1323 - Vampir-Monster
mitgehört. Dass Glenda nicht direkt angegriffen worden war, beruhigte uns zwar etwas, aber die Nacht lag noch vor uns und konnte verdammt lang werden.
Suko tippte auf seine Uhr. »Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, John, aber es ist schon recht viel Zeit vergangen. Lady Sarah müsste eigentlich schon längst hier sein.«
Ich schaute ihn an, überlegte und nickte. »Ja, verdammt, jetzt, wo du es sagst.«
»Wir sollten mal anrufen.«
Ich überlegte noch. »Sarah wollte sich ein Taxi nehmen.«
»Wenn sie nicht abhebt, ist sie vielleicht unterwegs.«
Ich zögerte nicht mehr und griff wieder zum Telefon. An diesem Abend war es wirklich das wichtigste Instrument. Sehr bald klingelte es bei Lady Sarah durch.
Sie hob nicht ab.
Also war sie unterwegs. Das hätte mich eigentlich beruhigen müssen. Leider war dies nicht der Fall. Ich hatte den Apparat wieder auf die Station gestellt und schaute mit einem bestimmten Blick ins Leere, der Suko aufmerksam werden ließ.
»He, was geht dir denn durch den Kopf?«
Ich hob die Schultern. »Ich kann es nicht genau sagen, aber eine Freude ist es nicht. Wie lange fährt man denn von Sarah bis zu uns?«
»Keine Ahnung. Das kommt auf den Verkehr an.«
Ich wartete nicht mehr länger. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich einen Entschluss gefasst. »Ich fahre zu ihr.«
Suko war überrascht. »Du willst wirklich zu ihr?«
»Genau.«
»Warum? Sie ist unterwegs und…«
»Das ist eben nicht sicher«, erklärte ich. »Oder würdest du das auf deinen Eid nehmen?«
»Nicht direkt.«
»Eben.« Ich deutete auf meine Brust. »Da ist eine innere Stimme, die mich warnt und beunruhigt. Zudem habe ich das Gefühl, dass wir inmitten einer Schlinge sitzen, die sich immer mehr zuzieht. Ich möchte nicht so lange warten, bis sie unsere Hälse zugezogen hat.«
»Wie du meinst. Soll ich…«
»Nicht mitkommen«, sagte ich. »Halte du hier zusammen mit Shao die Stellung und wirf hin und wieder mal einen Blick aus dem Fenster.«
»Okay, bis später.«
Ich eilte aus der Wohnung. Jetzt wünschte ich mir, ein Engel mit Flügeln zu sein, denn in meiner Brust zog sich etwas zusammen.
Ich kannte dieses Gefühl. Es trat immer dann ein, wenn bei mir die Angst einfach zu groß wurde…
***
Shao stand auf und ging zum Fenster. Sie schaute erst durch die Scheibe, dann öffnete sie das Fenster, um einen Blick nach draußen zu werfen. Entdecken konnte sie nichts, was gefährlich aussah.
»Es ist nichts«, sagte sie und schloss das Fenster wieder.
Suko hob die Schultern. »Hatte ich mir gedacht. Ich denke, dass diese Brut erst mal Respekt bekommen hat.«
»Oder sich neu formiert.«
»Kann auch sein.«
Shao klatschte in die Hände. Allerdings wollte sie keinen Beifall spenden. »Wenn wir nur wüssten, wer sie sind und woher sie stammen. Es sind keine dämonischen Wesen. Man kann sie mit normalen Waffen töten. Kugeln, vielleicht auch mit einem Messer oder so. Aber wo leben diese Wesen? Wo kann man sie auf dieser Welt finden?«
»Sicherlich nicht in der freien Natur.«
»Was heißt das?«
Suko überlegte einen Moment. »Ich könnte mir vorstellen, dass sie gezüchtet worden sind. In einem Genlabor. Dass irgendein verrückter Wissenschaftler es geschafft hat, diese Mutationen herzustellen. Ja, das meine ich ernst.«
»Wäre eine Möglichkeit.«
»Leider sind mir keine bekannt. Die arbeiten zu sehr im Geheimen. Und sie finden auch immer wieder Geldgeber, die Forschungen vorantreiben wollen. Die Welt ist…«
Wieder meldete sich das Telefon. Suko stoppte seine Rede sofort und schaute Shao an.
»Lady Sarah ist es bestimmt nicht«, flüsterte sie.
»Das denke ich auch.«
Shao wollte nicht mehr sprechen. Sie stand dem Apparat zudem am nächsten.
»Hier bei Sinclair«, meldete sie sich. Ein kurzes Zuhören, dann der leise Ruf. »Du bist es, Sheila!«
Was Shao dann hörte, bekam Suko nicht mit. Sie hatte den Lautsprecher nicht eingeschaltet. Leider war es keine gute Nachricht, das sah Suko ihrem Gesicht an. Die Züge schienen eingefroren zu sein. Auch die Farbe ging etwas zurück.
Dann sprach sie endlich und sagte: »Nein, John ist zu Sarah Goldwyn gefahren. Ich sage ihm Bescheid, wenn er zurückkommt. Er weiß mehr. Und noch etwas, Sheila. Das ist alles kein Zufall. Wir alle befinden uns im Zentrum einer gigantischen Verschwörung, sage ich mal. Und wir müssen verdammt Acht geben.«
Sie hörte noch einen Moment zu, dann legte sie auf.
»Was war denn?«
Shao schüttelte den Kopf.
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