1311 - Hölle Sothom
zweite Abteilung erfüllte, kam von den rötlich schimmernden Schutzschirmen, hinter denen sich die Aggregate befanden. „Keine psionischen Felder", stellte Nia fest. „Das kommt mir fast unheimlich vor."
„Sie könnten noch aktiviert werden", erwiderte Tiff. „Prüft bitte eure SERUNS darauf, ob sie noch so programmiert sind, daß sie die Paratronschirme selbständig aktivieren, falls wir wieder mit psionischen Feldern angegrif fen werden!"
Das taten wir. Die SERUNS waren alle noch entsprechend programmiert. „Dann kommt!" sagte Tiff.
Er ging zügig durch die Halle bis zur nächsten Trennwand. Wir folgten ihm. Ich war auf das schlimmste gefaßt, aber es gab nicht den geringsten Zwischenfall. Es schien, als würde der SOTHOM uns dulden. Ich gab mich jedoch dieser Illusion nicht hin. Was immer die Sicherheitssysteme des SOTHOMS bewog, uns in der zweiten Abteilung nicht anzugreifen, es änderte nichts daran, daß ihr Ziel unsere Vernichtung war. „Ich würde mich nicht wundern, wenn das Schott sich diesmal von selbst für uns öffnen würde", überlegte Sid laut. Doch das tat es natürlich nicht. „Willst du wieder dein Glück versuchen?" fragte ich meinen Artgenossen. „Ich konnte dich wieder unterstützen."
„Einverstanden", erwiderte Sid. „Aber ich brauche neuen Paratau."
„Ich auch", sagte ich schnell.
Der alte Paratau war wirklich schon verbraucht. Aber das war nicht so lange her, daß ich wieder Entzugserscheinungen an mir bemerkt hätte. Dennoch wurde ich ganz kribblig bei der Aussicht, in wenigen Sekunden abermals mit dem Psychogon in Berührung zu kommen.
Diesmal nahm ich vier Tropfen in jede Hand, zählte aber jedesmal nur bis drei, um weniger vorzutäuschen. Ich schämte mich deswegen, konnte aber der Gier nach immer mehr Paratau nicht widerstehen. Mir war klar, daß ich nach dem Einsatz um eine Entziehungskur nicht herumkommen würde.
Allerdings graute mir jetzt schon davor. Ich zuckte heftig zusammen, als ich eine Berührung an meiner linken Schulter spürte. Erst dadurch kehrte mein Bewußtsein wieder in die Gegenwart zurück.
Ich sah Tiffs Gesicht vor mir und sah, daß er mir die rechte Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Sid braucht deine Hilfe, Elsande", sagte er sanft. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Tiff war ein wundervoller Mann! Nicht mit einem Wort hatte er mich getadelt. Aber er durchschaute mich nicht nur, er konnte sich auch in meine Lage versetzen und mich verstehen.
Ich riß mich zusammen und konzentrierte mich auf die Gedanken an der Oberfläche von Sids Bewußtsein. Er hatte schon ein halbes dutzendmal versucht, die Operatorschaltung der Trennwand zu sondieren - und jedesmal war er wieder kurz vor einem Erfolg an mangelhafter Konzentration gescheitert.
Kein Zweifel, ohne suggestive Stützung durch mich würde er es nie schaffen. „Er soll sie kurzschließen!" vernahm ich Tiffs Worte wie durch eine dünne Wand hindurch. Ich war schon so auf die psisuggestive Stützung Sids konzentriert, daß ich den Sinngehalt der Worte kaum begriff. Aber er floß über mein Unterbewußtsein in mein Wollen hinein, so daß ich Sid entsprechend motivieren konnte.
Zumindest versuchte ich es, aber plötzlich entglitt mir Sid. Ich fand mich mit meinen Parasinnen bei etwas anderem wieder, mit dem ich zuerst überhaupt nichts anzufangen wußte, weil ich nicht erkannte, ob es ein lebendes Wesen oder ein Träger von künstlicher Intelligenz war. Ich wußte nur, daß es intelligent war. Ansonsten schien mein durch die Überdosis euphorisiertes Bewußtsein mir den Dienst zu versagen.
Ich versuchte, aus der Konzentrationsphase herauszukommen, aber es gelang mir nicht. Es gelang mir auch nicht, die Hände zu öffnen und den Paratau loszulassen. War ich in der Gewalt eines fremden Zwanges?
Mein Bewußtsein schien mit einem anderen Bewußtsein zu verschmelzen. Ich wehrte mich dagegen, doch dann sagte mir eine innere Stimme, ich sollte mich nicht länger wehren, sondern die Gelegenheit ergreifen, solange sie sich bot. Ich gab nach.
Im nächsten Augenblick wußte ich, daß ich nicht in eine Falle gegangen war, sondern zufällig Kontakt mit einem Molekulargehirn bekommen hatte, das im SOTHOM integriert war. Vielleicht handelte es sich auch um eine Biopositronik, so genau vermochte ich das nicht zu erkennen.
Auf jeden Fall aber handelte es sich um eine Ballung von biologisch lebenden Hochmolekularen, die durch Einwirkung von außen programmiert war und folglich nicht das Gehirn eines
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