133 - Die Letzte ihrer Art
äußeren Fußknöchel. Ein gleißender Blitz jagte seine Nervenbahnen empor. Er hörte etwas knacken und verlor jeden Halt.
Mit einem Fluch auf den Lippen stürzte er zu Boden.
Reflexartig fing er sich mit dem linken Arm ab und zog die Waffenhand an den Körper. Obwohl seine Netzhäute mit Tränensekret überflutet wurden, sah er fassungslos mit an, wie Crocker in die Höhe federte, ohne auch nur eine Hand zum Abstützen zu brauchen. Mordlust funkelte in den Augen des Agenten.
Beide Hände fest um den zerbrechlichen Behälter gelegt, glitt er geschmeidig auf Kerry zu und winkelte das rechte Bein zu einem mörderischen Tritt an. Sein Absatz machte sich bereits auf den Weg, die Nase des am Boden Liegenden zu zertrümmern, als Kerry die Automatik abfeuerte.
Es war kaum mehr als ein Deutschuss, abgefeuert aus einer verkrümmten Position, doch die Kugel fuhr geradewegs durch Crockers Wadenbein.
Die Wucht des Einschlags riss den Dreckskerl herum. Er verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten. Schmerz und Überraschung waren so groß, dass er die Arme öffnete.
Der Glasbehälter flog über ihn hinweg und zersplitterte an der rückwärtigen Wand. Scherben regneten in die Tiefe, während Kerry die Waffe auf den Kopf des Gegners ausrichtete und zwei Mal durchzog. Die Schüsse übertönten alle anderen Geräusche, danach breitete sich eine unwirkliche Stille aus.
»Ich hab doch gesagt, dass ich dir das Maul mit Blei stopfe«, knurrte Kerry, um sich von seinen Schmerzen abzulenken.
Sein Fußknöchel sandte heiß pulsierende Wellen aus. Er musste nicht mal danach tasten, um zu wissen, dass er angebrochen war. Der Versuch, ihn auch nur ansatzweise zu belasten, endete in einem unterdrückten Wimmern. Kerry neigte nicht zur Wehleidigkeit, aber er gehörte auch nicht zu den Kerlen, denen einer abging, nur weil es richtig schön wehtat.
Stöhnend wälzte er sich herum und robbte zum nächsten Labortisch. Dort reichte sein Arm gerade weit genug, um an die Tischkante zu langen. Mühsam zog er sich an dem Möbel in die Höhe, ohne sein Gelenk zu belasten.
Crocker lag weiter reglos am Boden. Dort wo sein Gesicht hätte sein sollen, glänzte nur noch eine blutige Kraterlandschaft inmitten eines sich immer weiter ausbreitenden dunklen Sees. Scherben ragten aus dem klebrigen Gewässer hervor. Scherben klebten auch an der rückwärtigen Wand, gehalten von dem grünen Fischlaich, der dort in einem großen und mehreren kleineren Portionen festpappte. Der Großteil des geborstenen Glases lag auf dem Boden.
Kerry überlegte einen Moment, ob er das Erbgut der Fish’n’khans vollständig abtöten sollte, doch der Gedanke, auf einem Bein hüpfend mit Salzsäure zu hantieren, behagte ihm wenig.
»Scheiß drauf«, befand er, steckte die Pistole zurück in den Gürtelholster und hüpfte zur Durchgangsschleuse. Im Hafen wartete schon Lieutenant Rush auf ihn, die zwei Plätze auf einem Zerstörer frei hielt. Die Brut der Fish’n’khans würde von ganz alleine an der Wand vertrocknen und vergehen.
Commander Kerry sollte sich irren. Er ahnte nicht, dass ausgerechnet Crockers Leiche der Brut das Überleben sichern würde…
***
Gibraltar, 12. Februar 2521
Ein leises Wimmern ertönte aus der Dunkelheit.
»Rauskommen!«, rief Aruula und hob drohend das blanke Schwert. »Sofort raus da oder wir strecken dich nieder!«
Die Drohung zeigte umgehend Wirkung. Ein blasses, blutleeres Gesicht schälte sich aus der Deckung zweier Labortische, gefolgt von dem hoch aufgeschossenen Körper einer mit hauteng anliegenden Schleiern bekleideten Barbarin.
Beide Arme fest um den Leib geschlungen, löste sie sich aus ihrem Versteck. Langes blondes Haar floss ihre zitternden Schultern herab.
»Lasst mich doch in Frieden«, flehte sie. »Ich habe niemanden etwas Böses getan.«
Ihr Englisch war so geschliffen wie das eines Techno und wollte so gar nicht zu ihrem archaischen Erscheinungsbild passen. Die Tränen wirkten dagegen authentisch, ebenso die Schrammen und die blauen Flecken auf der zarten, milchweißen Haut.
»Wie kommst du hierher?«, fragte Matt misstrauisch.
Hilfesuchend sah ihn die Frau aus großen Augen an. »Ich wurde verschleppt«, jammerte sie. »Von einem grässlichen Echsenmann, der mir sehr weh getan hat.«
Am ganzen Leib zitternd, torkelte sie näher. Schritt für Schritt, auf schmalen Füßen. Weder Schuhe noch Strümpfe schützten sie vor dem kalten Boden.
»Zurück!«, befahl Aruula. So harsch, dass die Blonde
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