1324 - Der Angriff
nicht sicher, doch als ich aus dem Fenster schaute, habe ich einen großen Schatten gesehen, der nicht weit entfernt davon durch die Dunkelheit segelte.«
»War es das Monster?«
»Zumindest war es kein Vogel. Glaube ich einfach nicht.«
»Okay, Mum, wir passen auf.«
Bill hatte zugehört und bereits die Konsequenzen gezogen. Er gab Gas, und sein Gesicht wirkte wie versteinert.
»Glaubst du Mum?«
»Ja, Johnny, ich glaube ihr. Sie ist bestimmt nicht überspannt. Und warum sollten ausgerechnet wir verschont werden?«
»Gegenfrage. Warum greift man uns überhaupt an?«
»Gute Frage. Weil ein gewisser John Sinclair unser Freund ist. Und der hat den Schwarzen Tod damals vernichtet. Jetzt wird er Rache nehmen wollen und alle vernichten, die sich in Johns Schlagschatten bewegen. Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen.«
Es war alles gesagt worden. Es gab nur noch den Spannungsbogen zwischen ihnen, der sich verdichtet hatte, weil sie das Haus fast erreicht hatten.
Bill hatte das Tor nach seiner Abfahrt nicht wieder geschlossen.
So stand es weit offen, und er lenkte sein Fahrzeug auf das Grundstück. Bis zu dem etwas erhöht liegenden Haus schlängelte sich der Weg in Kurven hin. Die Umgebung wirkte völlig normal. Geschickt verteilte Lampen gaben ein entsprechendes Licht, in deren Schein zwar zahlreiche Insekten umherflogen, aber keine Flugmonster, wie Johnny sie beschrieben hatte. Die Umgebung machte einen völlig normalen Eindruck. Davon ließen sich die beiden Conollys jedoch nicht täuschen. Es konnte auch alles anders kommen, und das in einer verdammt kurzen Zeitspanne.
Die Scheinwerferlichter des Porsches erreichten bereits die Haustür, als Bill den Wagen nach links auf die breite Zufahrt vor der großen Garage lenkte.
Dort stoppte Bill.
Johnny hatte sich bereits losgeschnallt und wollte aussteigen.
»Moment noch«, sagte sein Vater. »Erst schauen wir uns ein wenig um.«
»Man kann nicht viel sehen.«
Bill ließ sich davon nicht beirren. Er duckte sich, drehte den Kopf in die verschiedenen Richtungen und musste sich eingestehen, dass nichts Verdächtiges in der Nähe kreiste.
»Wir können aussteigen.«
Sie taten es gemeinsam. Bill bedauerte, dass er seine Beretta im Haus hatte liegen lassen. Wenn sie jetzt angegriffen wurden, waren sie waffenlos, abgesehen von Johnnys Taschenmesser. Ob das noch mal so gut half, wagte Bill zu bezweifeln.
Sie ließen den Porsche vor der Garage stehen. Es waren nur ein paar Schritte bis zur Haustür, die von innen geöffnet wurde.
Vater und Sohn gingen recht zügig, aber sie drehten sich dabei immer im Kreis, um die Blicke so gut wie überall zu haben.
»Kommt!«, rief Sheila aus dem Haus.
In diesem Moment lösten sich die beiden Flugmonster aus der Dunkelheit des Gartens. Sie waren schnell, so verdammt schnell, und sie jagten auf Johnny zu, als wollten sie sich für den Tod ihres Artgenossen rächen…
***
Justine Cavallo wusste, dass es jetzt auf jede Sekunde oder sogar auf Sekundenbruchteile ankam. Der Schwarze Tod war nicht irgendein Gegner. Er war jemand, der sich nicht ausrechnen ließ. Der lange Wege in kürzester Zeit zurücklegte und deshalb immer für eine böse Überraschung gut war.
Justine rannte nicht zurück. Was sie tat, das beherrschten sonst nur die Action-Spezialisten in den Hollywood-Streifen. Dazu gehörte schon eine wahre Artistik.
Die blonde Bestie schleuderte ihren Körper zurück. Sie landete jedoch nicht am Boden, sondern schlug mehrere Salti rückwärts hintereinander. Ein perfekter Flic Flac, der soeben noch zum richtigen Zeitpunkt begonnen hatte, denn sie schaffte es, dem verfluchten Sensenblatt zu entwischen.
Sie bekam auch keinen Hauch mit, wie die tödliche Gefahr an ihr vorbeiwischte. Sie wollte nur so schnell wie möglich eine genügend große Distanz zwischen sich und diesen mörderischen Henker bringen.
Und das schaffte sie.
Nach dem letzten perfekt getimten Salto stand sie wieder normal auf ihren Füßen und schaute nach vorn.
Ob der Schwarze Tod nun überrascht war oder nicht, konnte sie nicht sagen, jedenfalls stand er für einen Moment still, wie erstarrt.
Auch die Sense schien zu Eis geworden zu sein. Justine konnte nicht anders, sie musste diesem Geschöpf einfach ins Gesicht lachen. Mit einer wilden, schon provozierenden Bewegung strich sie ihre Haare zurück. Beim Lächeln entblößte sie die spitzen Vampirzähne, und sie sah aus, als wollte sie der Gestalt jeden Moment an die dunklen Knochen
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