1331 - Hochzeitskleid und Leichenhemd
Weg zum Schloss.
Beide waren wir nicht hundertprozentig davon überzeugt, das Richtige zu tun. Wir handelten da mehr nach unseren Gefühlen.
Aber auf die konnten wir uns verlassen. Meistens jedenfalls. Einem Phantom jedenfalls jagten wir nicht nach, denn schließlich hatte es bereits eine Tote gegeben.
Wir waren beide gespannt, was uns auf Longford Castle erwartete. Zuvor aber meldete sich das Autotelefon, das mit einer Freisprechanlage verbunden war.
Suko stellte die Verbindung her und meldete sich auch.
»Ich habe es mir doch gedacht, dass ich euch im Rover erreiche«, hörten sie Glendas Stimme.
»Neuigkeiten?«, fragte Suko.
»Ja. Einige.«
»Erzähle.«
»Margot Kiddy rief mich an.«
Nach dieser Meldung schraken wir beide zusammen, denn damit hätten wir wirklich nicht gerechnet.
»Nur wollte sie nicht mich sprechen, sondern John. Aber ich habe sie dazu gebracht, mir den Grund ihres Anrufs zu erzählen, und ich denke, da hat jemand kalte Füße bekommen.«
Glenda Perkins redete nicht mehr lange um den heißen Brei herum. Sie kam zur Sache, und wir bekamen in den folgenden Sekunden große Augen. Ich fuhr noch langsamer, um mich besser auf das Gespräch konzentrieren zu können.
Zum Schluss sagte sie: »Es sieht alles danach aus, als solltet ihr die Finger von dem Fall lassen.«
Sie bekam von mir die passende Antwort. »Genau das werden wir nicht tun.«
»Das hatte ich mir gedacht. Aber wie wollt ihr es anstellen?«
»Ganz einfach. Wir haben einen anderen Weg eingeschlagen. Wir befinden uns auf der Fahrt nach Longford Castle.«
»Bitte?«
»Es ist das Schloss, in dem die Hochzeit stattfinden sollte. Dort hat man auch die Leiche gefunden.«
»Ja, natürlich. Mir war im Moment nur der Name nicht so geläufig.«
»Dann weißt du jetzt Bescheid.«
»Glaubt ihr denn, dass ihr dort etwas erreichen könnt?«
»Wir hoffen es.«
»Warum?«
»Sag du es ihr, Suko.« Ich wollte mich mehr auf die Fahrt konzentrieren. Mein Freund und Kollege erklärte unserer Assistentin die einzelnen Gründe. Da änderte sich Glendas Meinung. Schließlich sagte sie noch, dass alles womöglich auf eine tragische Liebesgeschichte hinauslief.
»Das könnte zutreffen.«
»Soll ich versuchen, mehr über diese Corinna Moncour herauszufinden? Würde euch das helfen?«
»Wenn du Zeit hast.«
»Für euch tue ich doch alles. Oder fast alles.« Sie lachte noch und legte auf.
Auch Suko lachte und fragte mich dann: »Wie schätzt du das Verhalten dieser Schneiderin ein?«
»Sie hat es mit der Angst zu tun bekommen, weil sie das Spiel überreizt hat. Wie ich sehe, hat sie uns vor ihren Karren spannen wollen. Genau das ist ihr nicht gelungen. Kann sein, dass sie jetzt in Panik gerät.«
»Und was will sie wirklich?«
»Keine Ahnung. Aber sie mischt mit.«
London hatten wir bereits verlassen und fuhren in einen wunderschönen Sommertag hinein. Auch der Monat August zeigte sich von seiner strahlenden Seite. Ein herrlich blauer Himmel, der mit einem Meer zu vergleichen war, auf dem die Wolken als Schiffe fuhren.
Die Temperaturen lagen unter der 30-Grad-Grenze, und das war auch gut so. Da konnten die Menschen durchatmen und stöhnten nicht mehr unter der drückenden und schwülen Hitze, wenn sie sich im Freien aufhielten.
Der starke Verkehr dünnte aus. Die Gegend wurde weiter. Sie bot den Blicken genügend Raum. Kleine Hügel verteilten sich wie Buckel im Gelände, und die Häuser darin sahen aus wie kleine Schachteln.
Man konnte aufatmen. Die brutale Hitze war vorbei, und im nächsten Monat begann der Herbst. Niemand konnte voraussehen, was uns diese Jahreszeit bringen würde. Wir allerdings mussten davon ausgehen, dass der Schwarze Tod keine Ruhe geben würde.
Daran wollte ich jetzt nicht denken, da wir uns um ein anderes Problem kümmern mussten. Um ein Kleid, das angeblich der Teufel vor langer Zeit hergestellt hatte, um es einer Frau zu übergeben, die Corinna Moncour geheißen hatte.
Ob das nun alles genau stimmte oder wir nur zu dieser Annahme gekommen waren, stand nicht fest. Ich war sicher, dass wir eine Aufklärung erhalten würden.
Das GPS zeigte uns den Weg. Es war schon eine Hilfe. Früher hatte einer von uns immer auf die Karte schauen müssen. Das kam auch jetzt immer noch vor, aber dann konnten wir uns Zeit lassen.
Ich hoffte, dass sich Glenda mit einer Erfolgsnachricht melden würde. In der Tat wurden wir angerufen.
Wieder übernahm Suko das Sprechen. »So, jetzt bin ich mal gespannt, was du uns zu sagen
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