1324 - Der Angriff
dabei sein.
Hado hatte auf ihn gewartet. »Fahren wir jetzt?«
»Klar.«
»Super.« Er konnte wieder grinsen. »Hattest du nicht versprochen, dass du fahren willst?«
»Keine Sorge. Ich halte schon durch.« Hado nickte nur. Trotzdem sah er aus wie jemand, dem man sein bestes Spielzeug weggenommen hatte…
***
Sie kamen. Und sie kamen mit Wucht!
Justine Cavallo und Dracula II standen in ihrer ureigensten Welt und konnten nur zuschauen. Da die Tür weit offen stand, gelang ihnen der Blick bis in die Hütte zum Spiegel hin, aus dem sich die Flugmonster lösten. Innerhalb der Spiegelfläche hatten sie recht klein ausgesehen. Jetzt zeigten sie ihre wahre Größe, besonders dort, wo sie mehr Platz bekamen, denn sie hatten die Hütte verlassen und konnten sich ausbreiten.
Justine hatte zu Beginn noch versucht, sie zu zählen. Sehr bald gab sie es auf. Der Eingang hatte sich verdunkelt durch die zahlreichen Körper, die noch immer ins Freie drängten. Eigentlich hätten sie schon längst angegriffen werden müssen, aber sie flogen an ihnen vorbei und zerstreuten sich sogar. In der Luft und hoch über den Köpfen der beiden fächerten sie auseinander, um die Vampirwelt unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Zuschauer hätten sich den einen oder anderen schnappen können. Das ließen sie sein. Die Vampirmonster taten ihnen nichts, und auch sie wollten im Moment nichts provozieren.
Der Strom dünnte aus. Vereinzelt verließen noch einige dieser kleinen Flugmonster die Hütte, dann war sie leer, was Justine dazu veranlasste, hineinzulaufen.
Sie hatte Mallmann erst gar nicht gefragt, denn sie wollte etwas Bestimmtes wissen. Die ganze Zeit über war ihr der schreckliche Anblick des Schwarzen Tods nicht aus dem Gedächtnis gegangen.
Jetzt wollte sie wissen, ob er sich noch sichtbar zeigte, denn auch das war neu gewesen.
Sie betrat die Hütte sehr vorsichtig und schaute sich auch sofort um. Es war nichts zu sehen, was ihr verdächtig erschienen wäre.
Die Wesen hatten die Hütte nur als Durchflugstation benutzt.
Ihr Blick fiel auf den Spiegel!
Er war leer!
Die Gestalt des Schwarzen Tods konnte nur mehr als Erinnerung angesehen werden. Er hatte seine Boten geschickt und wartete erst mal ab.
Justine spürte die Wut in sich hochsteigen. Am liebsten wäre sie in den Spiegel oder das Tor hineingesprungen und hätte es zerschmettert. Sie hatte es immer als Vorteil angesehen, so unabhängig zu sein, doch nun musste sie das Gegenteil erleben.
Die andere Seite hatte es benutzt, um in ihr Refugium einzudringen. Es passierte nichts ohne Grund. Die Antwort konnte sie sich geben. Sie waren gekommen, um zu vernichten. Sie würden die Welt übernehmen und die Vampire zerstören.
Das traute sie ihnen zu. Sie waren keine Menschen, auch keine Vampire, aber sie brauchten sich vor den Blutsaugern nicht zu verstecken, denn sie waren schneller.
Als sie die Schritte hinter ihrem Rücken hörte, drehte sie sich nicht um. Sie wusste ja, wer kam.
»Sie sind weg, und er ist weg!«
Mallmann legte seine Hände auf Justines Schultern. »Ich weiß es.«
»Glaubst du, dass der Schwarze Tod sich im Hintergrund hält?«
»Vorerst schon. Er wird seine Boten machen lassen, weshalb sie gekommen sind. Und wenn alles vorbereitet und diese Welt gereinigt ist, wird er selbst erscheinen. Er wird vielleicht hier sein neues Reich errichten wollen. Besser kann es ihm nicht gehen. Es ist alles perfekt, und durch den Spiegel kann er die Welt jederzeit wieder verlassen.«
»Du sagst das so.«
»Weil es stimmt.«
Justine musste lachen. »Hast du vergessen, dass wir auch noch da sind?«
»Nein, das habe ich nicht. Im Gegensatz zu dir kenne ich den Schwarzen Tod. Ich habe ihn einige Male in meiner ersten Existenz erlebt, und ich muss dir sagen, dass ich mich verdammt schlecht gefühlt habe. Da war nichts zu machen. Ich konnte ihn als Mensch nicht besiegen, und jetzt, als Vampir, werde ich auch meine Probleme haben.«
»Das hört sich nicht gut an.«
»Es ist auch nicht gut.«
Justine ließ sich mit der nächsten Frage Zeit. »Dann willst du ihnen diese Welt also überlassen?«
»Nein, nicht freiwillig.«
»Also Kampf!«
»Genau!«
Die blonde Bestie drehte sich schwungvoll herum. Mallmanns Hände rutschten von ihren Schultern weg. Ihr Blick bekam einen kalten Ausdruck, und sie nickte Mallmann zu.
»Dann machen wir es doch!«
»Ja.«
Beide schauten sich an. Beide wussten, dass sie in einer gewissen Art und Weise verunsichert waren, was ihnen bisher
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