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1317 - Die Orphischen Labyrinthe

Titel: 1317 - Die Orphischen Labyrinthe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er ohne fremden Schutz verloren gewesen wäre, und gerade das machte Rhodan Hoffnung.
    Solange sein Denken stärker war als seine Triebe, war er nicht verloren.
    Aber Akkarr machte es einem nicht leicht, an ihn zu glauben. Er war in den Hungerstreik getreten und weigerte sich, irgendwelche nichtfleischliche Nahrung zu sich zu nehmen. Er wurde immer schwächer, und Rhodan mußte ihn wieder tragen.
    „Ich trockne aus", klagte Akkarr. „Ich werde schrumpfen, bis zu einem Kristall von der Größe deines Daumenballens."
    Tatsächlich schrumpfte das Bossem immer mehr. Seine Flügel waren wie aus Pergament, sein Körper wirkte mumifiziert - er schien überhaupt nur noch aus einem Schnabel und zwei Klauen zu bestehen.
    Einmal verkrallte er sich mit letzter Kraft in Rhodans Nacken und hackte wie rasend mit dem Schnabel auf ihn ein. Rhodan kostete es keine Mühe, Akkarr abzustreifen und den am Boden Liegenden zu bändigen.
    „Es ist aus", klagte Akkarr. „Vergrabe mich irgendwo, damit ich sanft entschlafen kann."
    Rhodan machte in einer Felsnische Rast. Er hatte von hier einen guten Überblick über eine Sumpflandschaft. Akkarr bettete er auf einen flachen Stein und versorgte seinen Körper mit Schlammpackungen.
    „Warum quälst du mich", jammerte Akkarr. „Laß mich schlafen."
    „Du mußt mich zu den Sektierern führen", verlangte Rhodan.
    „Sie werden dich finden, darauf kannst du Gift nehmen", sagte Akkarr schwach. „Wahrscheinlich haben sie dich längst entdeckt und gehen dir nur aus dem Weg. Du trägst einen Fluch mit dir, den jeder Labyrinthbewohner von weitem riecht. Deine Ausstrahlung stinkt wie die Pest."
    Rhodan überlegte sich Akkarrs Worte und kam zu dem Schluß, daß er recht hatte. Seine Ausstrahlung schreckte die Labyrinthbewohner ab, sie hielten ihn für einen Jäger.
    „Ich gebe auf, sagte Akkarr. „Laß mich schlafen, Perry, das ist meine einzige Überlebenschance. Bitte, du mußt mir diese Gnade gewähren."
    „Nur wenn du mich mit den Sektierern zusammenbringst", sagte Rhodan. „Da sie mir aus dem Weg gehen, möchte ich, daß du als Unterhändler zu ihnen gehst. Eher gebe ich dich nicht frei."
    Akkarr stimmte den Bedingungen schließlich zu.
    Rhodan versorgte ihn daraufhin so lange mit Schlammpackungen, bis er kräftig genug war, sich aus eigener Kraft fortzubewegen.
    Zum Abschied sagte Akkarr: „Wenn ich wiederkomme, dann mußt du dein Versprechen wahrmachen und mich bewachen, bis ich in den Tiefschlaf gefallen bin. Mehr verlange ich nicht von dir."
    „Ehrenwort", versprach Rhodan.
    Er sah dem Bossem nach, bis es im Sumpfgelände verschwunden war. Einmal hörte er aus der Ferne Kampfgeräusche, und er eilte sogleich zu der Stelle, von wo sie gekommen waren. Aber als er dort eintraf, war alles wieder ruhig, und er zog sich in sein Versteck zurück.
    Rhodan hatte Akkarr eine Botschaft für die sogenannten Sektierer mitgegeben. Darin gab er sich als einer der Ihren zu erkennen, mit dem Wunsch, sich ihrer Gemeinschaft anzuschließen.
    Akkarr hatte ihn ausgelacht und behauptet, daß nicht einmal die Sektierer so naiv seien, auf einen solchen Trick hereinzufallen. Aber er hatte versprochen, Rhodans Botschaft zu überbringen.
    Die Zeit verging, ohne daß Akkarr zurückkam. Rhodan hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange er tatsächlich wartete, denn er hatte keine Möglichkeit, die verstrichene Zeit zu messen. Vielleicht harrte er bereits tagelang aus, ohne es zu wissen. Womöglich waren im Standarduniversum bereits Wochen vergangen ...
    Er erinnerte sich in diesem Zusammenhang einer Aussage Veth Leburians, der immerhin zweitausend Jahre in einem Orphischen Labyrinth zugebracht hatte, ohne auch nur annähernd abschätzen zu können, wie lange er wirklich verbannt gewesen war. In den Orphischen Labyrinthen verlor man jeglichen Zeitbegriff. Man konnte die verstrichene Zeit nicht einmal anhand der Ereignisfolgen abschätzen, weil sich Gedächtnisschwund einstellte.
    Rhodan begab sich einige Male zum Sumpf, um darin zu suhlen, bis sich sein Arlier-Körper wieder regeneriert hatte ... Aber er vermochte danach nicht zu sagen, wie oft er tatsächlich im Sumpf gewesen war. Er mochte drei oder ein halbes Dutzend Schlammbäder genommen haben, mehr waren es wohl nicht, oder doch?
    Mein Gott! dachte er. Wenn mir das Denken schon nach wenigen Tagen - oder Wochen - so schwer fällt, wie mag es erst Roi und Ron nach fünfzehn Jahren ergehen? Wußten sie überhaupt noch, daß sie Menschen waren?
    Ich bin gekommen,

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