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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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beobachtete.
    Überrascht sah er, womit sie es zu tun hatten.
    Der grelle Spot erfasste einen Affen, festgekrallt in den Falten eines weinroten Vorhangs, der von der Decke hing.
    Äußerlich auf teuren Brokat getrimmt, musste es sich um eine hundertprozentige Synthetikmischung handeln. Anders ließ sich nicht erklären, dass der Stoff die Jahrhunderte überstanden hatte.
    Geblendet krabbelte der Affe den Vorhang empor und wechselte auf die Brüstung der umlaufenden Treppe. Matt folgte ihm mit der Lampe und streifte dabei einige seiner Artgenossen, die auf Vorsprüngen, Geländern und Stufen herumturnten, aber auch an den Überresten der Beleuchtungskörper hingen, wie dem ausladenden Kronleuchter, der noch immer von der Decke baumelte.
    All den Affen war gemein, dass sie keinen Moment still sitzen konnten. Auf der Stelle hüpfend, unruhig hin und her laufend oder von Haken zu Haken schwingend, protestierten sie lautstark gegen die Verletzung ihres angestammten Reviers.
    Es musste sich um Nachkommen der berühmten Berberaffen handeln, die schon seit der Zeit der maurischen Herrschaft auf Gibraltar wohnten. Obwohl zu vierfacher Größe mutiert und mit einem überdimensionierten Gebiss ausgestattet, ließ sich die Verwandtschaft nicht übersehen.
    Ähnlich den Makaken, trugen auch diese Exemplare ein hellbraun bis weiß schattiertes Fell und besaßen keinen Schwanz.
    »Hier steht also noch alles unter britischer Hoheit«, grinste Matt in Anspielung auf die alte Legende, dass die Engländer ihre Festung im Süden Spaniens erst verlieren würden, wenn der letzte Berberaffe verschwunden sei.
    Das Ganze ging auf die Belagerung Gibraltars während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zurück. Damals sollten die Engländer von den Tieren vor einem Nachtangriff der Spanier und Franzosen gewarnt worden sein. Legende oder nicht, der Aberglaube beherrschte Politiker und Menschen durch die Jahrhunderte so stark, dass es bis zuletzt einen Affenoffizier in der britischen Garnison gab, der sich nur um das Wohlergehen der Makaken zu kümmern hatte.
    Diese Männer mussten ihren Job bis zum Kometeneinschlag sehr gut gemacht haben, denn die einzigen frei lebenden Affen Europas hatten sich tatsächlich bis ins Jahr 2521 gehalten. Mit dem Unterschied, dass sie jetzt nicht mehr klein und niedlich, sondern groß und angriffslustig waren.
    Letzteres bekamen Matt und seine Freunde zu spüren, als die erregten Tiere begannen, mit Gegenständen zu werfen.
    Alles, was die Makaken zu fassen bekamen, verwandelte sich in Wurfgeschosse.
    Früchte, Bruchholz, aber auch Porzellantassen, die aus irgendeinem zerfallenen Schrank stammen mussten.
    Knallend zerplatzten sie vor Matt auf dem Marmorboden.
    Feine weiße Splitter spritzen ihm bis ans Brustbein. Schützend hielt er die Hand vors Gesicht. Bisher lagen die Würfe zu kurz, doch die ersten Mutantenaffen sprangen bereits näher heran.
    Matt hob den Driller und drückte ab.
    Fauchend spie die Mündung einen Miniatursprengkopf aus.
    Nicht größer als die Spitze eines Kugelschreibers, besaß das Geschoss doch erhebliche Sprengkraft.
    Mit einem lauten Knall fuhr es in die Hallendecke und explodierte in einer feurigen Fontäne. Selbst Matt zuckte zusammen; die Affen aber, die zum ersten Mal mit Explosivwaffen konfrontiert wurden, traf die Wirkung bis ins Mark. Kreischend stoben sie in alle Richtungen davon.
    Nicht nur einige Meter weit, sondern hinaus in den Regen und von dort in die angrenzenden Gebäude.
    Grollender Donner erklang, wie ein Echo der Explosion, dann wurde es ganz still. Bis auf das Prasseln des Regens.
    Feine Marmorstaubschleier, die von der Decke zu Boden schwebten, waren alles, was noch an den Spuk erinnerte.
    »Hoffen wir, dass sie nicht zurück kommen«, meldete sich Quart’ol zu Wort. »Diese behaarten Biester sahen ja wirklich schrecklich aus.«
    »Ohne Fell geben die aber bestimmt einen leckeren Braten ab«, wandte Aruula ein und leckte sich dabei die Lippen.
    Quart’ol zuckte gleichgültig mit den Schultern. Er war Vegetarier.
    Matt dachte derzeit nicht ans Essen, sondern machte sich Sorgen, dass der oder die Daa’muren den Schuss gehört haben könnten. Angesichts des tobenden Unwetters konnte der Lärm zwar untergegangen sein, trotzdem drängte er seine Begleiter, die oberen Stockwerke zu erkunden.
    Im Licht der Handlampen erklommen sie die steinerne Treppe. Weder hier noch in den umliegenden Fluren waren Affen zu entdecken. Nur der Unrat, den sie hinterlassen

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