1313 - Die Kolonisten von Lao-Sinh
früher oder später gezwungen sein würde, sich tiefer in das Sternengewirr der Doppelgalaxie hineinzuwagen, denn die Auswahl an möglichen Siedlungswelten in direkter Umgebung von Hubei war einfach zu gering.
Als sie in die Kolonie zurückkehrte, war das vierte Fernraumschiff bereits eingetroffen.
Die Kolonie wuchs und gedieh. Dao-Lin wusch ihren Kundschaftern gehörig die Köpfe und ermahnte sie eindringlich, in Zukunft auch über solche Dinge Bericht zu erstatten, die ihnen als unwichtig erscheinen mochten.
Sie schickte Kartanin zu den für die spätere Besiedlung vorgesehenen Planeten und ließ dort genaue Untersuchungen anstellen, und sie sandte Jaga-Sha mit vier ausgewählten Begleitern nach Stago, damit sie dort vor allem Sprache und Gebräuche der Kriegerwelten studierten.
Dann traf auch das fünfte Schiff ein, und Dao-Lin begann, an den Berichten zu arbeiten, die sie nach Ardustaar schicken wollte. Es waren nicht nur Berichte - die Kolonie brauchte auch verschiedene Materialien, vor allem technisches Gerät.
In keinem der Fernraumschiffe hatte sich eine weitere Gruppe von Paratauben befunden, aber im fünften gab es wieder einhundert von ihnen. Ga-Liu-M'igay und seine Gruppe hatten inzwischen Routine im Umbau der Endstufen und lernten ihre Nachfolger an, obwohl diese selbstverständlich die erforderlichen Kenntnisse mitbrachten. Die Paratauben hatten inzwischen verschiedene zusätzliche Tricks gefunden, die sie weitergaben.
Die neue Gruppe war so arbeitsam und zurückhaltend wie die alte. Ihr Anführer gehörte - genau wie Ga-Liu-M'igay - einer völlig unbedeutenden Familie an, von der Dao-Lin nie zuvor gehört hatte. Er war ein wortkarger, mürrischer Kartane. Im Vergleich zu ihm wirkte Ga-Liu umgänglich und gesprächig.
Trotz aller Vorbereitungen dauerte es noch fast ein Jahr, bis das Rückkehrerschiff endlich startbereit war. Am letzten Tag flog Dao-Lin noch einmal hinauf. Obwohl sie niemandem in der Kolonie Rechenschaft schuldig war, erklärte sie Sho-Do-H'ay gegenüber, daß sie Ga-Liu die letzten, vervollständigenden Berichte persönlich übergeben wolle. In Wirklichkeit war es ein Anflug von Sentimentalität, dem Dao-Lin nachgab, ohne sich lange den Kopf darüber zu zerbrechen.
Sie war oft genug oben gewesen, um zu wissen, daß das neue Schiff so gut wie nichts mit der alten SINDAHA gemein hatte, aber trotzdem hatte sie das Gefühl, in ihr Schiff zurückzukehren.
„Würdest du noch einmal einen solchen Auftrag übernehmen?" fragte sie Ga-Liu.
Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu und sah dann wie üblich an ihr vorbei.
„Das kommt darauf an, welche Befehle man mir gibt", sagte er ruhig.
„Du hast viel geleistet", gab sie zu bedenken. „Man wird dir sicher Gelegenheit geben, Wünsche zu äußern. Ich habe deine Leistungen in meinen Berichten hervorgehoben und ausdrücklich gelobt."
Das schien ihn nicht sonderlich zu überraschen, und er hielt es offensichtlich auch nicht für notwendig, etwas dazu zu sagen.
„Wenn du einen entsprechenden Wunsch äußerst, wird man dich sicher mit dem nächsten Fernraumschiff hierher zurückkehren lassen", sagte sie ein wenig hilflos.
„Das ist schon möglich", murmelte er.
Sie hatte gehofft, daß er sagen, würde, er wolle gerne nach LAO-SINH zurückkehren und beim Aufbau der Kolonie mithelfen, aber da hatte sie offenbar zu viel erwartet.
Am nächsten Tag startete das Schiff. Vier Jahre später erfuhr sie, daß es Ardustaar ohne besondere Zwischenfälle erreicht hatte. Von Ga-Liu-M'igay hörte sie nie wieder etwas. Obwohl sie die Arbeit der Paratauben ausdrücklich gelobt hatte, waren alle folgenden Schiffe nur mit normalen Kartanin und Espern bemannt. Von da an gab es manchmal Probleme, wenn es darum ging, die Mannschaften für die Rückkehrerschiffe zusammenzustellen. Am Ende fanden sich zwar jedes Mal genug Freiwillige, die bereit waren, LAO-SINH zu verlassen, aber das Ganze brachte jedes Mal eine Menge Unruhe mit sich. Dao-Lin hatte das in ihren Berichten mehrmals erwähnt und darauf hingewiesen, daß es solche Probleme mit den Paratauben nie gegeben habe. Aber man hatte nicht darauf reagiert.
Sah man es in Ardustaar womöglich als ungehörig an, wenn eine Esper wie Dao-Lin-H'ay Verständnis oder gar Sympathie für Parataube zeigte? War dos der Grund dafür, daß man sie hatte ablösen lassen?
7.
Die Jahre vergingen, und die Kolonie LAO-SINH wuchs ständig. Inzwischen gab es auch Kolonien auf anderen Planeten, und Dao-Lins
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