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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kirche?«
    »Wo sonst? Ich bin sicher, dass wir dort unsere anderen Akteure treffen. Nur bin ich mir nicht im Klaren, welche Rolle die Hoffs spielen. Dass sie etwas mit dem Mönch zu tun haben, davon gehe ich einfach aus. Außerdem haben sie sich nach Hajo Becker erkundigt.«
    Andreas Brass lachte und nickte dazu. »Ja, auf unseren Gönner bin ich auch schon gespannt.«
    »Wir werden ihn bei St. Severin treffen.«
    »Dann sollten wir los.«
    Ich schaute ihn von der Seite her an. »Wir?«
    »Klar, ich bin dabei. Mitgefangen, mitgehangen, John. So ist das nun mal.«
    Ich wusste, dass ich ihm keine Befehle erteilen konnte. »Wir nehmen meinen Wagen.«
    »Auch gut.«
    Die Unruhe blieb in mir. Bisher hatten wir nur über den Mönch gesprochen. Ich war echt gespannt darauf, ihm gegenüber zu stehen. Erst dann würde ich genau wissen, ob er wirklich diese fatale Ähnlichkeit mit dem alten Mörder-Mönch aufwies…
    ***
    Die Zweige der Büsche waren manchmal wie Gummiarme, die gegen das Gesicht und den Körper des Hoteliers peitschten, als er um das Haus herumgelaufen war und einen sehr schmalen Weg erreichte, der in Richtung Watt führte. Der Pfad lag sehr versteckt und führte an Grundstücken mit den so typischen Steinmauern entlang, auf denen die wilden Rosen weiß und rot blühten und einen intensiven Duft abgaben.
    Das interessierte Claasen nicht. Er wollte weg. Er musste weg. Er hatte den Ruf vernommen. Er wollte sich zudem nicht in Gefahr bringen, denn John Sinclair war ein Gegner, den er auf keinen Fall unterschätzen durfte.
    Im Juni war die Insel fast voll. Das merkte er auch jetzt, als er die normale Straße erreichte, über die die Autos langsam fuhren. Die Geschäfte hatten geöffnet. Menschen flanierten auf den Gehsteigen.
    Es war nicht zu heiß. Keine Schwüle hing in der Luft. Bei diesen Bedingungen konnte man von einem perfekten Urlaubswetter sprechen.
    Es gab verschiedene Wege, um in die Nähe der Kirche zu gelangen. Der bequemste war der über die Straße in Richtung Kampen. Sie führte direkt an St. Severin vorbei, aber sie war stark befahren. Von Autos in der Mitte und von Radfahrern auf den entsprechend markierten Wegen.
    Das alles wusste Claas Claasen natürlich. Er war ein Kind der Insel, und in Keitum kannte er sich besonders gut aus. Jetzt fühlte er sich wie ein Gehetzter, der ein Versteck suchte und trotzdem nur ein Ziel im Sinn hatte.
    Mit hastigen Schritten lief er über eine breite Dünenkante hinweg und einen Trampelpfad zum Watt hinab. Dort gab es ebenfalls einen Weg, der über Munkmarsch in Richtung Keitum führte und von Spaziergängern besonders gern benutzt wurde.
    Ziemlich außer Atem erreichte er die Wattseite der Insel und blieb erst mal stehen. Er hätte sich gern auf eine Bank gesetzt, um nachzudenken. Das war leider nicht möglich, weil die Bänke besetzt waren. Die Urlauber genossen den Blick über das Watt und schauten den zahlreichen Vögeln zu, die darüber Kreise zogen und in dieser grauen Fläche ihre Nahrung fanden.
    Die Flut stahl sich heran.
    Sie kam wie ein heimlicher Dieb. Das Wasser schob sich unaufhaltsam vor, aber es kam nicht in gewaltigen Wellen, sondern klammheimlich und wurde von einem leisen Plätschern begleitet, das auf manche Menschen einschläfernd wirkte.
    Wehe dem, der sich im Watt befand und sich von der Flut überraschen ließ. Das Wasser kannte keine Gnade und würde sein Opfer mit in die Tiefe ziehen.
    Claas drehte den Kopf nach rechts. Dort malte sich der Hindenburgdamm ab, der die Insel mit dem Festland verband. Schaute er in die andere Richtung, dann sah er Munkmarsch, dahinter Kampen und jetzt, bei klarem Wetter entdeckte er auch den krummen Ellbogen, der das nördliche Ende der Insel bildete. Dort lag der Ort List mit seinem Hafen. Er war zugleich der Fährweg nach Dänemark hinüber, aber auf List gab es auch die berühmteste Fischbude Deutschlands. Da herrschte Tag für Tag ein Andrang wie auf dem Oktoberfest.
    Der Hotelier kannte alles. Nur in diesen Minuten der Pause dachte er besonders intensiv daran und kam sich vor wie jemand, der von diesen Bildern Abschied für immer nahm. Wie ein Urlauber, der wusste, dass er sterben musste und seine letzten Wochen auf Sylt verbrachte.
    Tief saugte er die würzige Luft ein. Die Stimmen der Spaziergänger wehten an ihm vorbei. Er hörte mehr dem anlaufenden Wasser zu, dessen Plätschern sich aus zahlreichen Stimmen zusammensetzte, die ihm so etwas wie Abschiedsgrüße übermitteln wollten.
    Automatisch

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