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1330 - Die Kopfgeldjägerin

1330 - Die Kopfgeldjägerin

Titel: 1330 - Die Kopfgeldjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gewisse Kreativität entfalten.
    »Beinahe hätte ich Sie sogar für einen Supermann gehalten«, erklärte mir die Unbekannte.
    »Wer viel schreibt, der schreibt auch viel falsch«, erwiderte ich.
    »Supermänner gibt es nur in Comics oder in dessen verfilmten Geschichten. Das sollte Ihnen bekannt sein.«
    »Ich weiß es jetzt!«
    »Sehr schön«, sagte ich. »Und wie heißt die Person, die es jetzt weiß? Haben Sie einen Namen?«
    Ihre vollen Lippen zogen sich in die Breite. »Ich werde Ihnen meinen Vornamen nennen. Ich heiße Elsa.«
    »Ah ja. Elsa ist ein ungewöhnlicher Name. Ich kenne ihn aus einer Wagner-Oper.«
    »Damit habe ich nichts zu tun.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Aber bleiben wir bei Ihnen und dieser Umgebung. Treffender hätte sie nicht sein können. Ich konnte es kaum glauben, als ich Sie zu diesem Friedhof fahren sah. Als hätten sie gewusst, was hier bald passieren wird. Als hätten Sie sich Ihren Sterbeplatz bewusst ausgesucht. Schnell dorthin zu gehen, wo der ewige Frieden eine Stätte gefunden hat. So habe ich kein Problem mit Ihrer Leiche.«
    Keine Wut und auch kein Hass war aus diesen Worten herauszuhören. Sie hatte so glatt und gefühllos gesprochen, und genau das machte den Profikiller aus. Sie war jemand, der emotionslos killte.
    Jedem ihrer Opfer stand sie neutral gegenüber. Ebenso gut hätte sie auch in ein Geschäft gehen und sich eine Bluse kaufen können.
    Bisher hatte ich ihre Augen nicht gesehen. Auch weiterhin blieben sie hinter den dunklen Gläsern der Brille verborgen. Diese Elsa war eine Frau, die genau wusste, was sie wollte. Auch der Revolver hatte sich um keinen Millimeter bewegt.
    Durch die Unterhaltung vorhin war ich abgelenkt worden. Jetzt aber, wo die Stille zwischen uns stand, baute sich die Spannung allmählich auf, und ich spürte eine innere Kälte, die allmählich durch meine Beine kroch und dann in den Oberkörper hineinglitt.
    Die Kälte konnte auch anders ausgelegt werden. Es war das Gefühl der kalten Angst, das sich ausbreitete. Ich merkte es genau und hatte plötzlich das Gefühl, einen zu engen Körper zu haben. Ich spürte auch, wie der Schweiß sich freie Bahn schaffte. Er drängte sich aus den Poren, denn allmählich wurde es ernst.
    »Sie heben dann bitte die Arme an und verschränken die Hände am Hinterkopf.«
    »Und dann?«
    »Tun Sie es!«, zischte sie.
    Sie hätte geschossen, das war mir klar. So aber glaubte ich daran, noch etwas Zeit gewinnen zu können, und deshalb reagierte ich entsprechend. Ich legte die Hände an meinen Hinterkopf und wartete darauf, dass etwas passierte.
    Elsa nickte. Damit deutete sie ihre Zufriedenheit an. »Und jetzt möchte ich, dass Sie sich umdrehen.«
    »Wollen Sie mir eine Kugel in den Rücken schießen?«
    »Umdrehen!«
    »Okay.« Ich ließ die Hände, wo sie waren und bewegte mich auf der Stelle. Der Schweiß auf meinem Rücken blieb. Er war kalt geworden. Es kam kein neuer mehr hinzu, aber ich merkte schon, dass mein Herz hämmerte. Es war keine Panik, die mich überschwemmte, aber ich musste mich damit abfinden, dass es langsam eng für mich wurde und meine Chancen immer mehr sanken. Das Wissen, dass diese Elsa jeden Moment abdrücken und mir eine Kugel in den Rücken schießen konnte, sorgte bei mir auch nicht eben für Freude.
    »Geh bis zum Grab!«
    Sie brauchte nicht mehr zu sagen, denn ich wusste, welches Grab sie damit meinte. Ich hatte schließlich davor gestanden und meine gelben Rosen darauf gestellt.
    Vor Lady Sarahs letzter Ruhestätte blieb ich stehen. Kleine Rinnsale liefen an den Seiten des Nackens entlang und wurden vom Stoff meines Hemds aufgesaugt.
    Es hätte wirklich in einen Film hingepasst. Diese Dramaturgie konnte man sich kaum selbst ausdenken. Ich sollte dort erschossen werden, wo auch meine alte Freundin Lady Sarah lag.
    Dieses Wissen sorgte für einen noch stärkeren Ansturm der Angst. Es war mir kaum möglich, normal Luft zu holen. Wenn ich Luft holte, egal, ob durch den Mund oder die Nase, bekam ich Beklemmungen, und jeden Herzschlag spürte ich als Echo im Kopf.
    Ich schaute auf das Grab und hielt dabei den Kopf leicht gesenkt.
    Die Hände stützten sich dabei noch immer am Nacken ab, und jetzt kam auch das Zittern in den Knien hinzu.
    Haben Helden auch Angst?
    Bestimmt. Es gibt wohl keinen Menschen, der dieses Gefühl nicht kennt. Bei mir lag sie wie ein Druck. Noch vor Minuten hatte ich hier am Grab gestanden und eine stumme Zwiesprache mit der toten Sarah Goldwyn gehalten.
    Nun

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