133 - Dämonenerbe
Ratten, die einfach nicht auszurotten waren.
Sie erreichten das Gewölbe mit den niedrigen Eisentüren, in dem früher die Gefangenen der Quintanos ihren Tod erwartet hatten. Eine Tür führte vom Verlies in die Folterkammer, die vollgestopft mit den scheußlichsten Marterinstrumenten war.
Der Dämonenkiller holte den Kommandostab hervor, der aus einem knochenähnlichen Material bestand. Er zog den teleskopartigen Stab zu seiner vollen Länge aus und blieb vor einer Wand stehen. Das Magnetfeld hatte Dorian schon vor längerer Zeit abgesteckt, es führte direkt in eine Höhle in der Nähe von Paris, in der es weitere zwanzig Magnetfelder gab, die er alle bereits erforscht hatte. „Bist du bereit, Coco? Oder willst du es dir doch noch anders überlegen?"
„Nein", sagte sie schwach.
Dorian lächelte ihr aufmunternd zu. Coco drückte sich eng an ihn, sie klammerte sich mit dem linken Arm fest. In der rechten Hand hielt sie einen kleinen Koffer, der hauptsächlich mit magischen Gegenständen gefüllt war.
Voll konzentriert betraten Dorian und Coco das Magnetfeld. Das altbekannte Ziehen stellte sich rasch ein. Die Umgebung wurde durchscheinend.
Sie tauchten in einer dunklen Höhle auf. Rasch holte der Dämonenkiller eine Taschenlampe hervor und knipste sie an. Dann leuchtete er die winkeligen Wände ab. Schließlich fand er das richtige Magnetfeld.
„Wohin führt das Feld?" erkundigte sich Coco.
„Auf eine Wiese in der Nähe von Klosterneuburg. Ich kehre sofort um, wenn wir dort angekommen sind."
„Also heißt es jetzt Abschied nehmen."
Dorian nickte. „Die Schlüssel zu Helnweins Haus hast du. Melde dich wie vereinbart."
Coco umarmte ihn und drückte ihre weichen Lippen auf die seinen. Bevor er sie noch festhalten konnte, löste sie sich von ihm.
„Ich bin bald zurück, Dorian."
„Das hoffe ich, Coco."
Ein paar Minuten später standen sie auf einer feuchten Wiese. Coco warf sich sofort zu Boden, als sie ein Scheinwerfer blendete. Das Auto raste an ihr vorüber.
Als sie sich aufrichtete, war Dorian bereits verschwunden. Coco stellte den Koffer ab und blickte sich um. Es war eine sternenklare Nacht, doch für die Jahreszeit war es viel zu kalt. Unter der Lederjacke trug Coco einen dicken Pullover, die eng anliegende schwarze Samthose betonte ihre langen Beine. Das Haar hatte sie aufgesteckt.
Sie überquerte die Wiese und blieb neben einer Baumgruppe stehen.
Unter ihr lag das funkelnde Wien. Deutlich erkannte sie einige markante Gebäude. Besonders ins Auge stachen der scheußliche Donauturm und die Gebäude der UNO-City.
„Na fein", sagte sie spöttisch. „Wien hat mich wieder."
In dieser Stadt hatte sie einige Jahre gelebt, doch Wien hatte sie nicht geformt. Sie war eine Fremde in ihrer Heimatstadt geblieben, mit der sie nur wenig angenehme Erinnerungen verbanden. Coco dachte an ihre freudlose Kindheit zurück, an die Jahre, in denen sie an der Seite ihrer Eltern und Geschwister gegen die fiesen Wiener Sippen gekämpft hatte. Sie war immer glücklich gewesen, wenn sie die Stadt verlassen durfte. An die Villa in der Ratmannsdorfgasse wollte sie gar nicht denken. Sie war glücklich, daß sie ihr nicht mehr gehörte. Weniger glücklich war sie darüber, daß Dorian sich hartnäckig geweigert hatte, Helnweins Haus zu verkaufen, das er nach dessen Tod geerbt hatte.
Wien ist eine Stadt voll mit Gebäuden, die ich nicht mag, sinnierte Coco.
Dann wandte sie sich wesentlicheren Dingen zu, nämlich der Frage, ob sie in Richtung Höhenstraße oder Klosterneuburg gehen sollte.
Ein alter Rekord quälte sich die schmale Straße hoch. Er gab röchelnde Geräusch von sich, so als würde der Motor den Augenblick den Geist aufgeben Der Fahrer hieb auf die Hupe.
„Soll ich Sie ein Stück mitnehmen, Fräulein?" rief der grauhaarige Mann ihr zu. Er fuhr im Schritttempo vorbei.
„Gern", antwortete Coco.
Die Bremsen quietschten wenig vertrauenerweckend. Sie ging um den Wagen herum und setzte sich neben den Alten.
„Schnallen Sie sich an, Kindchen. Den Koffer legen Sie auf den Rücksitz."
Coco gehorchte.
„Keine Angst, der alte Blechhaufen ist tadellos in Schuß. Gute deutsche Qualitätsarbeit."
Der Alte schaltete, und das Getriebe schien beim Auspuff hinauszufliegen.
Ungeniert musterte er sie, und was er zu sehen bekam, gefiel ihm.
„Sie sind wohl feinere Autos gewöhnt, was?" fragte er kichernd.
Coco lachte. Die Federung war im Eimer, und der Auspuff gab Geräusche von sich, die verdächtig nach
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