1324 - Der Angriff
es aus.
Ich kam mir vor wie in einer Szene, die in sich selbst erstarrt war und aus der es keinen Ausweg mehr gab. Es war grauenhaft. So konnte das Leben nicht sein, aber es gehörte nun mal dazu. Das musste ich auch einsehen. Ich würde es auch einsehen, aber es dauerte seine Zeit.
Ich wusste auch, dass meine Freunde auf einen Bericht warteten und sagte mit krächzender Stimme: »Jane und ich haben sie gefunden. Sie wurde in ihrer eigenen Wohnung umgebracht.«
Shao stand hastig auf und verließ ebenso eilig das Zimmer. Dann schlug heftig die Tür zum Bad zu.
Suko und ich waren allein. Wir blickten uns an. Jetzt sah mein Freund so ähnlich aus wie ich. Er schaute mich an und trotzdem ins Leere. Durch seinen Kopf huschten bestimmt die Gedanken und Vorwürfe, aber er sagte nichts. Er strich nur über sein Gesicht und schaffte schließlich ein Nicken.
»Ich kann mir vorstellen, was du gefühlt hast.«
»Klar. Und Jane ebenfalls. Wir sind einfach zu spät gekommen. Wir haben nicht richtig reagiert, Suko. So und nicht anders muss man es sehen.«
»Keine Vorwürfe.«
Ich winkte ab.
»Du kannst nichts dazu. Es war ihr eigener Wille.«
»Ja, schon«, sagte ich bitter. »Ich kenne dich, Suko. Wenn du an meiner Stelle gewesen wärst, du hättest dir auch Vorwürfe gemacht. Das weiß ich. Dazu kenne ich dich lange und gut genug.«
»Wahrscheinlich. Und wie hat es Jane aufgenommen?«
»Sie ist bei ihr geblieben. Sie will die ganze Nacht bei ihr sein und so etwas wie eine Totenwache halten. Ich habe sie nicht davon abgehalten.«
»Sie wird mit ihren Nerven am Ende sein.«
»Bestimmt.«
Suko fragte nach einer Pause: »Und wie ist sie gestorben? Wer hat es getan?«
»Die beiden Vampirmonster griffen sie an. Sie zerstörten ein Fenster und konnten so in das Haus eindringen. Sie waren brutal und auch gnadenlos, Suko. Sie haben Sarah Goldwyn nicht die Spur einer Chance gelassen, das muss man leider sagen. Nichts, keine Chance. Und das genau ist das Schlimme.«
»Wir konnten sie töten.«
»Sarah nicht. Sie besaß keine Waffe. Das ist leider so. Ich kann es nicht ändern.«
Suko senkte den Kopf. »Jetzt hat es alle erwischt.«
Mich irritierte die Bemerkung etwas. Ich hob den Kopf und schaute ihn starr an. »Wie hast du das gemeint?«
»Johnny auch.«
Fast wäre ich aus dem Sessel geschnellt. Ich klammerte mich an den Lehnen fest, und Suko winkte mit beiden Händen ab. »Keine Sorge, er ist nicht tot. Aber er wurde auf dem Weg von einem Rockkonzert zurück nach Hause von den gleichen Monstern attackiert, das weiß ich von Shao. Er hat es geschafft, John.«
Zum ersten Mal seit dem Eintreten in die Wohnung atmete ich tief durch. »Wenn die Monster noch einen von uns erwischt hätten…«, ich sprach nicht weiter, denn mir fiel plötzlich Glenda Perkins ein. »He, was ist mit Glenda?«
»Sie befindet sich in ihrer Wohnung. Es ist ihr nichts passiert. Da kannst du beruhigt sein.«
Ich schüttelte den Kopf. »Beruhigt bin ich nicht. Das hier ist ein Generalangriff auf uns alle. Auf das gesamte Team. Der Schwarze Tod ist wieder da und hat zum großen Schlag ausgeholt. Er wird alles vernichten, was er sich vorgenommen hat. Er hat nichts vergessen, verdammt. Wie auch?« Ich winkte ab.
»Da hast du Recht.«
Mein Gehirn arbeitete wieder normal. »Einer, Suko, fehlt noch auf unserer Rechnung.«
»Und wer?«
»Sir James.«
»Himmel, du hast Recht. An ihn habe ich gar nicht gedacht. Ob er auch in Gefahr…«
Ich hielt mein Handy schon in der Hand. Am besten erreichte man Sir James in seinem Club, der neben Scotland Yard sein zweites Zuhause war. Wo er ansonsten wohnte, wusste ich nicht. Er hatte mal von einer Wohnung in der Innenstadt gesprochen.
Im Club kannte man meinen Namen, und so wurde Sir James schnell ans Telefon geholt, als ich mich meldete.
»John…?«
Wieder klemmte meine Kehle fast zu. Ich hatte Mühe, die Worte herauszubekommen.
»Was ist denn?«
»Lady Sarah ist tot!«
Schweigen, nichts als Schweigen. Der große Schock, die Überraschung. Sir James konnte nichts sagen. Ich machte mir leichte Vorwürfe, weil ich nicht mit der Tür ins Haus hätte fallen dürfen, aber ich hatte einfach keinen Nerv gehabt, ihn großartig vorzubereiten, und so war er von der grausamen Tatsache überfallen worden.
Ich wollte auch jetzt nicht sprechen und zunächst abwarten, bis er sich gefangen hatte. Seine Stimme klang fremd und kratzig. »Ich… äh … habe Sie richtig verstanden?«
»Haben Sie, Sir.«
»Darf ich
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