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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sturm nicht in die Häuser fegte.
    Mein Blick war frei und brachte mir trotzdem nichts. Ich schaute den Weg zwischen den Weiden entlang, der zur Straße führte. Es gab dort keine Fußgänger oder Flüchtenden zu sehen. Die Schafe weideten friedlich. Sie ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Von Erschrecken keine Spur.
    Der Gedanke an eine Verfolgung ließ mich nicht los. Trotzdem beschäftigte ich mich nicht intensiv damit. Es hatte keinen Sinn, Claasen nachzurennen. Er kannte sich auf dem Gelände aus. Wenn er nach links über den Rasen vor seinem Haus entlanggelaufen war, gab es genügend Schleichwege, über die er hätte entkommen können.
    Hinter mir ahnte ich die Bewegung mehr. Dann tippte mir jemand auf die Schulter. Als ich mich drehte, schaute Andreas Brass mich an. »Ist er weg?«
    »Leider.«
    Brass blieb neben mir stehen und schaute ebenfalls nach vorn. Er machte keinen glücklichen Eindruck und rieb dabei seinen linken Arm. »Himmel, John, diesen Empfang hatte ich mir nicht vorgestellt. Ich hätte auf meine Frau hören sollen, die mir geraten hat, vorsichtig zu sein. Sie hat dem Frieden sowieso nicht getraut. Dass mich jemand einlud, das wollte ihr nicht in den Sinn.«
    »Sie sind aber trotzdem gekommen, Andreas.«
    »Sie doch auch.«
    »Ja, ich war neugierig. Das ist man als Polizist eben. Den Mörder-Mönch konnte ich nicht vergessen. Wenn ich an Sylt dachte, kam auch er mir in den Sinn.«
    »Und Sie haben nicht gesehen, wohin Claasen gelaufen ist?«
    »So ist es.«
    Brass fuhr gedankenverloren mit zwei Fingern an seiner Stirn entlang. »Man braucht ja kein großer Rater zu sein, um das Ziel zu kennen. Ich gehe davon aus, dass er den Mönch besucht. Zugleich jedoch frage ich mich, was treibt ihn dorthin? Was will er da? Freiwillig würde ich nicht dorthin laufen.«
    Ich zuckte die Achseln und fragte dabei: »Hat er das wirklich freiwillig getan?«
    »Etwa nicht?«
    »Das kann ich nicht genau sagen. Es könnte auch ein gewisser Druck dahinter stecken.«
    Mich erwischte ein skeptischer Blick. »Durch den Mönch, der vernichtet wurde?«
    »Nein, nein. Es gibt einen neuen.«
    »Den wir noch nicht gesehen haben.«
    »Was sich bei mir schnell ändern wird.«
    Brass schnickte mit den Fingern. »Und bei mir auch, darauf können Sie sich verlassen. Ich will ihn endlich sehen. Die Theorie bin ich leid. Jetzt muss die Praxis her. Außerdem will es mir noch nicht so richtig in den Kopf, dass diese Gestalt wieder auferstanden sein soll. Da steckt in mir noch eine verdammte Bremse.«
    »Ich bin nicht Ihr Kindermädchen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass er nicht weniger gefährlich ist als damals.« Nach einem Schritt zurück drückte ich die Tür auf. Zwar drängte es mich, zur Kirche zu kommen, doch ich suchte auch nach Informationen, die mir eventuell weiterhalfen. Vielleicht wusste der eine oder andere ja mehr über den neuen Mönch und sagte es nur nicht.
    Die Gäste hatten nichts mitbekommen, weil es um diese Zeit recht ruhig im Hotel war. Nur die Angestellte stand noch immer an der Rezeption und staunte. Die junge Frau war nicht fähig, etwas zu sagen. Als wir auf sie zugingen, sah es aus, als wollte sie kehrtmachen und so schnell wie möglich fliehen.
    Andreas Brass und ich blieben vor ihr stehen. Die Mitarbeiterin hatte blondes Haar und blaue Augen. Sie machte wirklich einen sehr frischen Eindruck.
    Sie sprach uns an. »Tut mir Leid, aber ich kann Ihnen nichts sagen. Ich habe Frau Claasen Bescheid gegeben. Sie wird gleich hier sein. Mit der können Sie sprechen.«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Ich möchte nur wissen, ob Ihnen an Ihrem Chef in den letzten Tagen etwas aufgefallen ist.«
    »Was sollte mir denn aufgefallen sein?«
    »Sein Benehmen zum Beispiel. Hat es sich verändert? Hat er anders mit Ihnen gesprochen? Oder mit Ihnen über verschiedene Dinge geredet, die Sie nicht gewohnt waren?«
    »Nein«, erklärte sie so überzeugend, dass ich ihr glaubte. »Da ist nichts gewesen. Herr Claasen hat sich so verhalten wie immer. Es gab wirklich keine Probleme.«
    »Das ist gut.«
    »Ich kann auch nicht sagen, wo er hingelaufen ist. So etwas habe ich bei ihm noch nie erlebt. Herr Claasen ist eigentlich immer ruhig. Er schreit nicht herum und hat sich immer unter Kontrolle. Deshalb kann ich mich nur wundern.« Ihre Augen bewegten sich, ihr Blick galt jedoch nicht mehr uns, sondern Frau Claasen, die aus dem kleinen und gemütlichen Aufenthaltsraum kam.
    »Danke«,

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