Marisa war dabei, sich zu verwandeln. Sie hob ihre Tarnung auf.
    Sie wollte kein Mensch mehr sein, aber sie war auch kein Engel. Der lange Aufenthalt in Aibon hatte sie gezeichnet.
    Da sie beides nicht mehr war, konnte ich meine Hemmungen über Bord werfen.
    Ich sah noch, dass die Veränderung ihren Hals erfasst hatte, zielte genau und schoss die geweihte Silberkugel mitten in das von der Verwandlung betroffene Gesicht…
    ***
    Ja, es war ein Volltreffer!
    Der Knall pflanzte sich als Echo fort. Dafür hatte ich keine Ohren.
    Ich schaute auf die Gestalt, die von meiner Silberkugel erwischt worden war, und sah auch, was dieser Treffer angerichtet hatte.
    Ein Teil des Gesichts war zerstört worden. Dass sie schon mit ihrer Verwandlung weit fortgeschritten war, erkannte ich daran, dass dickes grünes Aibonblut aus der Wunde rann und mich an gefärbtes Öl erinnerte.
    Geweihtes Silber gegen die Kraft des Landes Aibon. Das war keine sichere Bank. Zu oft schon hatte ich es erlebt.
    Und hier?
    Sie sprang zurück. Dabei hüpfte sie fast wie ein Frosch und landete neben dem Podium auf dem Boden. Wir alle hörten ihren schrillen, wütenden Schrei und sahen, wie sie sich auf dem Boden herumwälzte. Sie kreischte, sie war nicht erledigt. Sie sprang wieder auf die Füße, und der Fotograf in der Nähe bekam plötzlich große Augen. Es lag nicht an der Überraschung, sondern an der

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