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1317 - Die Orphischen Labyrinthe

Titel: 1317 - Die Orphischen Labyrinthe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mehrere Gänge in verschiedene Richtungen führten. Mit etwas Glück konnte er seine Verfolger abschütteln. Er wählte einen etwas breiteren Gang, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben und somit rascher voranzukommen.
    Aber er war noch nicht weit gekommen, als er die Verfolger schon wieder hinter sich hörte. Da fiel ihm ein, daß sie sich an seiner Ausstrahlung orientierten. Wohin er sich auch wandte, sie würden seine Witterung aufnehmen und ihm überall hin folgen.
    Seine Ausstrahlung war so stark, daß er sie selbst wahrnehmen konnte. Die Impulsfolge wurde immer lauter, sie signalisierte im Rhythmus eines Herzschlags. Es war nun ganz laut zu hören, aber der Rhythmus hatte sich verlagert.
    Rhodan hielt inne und lauschte.
    Von den Verfolgern war jetzt nichts mehr zu hören. Sie waren irgendwo hinter ihm, warteten, lauerten auf das, was kommen mochte.
    Er wandte sich nach vorne. Irgend etwas war auch vor ihm. Er fühlte mit jeder Faser seines Körpers, daß da etwas Fremdes herumschlich und langsam näher kam. Er spürte eine übermächtige Ausstrahlung des Fremden.
    „Wer ist da?" fragte Rhodan. „Zeige dich mir. Gib dich zu erkennen."
    Das Etwas kam näher, als Rhodan einige Schritte nach vorne machte. Die unheimliche und doch irgendwie vertraute Ausstrahlung verstärkte sich.
    Rhodan versuchte, die Impulse zu analysieren, versuchte herauszufinden, warum sie ihm trotz aller Fremdartigkeit so vertraut erschienen. Er spürte eine Mischung einander widersprechender Gefühle. Furcht war darunter, aber auch eine Spur von Haß - Haß gegen einen mächtigen Feind. Rhodan empfing aber auch Mitleid, ein tiefes Mitgefühl für jenen, der in seiner Blindheit und Taubheit nicht wußte, auf wen er da eigentlich Jagd machte - und Mitleid für diesen Jäger, der nun, in Unkenntnis der wirklichen Sachlage, jenes Schicksal erleiden würde, das er seinem Opfer zugedacht hatte.
    Rhodan sah in den empfangenen Impulsen ein verzerrtes Spiegelbild seiner eigenen Gedanken und Gefühle. Das war es, was ihm das unsichtbare Fremde vor ihm so vertraut erscheinen ließ.
    Und dann glaubte er die Wahrheit zu erkennen. Die Ausstrahlung, die er empfing, war tatsächlich eine Reflexion seines eigenen Ichs. Selbst die modifizierte Ausstrahlung seines Zellaktivators - das erkannte er nun ganz deutlich - schlug ihm aus diesem psionischen Spiegel entgegen. Es war seine eigene Angst, sein eigener Haß auf einen unbekannten Jäger, der ihm entgegenschlug.
    Gerade als Rhodan erleichtert aufatmen wollte, sprang ihn das Ungeheuer an. Es tauchte so blitzschnell aus dem Nichts auf, daß er keine Einzelheiten an ihm erkennen konnte.
    Aber die mächtige Gestalt erinnerte ihn irgendwie an die Beschreibung, die Akkarr ihm von einem Cepralaun gegeben hatte ... Und war nicht dieser Einigkeit und Brüderlichkeit predigende Missionar, von dem Akkarr ihm berichtet hatte, ein Cepralaun?
    Rhodan schlug hart zu Boden, als der Angreifer auf ihm landete. Nun sah er, daß der Cepralaun auf seinem Rücken eine eigenwillige Metallkonstruktion trug... und diese strahlte ein bläuliches Licht aus, schwach nur, aber dennoch unübersehbar. Und das blaue Licht pulsierte im selben Rhythmus wie Rhodans Ausstrahlung.
    Die unverkennbaren Impulse eines Zellaktivators!
    Etwas preßte sich schmerzend gegen Rhodans Gesicht, drückte ihm gegen die Augen, verschloß ihm den Mund.
    Rhodan erinnerte sich in diesem schrecklichen Augenblick eines Alptraums, den er auf Sabhal gehabt hatte, bevor er zu dieser Rettungsaktion aufbrach. Er hatte von einem ähnlichen Erlebnis im Orphischen Labyrinth geträumt, davon, daß er mit einem Schrecken konfrontiert wurde, der wie dieser mitleidlos und doch voller Mitgefühl war, unsagbar fremd und doch so vertraut.
    Und dieser Alptraum wurde wahr.
    Mit allen zur Verfügung stehenden Kräften befreite sich Rhodan aus dem mörderischen Griff des Cepralauns und rief: „Ich bin ein Zellaktivatorträger wie du!"
    Der Cepralaun gab eine Reihe höhnisch klingender Laute von sich.
    „Ich kenne alle Tricks der Jäger!" erwiderte er dann. „Ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet, mein Feind!"
    Der Druck auf Rhodan verstärkte sich wieder, er spürte, wie ihm die Sinne zu schwinden drohten.
    „Roi ... Ron ...", stammelte er mit letzter Kraft. „Ich bin es ... Perry ..."
    Der mörderische Griff lockerte sich. Dann sprang der Cepralaun mit einem animalischen Schrei auf. Er warf die knochigen Arme hinter sich und schlug mit dem Schädel gegen die Felswand,

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