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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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nur im Notfall eingesetzt wurde. Dass er sie zusätzlich zum Schockstab mit sich führte, zeigte den Respekt, den ihm dieses Territorium einflößte.
    Sobald alle draußen standen, wuchs die Quallenwandung wieder zusammen. Die Tentakel lösten sich aus dem Grund und erwachten zu hektischer Betriebsamkeit.
    Stoßend, ziehend und paddelnd bugsierten sie die runde Gondel in tiefere Gefilde. Anlandende Wellen trieben sie mehrmals zurück, doch das organische Wesen gab nicht auf, bis es endlich unter einer meterhoch aufgetürmten Wasserfront abtauchte.
    Gurgelnd und schäumend versank es in der Bucht, um sich in sicherer Entfernung wieder zu verankern und den Rückruf abzuwarten. Unter normalen Umständen hätten sie ihre Landung besser verschoben, doch die Anwesenheit der Daa’muren erzwang ein rasches Eingreifen.
    Tief nach vorn gebeugt, die Hände schützend vors Gesicht haltend, kämpften sich die drei Freunde an Land.
    Obwohl eigentlich helllichter Tag war, bereitete Matt die Orientierung große Mühe. Im Rahmen eines Manövers hatte er zwar dem hiesigen Flottenstützpunkt einmal einen Besuch abgestattet, aber die tief hängenden Wolken absorbierten nicht nur jeden Sonnenstrahl, sie schienen die Landschaft zusätzlich auch noch mit Pech zu übergießen. Die im Halbdunkel erstarrten Ruinen wiesen nur noch wenige Gemeinsamkeiten mit der einst so lebhaften Kronkolonie auf. Matt vermisste auch den Leuchtturm an der Hafeneinfahrt, die weit hinter ihnen lag.
    Mit der Hand beschirmte er seine Augen gegen den prasselnden Regen, der von schräg oben kam. Einige Merkmale der Halbinsel waren zum Glück so markant, dass auch fünfhundert Jahre Zerfall sie nicht hatten verwischen können. 426 Meter ragte der Fels von Gibraltar an seinem höchsten Punkt aus dem Mittelmeer. Die Ostseite des Upper Rock verlief ausgesprochen steil, während die ihnen zugewandte Westflanke stufenweise zur Stadt und zum Hafen abfiel.
    Im Norden stellte eine schmale, sandige Landenge die Verbindung zum spanischen Festland her, südlich der Landspitze verlief dagegen die vierzehn Kilometer breite Straße von Gibraltar, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verband. All das haftete Matt noch im Gedächtnis, und angesichts des überschaubaren Geländes kehrten auch andere Erinnerungen zurück.
    »Wir befinden uns innerhalb der ehemaligen Hafenanlage«, erklärte er. »Die äußeren Stege und Mauern hat wohl die Flutwelle nach dem Kometen zerstört, deshalb ist nicht mehr viel davon zu sehen. Manches existiert aber noch. Etwa der künstlich aufgeschüttete Streifen da hinten, der in die Bucht hinein führt. Das war mal die Start- und Landebahn des örtlichen Flughafens.«
    Bei den Brocken, die sich davor abzeichneten, handelte es sich um die Reste der nördlichen Hafeneinfassung. Wie speichelumflossene Zahnstümpfe im Maul eines Greises ragten sie aus der sturmgepeitschten See. Ein schauriger Anblick, der Aruula allerdings weder erbeben ließ, noch sonderlich zu interessieren schien. Bereits bis auf die Haut durchnässt, lagen ihre Prioritäten bei einem trockenen Unterschlupf, von dem aus alle weiteren Unternehmungen geplant werden konnten.
    »Wirklich alles ganz toll«, beschied sie Matt sarkastisch.
    »Aber kennst du auch einen Platz, wo wir ein Dach über dem Kopf haben?«
    Quart’ol schloss sich der Schelte nicht an. Seine Schuppenhaut trotzte selbst dem Wasserdruck von mehreren tausend Metern Tiefe. Dort unten war es eiskalt und dunkel. So ein Regen machte ihm daher nur wenig aus, obwohl auch er Mühe hatte, nicht vom Wind mitgerissen zu werden. Matts Blick glitt über die vor ihnen aufragenden Fassaden.
    Erleuchtete Fenster, Rauchsäulen oder andere Hinweise auf menschliches Leben suchte man dort vergeblich.
    Quart’ols Voraussage traf absolut zu. Gibraltar war eine Geisterstadt. Dunkel, nass und abweisend breitete sie sich im Schatten des Berges aus. Das große Gebäude, nach dem er Ausschau hielt, hob sich glücklicherweise deutlich von den umliegenden ab. Der Gouverneurspalast.
    »Dorthin«, schlug Matt vor. »Das Ding ist sehr massiv gebaut.«
    Dicht beieinander bleibend, stapften sie los. Viel Gepäck schleppten sie zum Glück nicht mit. Nur Tragebeutel voll Proviant, einen Feldstecher und drei der Tiefsee erprobten Handlampen, wie die Hydriten sie für Ausflüge in lichtlose Abgründe benutzten. Neben Quart’ols Druckschallgewehr verfügten sie noch über Matts Driller und Aruulas Bihänder.
    Diese Feuerkraft reichte hoffentlich aus, um die

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