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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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niemand anderer als Hajo Becker…
    ***
    Claas Claasen sah ihn jetzt, doch er tat nichts. Er blieb auf der Stelle stehen, und Becker dachte ebenfalls nicht daran, die Initiative zu ergreifen.
    Der Mann war hinter dem Mönch zu einer zweiten Figur geworden. Nur dass er keine roten Augen besaß und über den Kopf hinweg auf den wartenden Claas Claasen schaute.
    Becker sprach kein Wort. Die Bügel seiner Brille funkelten, als hätte sich ein Lichtstrahl darauf verirrt. Der Mann hob beide Arme an und legte sie auf den Kopf der Figur. Es war eine Geste, die eine bestimmte Bedeutung hatte. Er deutete damit an, dass ihm der Mönch gehörte. Dass er über ihn zu sagen hatte.
    So sah es auch Claasen. Und während ihm die Erkenntnis kam, fand er seine Sprache wieder, obwohl er nur eine Frage flüsterte:
    »Sie, Herr Becker?«
    »Ja, Sie irren sich nicht.«
    »Aber… aber …«
    Becker lachte. »Ich weiß, dass Sie Fragen haben, und ich werde Ihnen auch Antworten geben, aber zuvor möchte ich mir dazu gratulieren, dass mein Plan geklappt hat.«
    »Plan, sagen Sie?«
    »Alles war geplant, mein Bester. Auch Ihr neues Aussehen, das sich in den Augen bemerkbar macht. Dort sollten Sie hineinschauen, was nicht geht, das gebe ich zu, aber damit Sie mir glauben, habe ich Ihnen etwas mitgebracht.« Er griff in die Tasche und holte ein Objekt hervor, das er Claas zuwarf.
    Der fing es auf und hielt so etwas Ähnliches wie einen kleinen Taschenkalender in der Hand. Tatsächlich war es ein Etui, das sich aufklappen ließ. Auf der linken Seite steckte ein kleiner Block fest, auf der rechten befand sich ein Spiegel.
    »Schauen Sie sich an, Claas. Schauen Sie sich genau an, und sagen Sie mir dann, was Sie sehen.«
    »Ja, ja, das werde ich.« Claasen sprach wider seine Überzeugung, doch er konnte nicht anders. Etwas trieb ihn dazu, dieser Aufforderung nachzukommen.
    Und so blickte er auf die rechte Seite. Er hatte das Etui um Grad gedreht, so konnte er die gesamte Breite seines Gesichts erkennen.
    Und seine Augen!
    Waren es wirklich seine Augen?
    Was er dachte, wusste er nicht. Es war nicht nachvollziehbar. In seinem Gehirn war eine Leere entstanden, die jedes Denken verhinderte. Das war er, und trotzdem war er ein Fremder.
    Rote Augen in seinem bleich gewordenen Gesicht! Zwei schreckliche Ovale, ähnlich wie die des Mönchs. Einfach fürchterlich, denn Menschliches hatten sie nicht an sich. Die Augen waren auch nicht blutunterlaufen, sondern von einem Ende zum anderen mit dieser roten Farbe oder Tinktur gefüllt. Es gab keine Pupillen mehr. Es gab das Weiße nicht, er starrte nur seine neuen Augen an und musste daran denken, dass jemand, der mit solchen Augen herumlief, kein Mensch mehr war, sondern ein menschliches Monster, dessen Anblick jeden normalen Menschen zutiefst erschrecken musste.
    Plötzlich fingen seine Hände an zu zittern. Das Etui in seiner Rechten ebenfalls.
    »Genug gesehen, Claas?«
    Der Hotelier nickte. »Ja, das habe ich.«
    »Sehr gut.« Becker streckte ihm seine Hand entgegen und nahm den Spiegel wieder an sich.
    Der Hotelier hatte sich gefangen. Er zwang sich zur Ruhe. Dabei stellte er fest, dass plötzlich Fragen in seinem Innern auftauchten, die ihn durcheinander brachten, zugleich jedoch auf eine Antwort warteten.
    Was hatte Hajo Becker, sein so normal wirkender Hotelgast, mit diesem Mönch zu tun?
    Trotz der veränderten Augen schien sich diese Frage auf seinem Gesicht abgemalt zu haben, denn sein Gegenüber hinter dem Mönch konnte das erneute leise Lachen nicht unterdrücken.
    »Sie wissen nichts – oder?«
    »Ja, so ist es«, flüsterte Claas. »Ich weiß nichts. Ich weiß nur, das ich verändert bin.«
    »Das allerdings. Und es hat auch seinen Grund.«
    Claasen vergaß seinen eigenen Zustand. Er räusperte sich und fragte dann mit leiser Stimme: »Können Sie ihn mir nennen?«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Und was ist der Grund?«
    Hajo Becker holte tief Luft. »Das will ich Ihnen sagen«, erklärte er. »Ich bin gekommen, um Rache zu nehmen, Claas. Um abzurechnen, genauer gesagt.«
    »Warum?«
    Er nannte den Grund nicht. »Ich rechne mit all denen ab, die damals dabei gewesen sind. Sie haben nichts getan, nur zugeschaut und schließlich vernichtet. Aber sie haben sie nicht gerettet.«
    Claasen schüttelte den Kopf. Er hatte zwar einiges gehört, doch er war keinen Schritt vorangekommen. »Bitte, um was ist es da gegangen? Klären Sie mich doch auf.«
    »Gern, Claas. Es geht um Nelly Becker…«
    ***
    Der

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