1323 - Vampir-Monster
Außerhalb der Familie hatte er freiwillig so gut wie nie darüber gesprochen, und mit Harold Don Quentin würde er das erst recht nicht tun.
Um das Rasthaus zu erreichen, mussten sie einen mit braunen Steinen belegten Weg entlanggehen. Momentan waren sie die einzigen Personen. Es kam ihnen niemand entgegen, sie wurden auch nicht überholt. In der Umgebung herrschte eine abendliche Ruhe.
Das Haus gehörte zu den Flachbauten. Holz und Steine waren verwendet worden. Es gab auch Platz genug für große Fenster, die vielen Gästen einen Blick nach draußen ermöglichten. Da konnten sie den Verkehr beobachten und froh darüber sein, mal nicht auf der Autobahn zu sein.
Zur gläsernen Eingangstür führte eine Treppe aus drei breiten Stufen hoch. Johnny war hinter seinem Kumpel geblieben. Während sich vor Hado die beiden Hälften der Tür zur Seite schoben, schaute sich Johnny noch mal um. Er blickte weniger zurück als in den Himmel, denn er hatte die seltsamen Vögel nicht vergessen.
Er sah sie nicht mehr. Das beruhigte ihn keinesfalls. Hinter dem Rasthaus war das Gelände unübersichtlich. Da hatte sich die Natur ausbreiten können. Sie bot auch Verstecke für die Tiere. Johnny hoffte, dass sich die Vögel dort zum Schlafen niedergelassen hatten.
»He, was ist denn los? Ich dachte, du wolltest was essen?« Hado beschwerte sich. Er stand in der offenen Tür und wartete auf Johnny.
»Schon gut, ich komme.«
»Suchst du immer noch nach den Vögeln?«
»Wenn du es genau wissen willst, Hado. Ich kann sie nicht vergessen. Sie passen einfach nicht hierher.« Johnny zuckte mit den Schultern. »Sie sind zu groß und zu ungewöhnlich.«
»Vergiss sie.«
»Vielleicht.«
Im Bereich des Eingangs befanden sich einige Spielautomaten.
Nur einer davon war besetzt. Der Spieler glotzte auf das Bingofeld und ließ sich durch nichts stören.
Das Lokal war im Stil eines Western-Salons eingerichtet. Sehr rustikal. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hinter der Theke trugen ebenfalls Westernkleidung. Karierte Blusen, Hosen und Westen. Ihre Kopfbedeckungen glichen Stetsons.
Besonders voll war es nicht. Die meisten Tische waren leer. An den besetzten hockten Paare oder Einzelpersonen, die nicht gerade vor Fröhlichkeit überschäumten. Man unterhielt sich recht gedämpft. Da klang das Klirren der Bestecke manchmal lauter.
Um an das Essen zu gelangen, musste man sich selbst bedienen.
Man konnte normale Steaks essen, aber auch Hamburger in den verschiedensten Variationen. Würste und Sandwiches konnten gekauft werden, und heiße Suppen standen ebenfalls zur Verfügung.
»He, Johnny, was nehmen wir denn?«
»Weiß noch nicht.«
»Ich brauche zwei Hamburger und eine Portion Ami-Pommes frites.«
»Kannst du.«
»Und was isst du?«
Johnny entschied sich schnell für zwei Sandwiches. Sie waren frisch hergestellt worden. Eins war mit Putenfleisch belegt, das andere mit Schinken.
Hado nahm ein großes Bier. Johnny entschied sich für Kaffee und Mineralwasser.
Beide gingen zu einem der Tische am Fenster, nachdem sie bezahlt hatten. Als sie saßen, grinste Hado und schaute dabei auf seinen Teller. »Das ist genau das, was ich brauche.«
»Na ja, wenn es dir schmeckt.«
»Cheers.« Quentin griff zum Bierglas und hob es an. »Hat doch heute alles gut geklappt – oder?«
»Klar, wir sind gut durchgekommen.«
Sie stießen an, und Hado machte sich sofort über sein Essen her.
Auch Johnny verspürte Hunger. Er aß ebenfalls. Mit seinen Gedanken und den Blicken war er ganz woanders. Sie hatten sich beide einen guten Platz direkt am Fenster ausgesucht und schauten hinaus über den Parkplatz hinweg. Es würde noch länger hell bleiben, aber die Sonne hatte sich hinter langen Wolkenbänken zurückgezogen.
Leise Musik wehte durch den Raum. Westernklänge natürlich, aber nicht störend.
Johnny aß und schaute. Nicht nur durch das Fenster. Er beobachtete auch die anderen Gäste, von denen niemand Unruhe zeigte.
Die Atmosphäre war normal, aber Johnny fand sich damit nicht zurecht. Etwas schwebte unsichtbar dahinter, und er selbst spürte ein gewisses Prickeln, das ihn einfach nicht losließ. Er hätte gern einen Blick hinter die Raststätte geworfen, doch dafür hätte sein Kumpel kein Verständnis gehabt, der aß und davon redete, wie toll das Rockkonzert gewesen war und dass sie so eine Tour unbedingt wiederholen müssten.
Johnny hörte ihn wohl. Er gab ihm jedoch keine Antwort, was Hado störte. »He, hörst du mir überhaupt
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