1321 - Das Haus der Schatten
wie ein General zur Seite steht.«
»Auch ein Mensch?«
»Du würdest ihn so sehen«, drang die Antwort aus dem Dunkel zu mir.
»Wer ist es?«
»Du kennst ihn. Ich habe ihn mir geholt und für mich einnehmen können. Er wird an meiner Seite stehen.«
In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, die sich nicht in Namen verwandelten, denn ich hatte einfach schon zu viele Gegner gehabt, die sich auf die Seite des Spuks schlagen konnten.
Wen hatte er sich geholt?
Wieder wisperte die Stimme des Spuks auf mich zu. Sie drang von allen Seiten auf mich ein. Sie war einfach überall und breitete sich sogar in meinem Kopf aus.
»Ich sage dir den Namen nicht, aber ich gebe dir die Chance, ihn für einen Moment zu sehen, dann weißt du auch, was auf dich zukommen wird, John Sinclair.«
Ich befand mich nicht in der Lage, Bedingungen stellen zu können. Der Spuk saß am längeren Hebel. Er war immer für eine Überraschung gut. Das würde er auch jetzt so halten. Wenn er mir seinen Helfer zeigen wollte, dann musste sich in der Dunkelheit etwas tun. Dann würde sie aufgehellt, sodass ich etwas erkennen konnte.
Dem Spuk ging es nur um die Sache. Es war ihm egal, mit wem er kämpfte. Er wollte nur gewinnen und versuchen, die alte Ordnung wieder herzustellen.
In die Dunkelheit in meinem Umfeld geriet Bewegung, ohne dass es unbedingt heller wurde. Aber es gab eine Stelle, in der die Finsternis nicht mehr so dicht war, und genau darauf konzentrierte ich mich.
Die beiden roten Augen lagen darüber. Sie hatten auch nichts mit der neuen Erscheinung zu tun, die, um in der Fußballersprache zu bleiben, aus der Tiefe des Raumes kam.
Ein Fleck!
Heller als sein Umfeld. Zwar existent, aber noch nicht konkret.
Ich war auch nicht in der Lage, eine Entfernung auszumachen, in einer Umgebung wie dieser versagten die menschlichen Maße.
Ich glaubte zumindest, dass einige Sekunden vergangen waren, bis ich etwas mehr erkannte und nun in der Lage war, ein Gesicht auszumachen. Blass, sehr fadenscheinig noch, und ich musste darauf warten, bis sich das Gesicht näherte, zu dem auch eine Gestalt gehörte, die dunkle Kleidung trug und sich trotzdem in ihr von der absoluten Finsternis abhob.
Ein Mensch also.
Ein Mann!
Ich starrte mir fast die Augen aus dem Kopf. Ich sah, dass sich die Gestalt in dieser Schwärze bewegte, aber es sah manchmal wirklich so aus, als würde sie auf der Stelle treten. Nur mit Mühe näherte sie sich mir so weit, dass ich sie auch erkennen konnte.
Verdammt, das war… das war …
Die Gestalt blieb stehen, als hätte sie meinen Wunsch erraten, sie in Ruhe betrachten zu können.
Das war mir jetzt möglich. Sie stand in der Dunkelheit. Ich sah das Gesicht, das ich nie vergessen würde. Ich dachte daran, dass ich diesen Mann schon gejagt und zur Hölle geschickt hatte, und dass er von dort wieder zurückgekommen war, um Anführer der Templer zu werden.
Es war ihm nicht gelungen. Zu viele Feinde hatten ihm dabei im Weg gestanden, aber jetzt war er wieder da.
Vor mir stand der Grusel-Star Vincent van Akkeren!
***
In meinem Bauch spürte ich so etwas wie ein Kribbeln. Ich musste mich beherrschen, um nicht laut loszufluchen, denn van Akkeren war für mich ein rotes Tuch.
Ich brauchte ihn nicht erst anzusprechen, das übernahm er von allein. »Hi, Sinclair…«
Im Klang seiner Stimme waren Hohn und Spott nicht zu überhören. Er hatte seine letzte Niederlage verdammt gut verdaut. Er war von einer rätselhaften Gestalt namens Absalon entführt worden, und ich hatte gehofft, ihn nicht mehr wiederzusehen.
Leider hatte ich die Rechnung ohne den Spuk gemacht, denn er hatte sich van Akkeren als Helfer geholt. Gemeinsam mit ihm wollte er gegen den Schwarzen Tod kämpfen, wenn es so weit war.
Und bestimmt hatte er vor, van Akkeren zum Führer seiner Armee der Schattenlosen zu machen, die sich dann dem Schwarzen Tod entgegenwarfen.
Das war schon wie kurz vor dem Krieg. Die verschiedenen Parteien sammelten ihre Armeen und brachten sie in Stellung.
Verdammt noch mal, da lag wieder ein Kuckucksei im Nest, und ich musste es akzeptieren. Der Spuk würde seinen Plan nicht rückgängig machen, das stand fest.
Nicht nur Linda Stone hatte van Akkeren lachen gehört, mir schallte sein Gelächter ebenfalls entgegen. Kurz, trocken und irgendwie schadenfroh. Dann sprach er. Was er sagte, mochte den Tatsachen entsprechen, aber die Worte gefielen mir trotzdem nicht.
»Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, Geisterjäger, aber ab
Weitere Kostenlose Bücher