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1331 - Hochzeitskleid und Leichenhemd

1331 - Hochzeitskleid und Leichenhemd

Titel: 1331 - Hochzeitskleid und Leichenhemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hast.«
    »Nur eine Bestätigung. Ich habe herausgefunden, dass diese Corinna Moncour tatsächlich die Geliebte eines gewissen Earl of Longford gewesen ist. Er hat sie aus Frankreich kommen lassen und für sie einen Trakt in diesem kleinen Schloss eingerichtet. Nicht für immer, sondern bis zur Hochzeit, die er ihr versprochen hatte.«
    »Hat diese Hochzeit denn jemals stattgefunden?«
    »Nein, Suko, dazu ist es wohl nicht gekommen. Was da genau schief gelaufen ist, weiß ich nicht. Aber das Hochzeitskleid wird sie schon gehabt haben.«
    »Bestimmt. Und vom Teufel mit seiner heißen Höllennadel genäht.«
    »Mehr weiß ich nicht.«
    »Danke, Glenda, das reicht auch. Wir werden das Schloss bald erreichen und können uns dort umschauen.«
    »Gut. Viel Glück. Und gebt gut auf euch Acht. Bräute können manchmal sehr verführerisch sein.«
    »Oder tödlich«, sagte Suko.
    »Das leider auch…«
    ***
    »Wollen Sie noch ein Bier, Mister?«
    Harry Hilton schaute in die Höhe. Er hatte nicht gesehen, dass der Schlosswirt an seinen Tisch gekommen war. Müde wischte er über seine Stirn. Hinter ihm befand sich das Fenster, durch das die Sonne ihre Strahlen schon relativ flach schickte, denn sie war bereits damit beschäftigt, sich in Richtung Westen zu verabschieden.
    Noch trafen die Strahlen den Rücken des 35-jährigen Mannes, dessen Augen rot umrändert waren, weil er einfach zu wenig Schlaf bekommen hatte. Oder gar keinen.
    »Ja, Ed, bringen Sie mir noch ein Glas.«
    »Geht in Ordnung.«
    Harry Hilton atmete tief aus. Ein Teil der Luft streifte über den Aschenbecher hinweg und sorgte dafür, dass einige graue Teilchen in die Höhe flogen und in den Strahl der Sonne hineintanzten, um sich dort mit den unzähligen Staubkörnern zu vereinigen.
    Er war nicht der einzige Gast in der Schlossschänke. An zwei anderen Tischen saßen noch Ausflügler, die allerdings nicht mehr lange bleiben würden, denn schon öfter hatten sie auf ihre Uhren geschaut.
    Harry Hilton wollte nicht verschwinden. Er würde bleiben. Er musste bleiben. Es war ihm ein inneres Bedürfnis. Nur wenn er blieb und nachforschte, konnte er Ruhe finden. Sonst würde er sein gesamtes weiteres Leben mit einer schrecklichen Qual und starken Selbstvorwürfen leben, denn er wollte wissen, warum die Frau, die er hatte heiraten wollen, auf eine so schreckliche Art und Weise umgekommen war.
    Sie war in ihrem Hochzeitskleid verbrannt oder verwest!
    Eine grauenhafte Vorstellung, die Harry auch jetzt nicht richtig nachvollziehen konnte. Das war so unerklärbar und außerhalb der Norm, dass ein normales menschliches Gehirn sich weigerte, es zu akzeptieren. So etwas durfte einfach nicht passieren.
    Und trotzdem war es passiert!
    Am Morgen war sie gefunden worden. In ihrer kleinen Suite, in der sie die Nacht vor der Hochzeit hatte allein verbringen wollen.
    So ein Unsinn, so ein Quatsch. Wie oft hatten sie schon miteinander geschlafen. Da war es eigentlich eine Farce gewesen. Aber Marietta hatte darauf bestanden und es mit dem Leben bezahlt. In ihrem Hochzeitskleid war sie gestorben. In einem Kleid, das ihr so wahnsinnig gut gefallen hatte, weil der Stoff nach Geschichte duftete, wie sie immer behauptet hatte.
    Hilton hatte es nicht nachvollziehen können. Er war ein zu großer Realist. Als Chef einer kleinen aber feinen Software-Firma musste man das einfach sein.
    Eine tolle und große Hochzeit hatte es werden sollen. Mit vielen Gästen, mit Gesang und Tanz.
    Und was war es geworden?
    Ein Totenfest. Ein schreckliches und grausames Fest für die Toten. Seine Braut gab es nicht mehr, der Sensenmann hatte sie geholt, und ihr Tod war eingeschlagen wie eine Bombe.
    Es gab kein Mitglied der Hochzeitsgesellschaft mehr, das noch im Schloss gewohnt hätte. Sie alle hatten sich zurückgezogen. Die Eltern, die Verwandten, die Bekannten und Freunde.
    Nur Harry Hilton war geblieben!
    Er konnte nicht weg. Es gab irgendetwas, das tief in ihm steckte und ihn daran hinderte.
    Klar, die Polizei hatte sich um den Mord gekümmert. Jeder Gast war befragt worden, aber die Befragung hätten sich die Polizisten auch sparen können.
    Nichts, aber auch gar nichts war dabei herausgekommen. Das wollte der junge Mann mit den dunkelblonden kurz geschnittenen Haaren nicht akzeptieren. Es war sicher, dass es noch etwas gab, das er aufklären musste. Tief in seinem Innern befand sich dieses Gefühl, das danach rief.
    Er hatte geschrien, geflucht, geweint. Nun besaß er keine Tränen mehr, sondern nur noch

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