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133 - Die Höllenmühle

133 - Die Höllenmühle

Titel: 133 - Die Höllenmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ausdrückte. Doch er wolle hier im Haus keine
Trauerstimmung verbreiten, schon den Kindern zuliebe nicht, die gerade
anfingen, ins Leben hineinzuwachsen, die sich fröhlich und unbeschwert
entwickeln und doch darüber die Ernsthaftigkeit des Daseins begreifen sollten,
ohne dem Weg alles Irdischen allzuviel Gewicht beizumessen. Denn wer lebt, so
drückte Jonkera sich aus, kann dies nicht ohne den Tod. Er gehört zum Leben wie
der Herzschlag und das Atmen.
    Solche Worte konnten im ersten Moment den
Anschein erwecken, als wäre die Verblichene in der kurzen Zeit seit ihrem Tod
in diesem Haus schon vergessen. Aber der Eindruck täuschte. Überall gab es
Bilder von Frau Jonkera.
    Morna Ulbrandson war fasziniert von der
Schönheit der Dargestellten. Sie hatte ein stilles, freundliches Gesicht,
zartblaue Augen und lange, seidige Wimpern. Sie blickte verträumt und schien
doch jedem, der sie ansah, auf den Grund der Seele zu blicken. Ihr Haar war von
einem angenehmen dunklen Ton, den man weder als braun noch als schwarz
bezeichnen konnte. Es rahmte ihr schmales, edles Gesicht, fiel locker auf ihre
Schultern und betonte die Schönheit ihres Halses, der weiß und makellos wie der
Stengel einer Lilie aus dem Ausschnitt eines nachtblauen Kleides emporstieg.
    »Gestatten Sie mir eine Frage, Herr Jonkera .«
    »Aber bitte. Natürlich gern.«
    »Wie alt war Ihre Frau, als sie starb ?« konnte Morna Ulbrandson nicht umhin zu fragen.
    »Genau siebenunddreißig.« Er sagte es ohne
Bitterkeit in der Stimme.
    »Sie war wunderschön .«
    »Ja. Das war sie .«
    Dann wurden X-GIRL-C Sohn und Tochter
Jonkeras vorgestellt. Daniela, die älteste, war siebzehn, Eddie vierzehn Jahre
alt. Beide waren sehr gepflegt, intelligent und gebildet. Sie hatten beste
Umgangsformen.
    »Nun, Daniela, Eddie, wie gefällt euch eure
neue Lehrerin ?« fragte Jonkera.
    »Gut, Vati.« Daniela hatte das lange, dunkle
Haar ihrer Mutter und deren zartblaue Augen, das schmale, edle Gesicht mit den
schön geschwungenen Lippen. Es schien, als hätte die Tote in ihrer Tochter eine
Reinkarnation erfahren, so frappierend ähnlich waren sie sich.
    Auch Eddie war angetan von der neuen Lehrerin
und machte den Vorschlag, daß man doch mit den ausgesetzten Lektionen heute
wieder beginnen könne.
    »Das liegt natürlich an Fräulein Ulbrandson«,
meinte der Exportkaufmann. »Wenn sie bereit ist, die Stunden sofort
aufzunehmen, kann sie das gerne tun .«
    »An meiner Bereitschaft soll es nicht
fehlen«, antwortete die Schwedin. »Ich bin unabhängig und frei. Ich kann die
Stelle sofort antreten .«
    Kurd Jonkera warf einen Blick auf seine
Armbanduhr. »Einverstanden, Fräulein Ulbrandson. Dann sollten wir uns über alle
noch anstehenden Fragen in Ruhe unterhalten, und ich würde vorschlagen, daß wir
danach gemeinsam hier essen .« Er warf einen Blick
durchs Fenster. »Heute ist wohl kaum mehr damit zu rechnen, daß sich das Wetter
noch mal ändert. Der Regen ist zwar schwächer geworden, aber ganz aufhören wird
er wohl nicht. Unsere gute Fee«, damit meinte er die Hausdame, »ist unter
anderem auch eine hervorragende Köchin. Wir werden unser Essen gemeinsam hier
im Haus einnehmen, was in etwa eineinhalb Stunden der Fall sein wird. Ich nehme
an, daß wir bis dahin alle Fragen besprochen haben .«
    Morna nickte.
    Damit wandte er sich an seine Kinder und
schickte Eddie und Daniela auf ihre Zimmer, wo sie sich bis zu diesem Zeitpunkt
beschäftigen sollten.
    »Nehmt euch schon mal eure" Lektionen
vor«, lachte er fröhlich. »Ihr habt in den letzten Wochen nichts getan und
bestimmt manches vergessen. Fräulein Ulbrandson will bestimmt wissen, wie der
neueste Stand ist .«
    »Genau«, lachte auch Morna. Die heitere,
ungezwungene Art, die Atmosphäre, die in diesem Haus herrschte, gefiel ihr.
    Kurd Jonkera bat die Schwedin in sein
Arbeitszimmer.
    Es lag einen Stock höher und war eingerichtet
mit italienischen Stilmöbeln, die Jonkera, wie er stolz erzählte, Stück für
Stück aus Mailand mitgebracht hatte. Die Wände waren mit grünen Seidentapeten
bespannt. Vornehm das Ganze, aber ein wenig kühl.
    Morna versank fast in einem der bequemen,
geblümten Sessel, den Jonkera ihr anbot.
    »Was möchten Sie trinken, Fräulein Ulbrandson ?«
    »Danke. Jetzt nichts.«
    »Oh«, Jonkera schien enttäuscht. »Ein kleiner
Drink vor dem Essen öffnet den Magen und macht ihn erst richtig aufnahmebereit
für das, was nachkommt .«
    Er ging zur Bar, in der es alles gab, was man
sich denken und

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