1326 - Gegenschlag der Kartanin
Blick.
„Bist du verrückt?" fauchte sie. „Da draußen werden die ersten Siedlungen zu einer riesigen Stadt vereinigt, und du machst dir darüber Gedanken, wie du es den Maakar am besten beibringst, daß sie nicht allein sind? Was denkst du, wie sie reagieren werden?"
„Verwundert, so wie wir", sagte Narktor ruhig. „Sie wissen nicht, daß sie nicht allein sind!"
„Und sie sollen es auch nicht erfahren!"
„Sie werden es nicht erfahren, du hast mein Wort!"
Die Kommandantin schwieg eine Weile. Sie schloß die Augen, als müsse sie angestrengt nachdenken.
„Wie viele?" fragte sie dann.
„Drei", erwiderte Narktor. „Mich eingeschlossen."
„Gut. Und wer sind die beiden anderen?"
„Wido und Fazzy!"
„Nein!" schrie Nikki Frickel ihn an. „Das bringt Unglück. Laß Fazzy aus dem Spiel!"
„Er ist ein brauchbarer Helfer", beharrte Narktor und erzählte, wie das mit dem Wettrennen gewesen war.
„Also gut", seufzte Nikki und warf den Kopf mit den Haaren nach hinten. „Die Verantwortung liegt bei dir."
Damit gab sie den Startschuß für eine Reihe von Unternehmungen, deren Ziel es war, die Absichten der Maakar in Erfahrung zu bringen und sich bei weiteren Maßnahmen darauf einzustellen.
*
SERUNS waren als nicht gerade notschachtfreundlich bekannt. Diesmal jedoch wurde der Aufstieg durch die Metallröhre regelrecht zur Qual. Narktor fluchte, Fazzy jammerte, und Wido benötigte Platz, um sich mit dem Handrücken das Gesicht abzuwischen. Die SERUNS waren nicht aktiviert und konnten ihnen deshalb nicht helfen.
Die drei Männer folgten den Sicherheitsvorschriften. In der Station und ihrer Nähe durften sie keine Energie entfalten. Sie waren allein auf ihre Muskelkraft angewiesen, und der Schacht, durch den sie sich bewegten, führte schräg aufwärts und besaß nicht einmal eine Sprossenleiter. Es war ein Schacht der Luftversorgungsanlage, und sie hatten allein drei Stunden warten müssen, bis eine Handvoll Techniker die Filteranlage entfernt und den Schachteingang für sie freigemacht hatte. Anschließend waren Roboter mit schweren Waffen an der Schachtmündung aufgezogen. Sie standen nun Wache und würden nur auf ein bestimmtes Kodewort hin nicht schießen.
Das Kodewort hatten sich die drei Männer intensiv eingeprägt.
Für die vierzig Meter bis zum oberen Schachtende benötigten sie über eine halbe Stunde. Sie stemmten sich gegen die Wandung und bewegten sich wie Bergsteiger in einem Felskamin aufwärts. Fazzy hatten sie in die Mitte genommen, weil er körperlich den schwächsten Eindruck machte. Es stellte sich als Irrtum heraus. Er war der leichteste von allen und drängte nach oben. Mehrmals rempelte er den Springer an und riß ihn fast von der Wandung. Schließlich verpaßte Narktor ihm eine Ohrfeige. Von da an ging es besser.
Der Springer machte den Anfang. Er erreichte die Mündung und zog umständlich die kleinen Magnetwerkzeuge aus der Brusttasche.
„Mach schon!" drängte Slutch. „Ich kann mich nicht lange halten. Hier oben ist das Metall feucht und glitschig!"
Narktor gab keine Antwort. Er schaltete die winzige Taschenlampe ein und steckte sie zwischen die Zähne. Er leuchtete die Befestigungen an und begann, die Schrauben zu lösen. Zwanzig Stück waren es, dann hing der geschlossene Deckel lose auf seinem Rahmen. Der Springer steckte das Werkzeug ein, nahm die Taschenlampe aus dem Mund und gab sie Fazzy zum Halten. Dann krümmte er den Rücken und stieg weiter aufwärts. Mit dem Körper drückte er die Platte nach oben. Zentimeter um Zentimeter bewegte sie sich, und dann wich sie plötzlich zur Seite in einen Hohlraum hinein, der aus Mauerwerk bestand. Hier gab es kein Metall mehr bis auf die Gitterroste, die das Eindringen von Ungeziefer und Kleintieren in den Schacht verhinderten. Erdreich fiel durch die entstandene Öffnung und landete größtenteils auf Fazzys Kopf. Wieder begann er zu lamentieren, und diesmal war es Wido Helfrich, der ihm von unten einen Klaps gab und ihn zur Ruhe mahnte.
Zu dritt verließen sie den Schacht und fanden kaum in der engen Höhlung Platz. Narktor legte die Metallplatte wieder auf. Er unterließ es, sie festzuschrauben. Er legte die Schrauben zu einem Häufchen zusammen und häufte ein wenig Erde darüber. Dann tastete er an dem Klappdeckel, der den Ausstieg nach oben darstellte.
„Kein Wort jetzt", raunte er. Ein Blick auf seinen Chrono zeigte ihm, daß die vierte Nachtstunde angebrochen war. Draußen war es finster, und als er das
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